6. Juni 2023 | Magazin:

„Eine einmalige Chance im Leben“ Ein Kennenlernen mit Daniel Prades, dem ersten Alexander von Humboldt-Professor der TU Braunschweig

Mit fünf Millionen Euro Förderung der Alexander von Humboldt-Stiftung im Rücken, wird Daniel Prades ab 2024 Teil des Forschungsschwerpunkts Metrologie und des Exzellenzclusters QuantumFrontiers. Wir haben den Wissenschaftler von der Universität Barcelona gefragt, wie Deutschlands höchstdotierte Auszeichnung seine Karriere beeinflusst und vor allem, was er damit vorhat.

Auf dem Weg von Barcelona nach Braunschweig: Alexander von Humboldt-Professor Daniel Prades. Bildnachweis: Daniel Prades

Herzlichen Glückwunsch, Professor Prades! Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie als Wissenschaftler und für Ihre Forschung?

Dies ist eine einmalige Chance im Leben. Und damit meine ich nicht die Höhe der Mittel, die hinter der Professur stehen. Diese hochrangige und prestigeträchtige Auszeichnung zu erhalten, spricht von großer Wertschätzung. Ich bin sehr froh, dass die TU Braunschweig meine Bewerbung unterstützt hat und unsere Idee, unsere Vision sowohl innerhalb der Universität als auch von der Humboldt-Stiftung so gut aufgenommen wurde.

Gerade auf der Forschungsseite ermöglicht dieser Preis zudem eine ganze Menge. Zunächst einmal werde ich Teil der forschungsintensivsten Region Europas. Speziell für mein Forschungsvorhaben, einen neuen Ansatz für eine überall einsetzbare Sensorbasis zu schaffen, ist Braunschweig genau der richtige Standort. Zusammen mit meinen Kolleg*innen an der TU Braunschweig und der PTB kann ich die Idee des „Ubiquitous Sensing“ vorantreiben und die Art und Weise, wie wir unseren Alltag wahrnehmen, grundlegend verändern.

Gibt es etwas, auf das Sie sich besonders freuen?

Ja! Die Humboldt-Professur bietet mir ein neues Umfeld mit vielen neuen Impulsen für meine Forschung und Lehre. Da ich zudem viele Wissenschaftler*innen der TU Braunschweig bereits aus früheren gemeinsamen Forschungsprojekten kenne, bin ich gespannt darauf, unsere gemeinsame Arbeit auf eine neue Ebene zu heben. Selbst in Pandemiezeiten war unsere Zusammenarbeit schon gut koordiniert und produktiv. Jetzt, oder sobald ich in der ersten Hälfte des Jahres 2024 in Braunschweig ankomme, können wir noch besser als Team zusammenarbeiten.

Der tägliche Austausch von Ideen und die Zusammenführung so vieler Kompetenzen in einem kleinen Umfeld wird unseren Projekten einen großen Schub geben. In unseren früheren Projekten haben wir bereits komplementäres Know-how und verschiedene Techniken kombiniert, um immer bessere mikroskopische LEDs zu entwickeln. Bald werden wir in der Lage sein, all dieses Fachwissen an einem Ort zu bündeln.

Mit den Mitteln der Humboldt-Stiftung im Rücken, was erwarten Sie von den kommenden fünf Jahren?

Zunächst einmal möchte ich auf die vergangenen fünf Jahre zurückblicken. Wir hatten die gewagte Idee, ein kleines Mikroskop aus einem Raster von noch kleineren LEDs zu bauen. In den folgenden Jahren haben wir nicht nur die Machbarkeit dieser Idee demonstriert, sondern auch erkannt, wie viel Potenzial in der zugrundeliegenden Technologie der vielen, kleinen und präzise steuerbaren LEDs steckt. Also haben wir unsere Prioritäten neu gesetzt und unsere unterschiedlichen Fachkenntnisse zusammengebracht, um diese Technologie für alle Arten von Anwendungen und innovativen Ideen zugänglich zu machen. Jetzt nehmen wir immer mehr Fahrt auf.

Angesichts dieser erfolgreichen Jahre und unserer aktuellen Fortschritte freue ich mich auf die kommenden fünf Jahre. Einerseits werden wir noch bessere Ergebnisse bei der Herstellung und dem Einsatz unserer Technologie erzielen. Andererseits öffnet unsere Technologie so viele Möglichkeiten, dass ich mit einem großen Widerhall in der umgebenden wissenschaftlichen und industriellen Landschaft rechne. Hier betone ich gerne unser Konzept von allgegenwärtigen Sensoren „ubiquitous sensing“. Da die Mikro-LED-Technologie vergleichsweise billig, klein und stromsparsam ist, steht Ideen wie beispielsweise Gassensoren der Weg in unseren Alltag offen. Vielleicht können wir in Zukunft unsere Umgebung ständig auf Giftstoffe untersuchen oder in Echtzeit die Qualität unserer Atemluft beurteilen.

Wie wirkt sich Ihre Humboldt-Professur auf die gemeinsamen Forschungsaktivitäten und den internationalen Austausch zwischen Braunschweig und Barcelona aus?

Ich bin überzeugt, dass diese Auszeichnung die Internationalisierung beider Universitäten fördert. Wissenschaftliche Arbeit ist Teamarbeit. Entsprechend sind natürlich viele Menschen beteiligt, um etwas zu erreichen, das nachhaltig Wirkung hat. Ich war schon ziemlich oft in Braunschweig. Ich mag den Freizeitwert der Stadt – vor allem die vielen Möglichkeiten, meiner Leidenschaft als Hobbypilot nachzugehen – aber auch die Stadt im Allgemeinen. Ich würde mich als einen guten Botschafter für die Verbindung zwischen Braunschweig und Barcelona betrachten.

Jetzt kann sich diese punktuelle Botschaft zu einer viel stabileren Konstellation entwickeln. Wir haben beispielsweise bereits Pläne für neue Anwendungen unserer Technologie. Dafür das richtige Team zusammenzustellen und über die Grenzen hinweg zusammenzubringen, wird nun zu einer Routineaufgabe für mich. Außerdem haben wir bereits begonnen, ein Erasmus-Abkommen für die Studierenden unseres Fachs zwischen den beiden Universitäten zu schließen. Ich rechne damit, dass auch dies viel mehr Ziel und Richtung bekommen wird.

Vielen Dank für das Interview