20. November 2020 | Magazin:

Griff nach den Sternen Studierende entwerfen interaktives Planetarium

Normalerweise besteht ein Besuch im Planetarium aus Zurücklehnen, Lernen und Staunen. Ein Projekt mit dem Planetarium Wolfsburg und dem Institut für Computergraphik (ICG) der Technischen Universität Braunschweig möchte das Altbewährte aufregender machen: Aus dem interplanetaren Regietheater wird einmal mehr ein interaktives Erlebnis. Drei Informatikstudenten entwickeln für das größte Planetarium Niedersachsens eine Plattform, bei der jede und jeder an der Show teilnimmt. Einzige Voraussetzung ist ein Smartphone.

Noch ist es ein Prototyp. Aber auf der Kuppel des Planetariums sind bereits erste steuerbare Raumschiffe unterwegs. Bildnachweis: Jan-Philipp Tauscher/TU Braunschweig

Seit fast 100 Jahren gibt es Planetarien, in denen Menschen den Sternen ganz nahekommen. Was wäre, wenn man dort auch mit seinem eigenen kleinen Raumschiff durchs All fliegen, im Team Weltraumschrott einsammeln oder in einem Irrgarten lustwandeln könnte? Alle Besucherinnen und Besucher des Planetariums wären dann Teil des Geschehens, indem sie mit ihrem Smartphone über eine Web App direkt einsteigen. Genau das wird derzeit im Planetarium Wolfsburg vom Institut für Computergraphik umgesetzt. Dabei sollen die steuerbaren Inhalte und Bedienelemente für jedes Vorstellungsprogramm frei wählbar sein. Jede Show wäre einzigartig.

Vom Dome zum Planetarium

Die Idee kommt aus dem Software-Entwicklungs-Praktikum, das alle Informatik-Studierenden an der TU Braunschweig absolvieren. Dafür experimentierten Niklas Mainzer, Jonas Penshorn und Johannes Weinert am Institut für Computergraphik mit dem ICG Dome, einer fünf Meter großen, mit Projektoren ausgestatten Halbkugel. Sie schrieben eine Software, mit der man im Dome Sternbilder zusammenpuzzeln kann. Was im Kleinen am Nordcampus der TU Braunschweig bereits funktioniert, soll nun für die 15 Meter große Kuppel des Planetariums Wolfsburg umgesetzt werden.

Seit fast 100 Jahren werfen Projektoren einen künstlichen Sternenhimmel auf Halbkugeln. In Wolfsburg ist es ein Vertreter der neuen Generation. Bildnachweis: Planetarium Wolfsburg

Dabei stellt der neue Raum allerdings nicht nur durch seine Größe neue Herausforderungen dar: Während im Dome alle die Projektion aus einer Richtung betrachten, sitzt das Publikum im Planetarium ringförmig. Ein Raumschiff nach links zu steuern, ist dann plötzlich problematisch, denn gegenübersitzende Personen haben von „links“ gegensätzliche Vorstellungen. Die drei studentischen Entwickler planen jedoch, bis zum Ende des Jahres die ersten planetarischen Spiele starten zu können. Finanziell unterstützt wird das Projekt durch die seit 2019 bestehende Fördermöglichkeit für digitale kulturelle Projekte der Stadt Wolfsburg.

Personen

Projektbetreuer: Prof Marcus Magnor, Jan-Philipp Tauscher
Studentische Entwickler: Niklas Mainzer, Jonas Penshorn, Johannes Weinert
Entwicklungsberatung: Lars Richard