20. August 2020 | Magazin:

Ablösung in der Arktis Wissenschaftler der TU Braunschweig auf Rückreise von MOSAiC-Expedition

Falk Pätzold vom Institut für Flugführung an der Technischen Universität Braunschweig tritt nach über fünf Monaten auf dem Forschungseisbrecher „Polarstern“ die Heimreise an. Die „Polarstern“ ist seit dem 20.  September 2019 im Rahmen der Arktisexpedition MOSAiC in der Zentralarktis unterwegs, um die besonderen Auswirkungen des globalen Klimawandels auf die empfindlichen Eisgebiete zu untersuchen. Die meiste Zeit driftete das Schiff dabei mit dem Eis.

Blick in die Arktis: Wasser in drei Aggregatzuständen. Bild: Falk Pätzold/TU Braunschweig

In der Framstraße, dem Seegebiet zwischen Spitzbergen und Nordost-Grönland, dem Hauptzu- und Abfluss des arktischen Ozeans, haben sich die Eisbrecher „Polarstern“ und die russische „Akademik Tryoshnikov“ an der Meereisgrenze ein Stelldichein gegeben. Die „Akademik Tryoshnikov“ bringt eine neue Besatzung und Wissenschaftler sowie Nachschub für die MOSAiC-Expedition.

Das russische Forschungsschiff bringt eine neue besatzung, Wissenschaftler*innen und Nachschub. Bild: Falk Pätzold/TU Braunschweig

Der geplante regelmäßige Austausch von Wissenschaftlern und Besatzungsmitgliedern der „Polarstern“ im Zwei-Monats-Rhythmus ist in dieser Weltgegend bereits eine logistische Herausforderung. So hatte sich bereits die Anreise von Falk Pätzold im Februar 2020 wegen schwieriger Eisbedingungen um über zwei Wochen verlängert.

Neue Randbedingungen durch Corona

Die Corona-Pandemie hat den geplanten Rhythmus dann vollends durcheinander gebracht und auch die Randbedingungen neu gesetzt. Der für Anfang April angesetzte Austausch musste komplett gestrichen werden und fand dann erst Anfang Juni statt. Hierfür wurden die Messungen im Eis unterbrochen, und die „Polarstern“ fuhr dafür nach Spitzbergen. Mit dem neuen Team an Bord wurden die Messungen dann sechs Wochen später an der für die Expedition gewählten Scholle fortgesetzt, bis diese beim Erreichen der Meereisgrenze am 31. Juli naturgemäß in kleine Teile zerbrochen ist. Bis zum Eintreffen der „Tryoshnikov“ am 9. August wurden Geräte vom Eis geborgen, die Fracht verpackt und die Übergabe vorbereitet.

Messungen mit Hubschrauber-Schleppsonde

Ein Hubschrauber landet mit der Schleppsonde HELiPOD auf dem Eis. Bild: Michael Lonardi

Falk Pätzold war an Bord zuständig für den Betrieb der Hubschrauber-Schleppsonde HELiPOD, um Messungen der Atmosphäre und der Oberfläche in einem Umkreis von 100 Kilometern um die „Polarstern“ abzudecken. Für ihn wurden aus den geplanten vier Monaten Aufenthalt auf der „Polarstern“ nun über fünf Monate, und die Gesamtreise wird sich auf über sieben Monate verlängern.

Trotz des verlängerten Aufenthalts von Falk Pätzold kam der HELiPOD jedoch nicht so umfangreich zum Einsatz wie geplant: Zuerst verzögerte sich der Beginn der Inbetriebnahme aufgrund der schwierigen Eisbedingungen. Nachfolgend aufgetretene Software-Probleme des brandneuen Messsystems wurden von einem Team in Braunschweig gelöst. Corona hat jedoch mit seinen Einschränkungen für weitere Verzögerungen gesorgt. Nachdem diese Hürde genommen und der HELiPOD einsatzbereit war, gab es weitere Einschränkungen im Expeditionsplan. Unter anderem war während der Transitfahrten der „Polarstern“ nach Spitzbergen und zurück kein Flugbetrieb möglich. Wieder zurück an der Scholle war das Wetter häufig neblig und nicht geeignet für Hubschrauberflüge.

„Teamwork eine der großen positiven Erfahrungen dieser Expedition“

Das russische Forschungsschiff „Akademik Tryoshnikov“. Bild: Falk Pätzold/TU Braunschweig

Falk Pätzold: „Die Zusammenarbeit mit dem Team im Braunschweig musste aufgrund der eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten sehr zielgerichtet erfolgen. Für mich war diese Erfahrung der Zusammenarbeit unter diesen Umständen eine der großen positiven Erfahrungen dieser Expedition.“

Pätzold denkt bereits an die nächsten Aufgaben: die Auswertung der Messdaten: „Das wird eine sehr spannende, anspruchsvolle Arbeit.“ Jeder Flug habe im Schnitt 800 Gigabytes Daten unterschiedlichster Art erbracht. Diese Datensätze seien einmalig und wertvoll, weil kein anderes Luftfahrzeug in dieser Gegend mit dieser umfangreichen Sensorausstattung geflogen sei, so Pätzold weiter. „Trotz der unglaublich interessanten, herausfordernden Aufgaben hier freue ich mich nun sehr auf die Menschen zu Hause!“

Während die Akademik Tryoshnikov auf dem Weg nach Bremerhaven ist und dort voraussichtlich Ende August ankommen wird, wird die „Polarstern“ noch bis 12. Oktober 2020 im Rahmen von MOSAiC unterwegs sein.

Text: Falk Pätzold