Wissenschaftspreis Niedersachsen an Professor Arno Kwade und Studierendeninitiative MethodAid Ausgezeichnet für Forschungsleistungen und gesellschaftliches Engagement
Professor Arno Kwade erhält den Wissenschaftspreis Niedersachsen in der Kategorie Forschung, dotiert mit 25.000 Euro. Ausgezeichnet wird außerdem ein Team von vier Studierenden, die sich in der studentischen Methodenberatung „MethodAid“ engagieren, dotiert mit 3.500 Euro. Am 17. November 2021 hat der Niedersächsische Wissenschaftsminister Björn Thümler elf herausragende Persönlichkeiten niedersächsischer Hochschulen mit dem Wissenschaftspreis Niedersachsen 2021 geehrt. Der Preis ist mit insgesamt 109.000 Euro dotiert.
Auszeichnung für Arno Kwade
Professor Arno Kwade erhält den Preis für seine „maßgeblichen Forschungsleistungen in den Bereichen Pharma-Verfahrenstechnik sowie Batteriezellentechnologie und -produktion“, so der Text der Auszeichnung. Damit leiste er bedeutende Beiträge für gesellschaftlich drängende Fragen etwa im Bereich der Elektromobilität sowie bei der Entwicklung kostengünstiger und sicherer stationärer Energiespeicher, die zur Umsetzung der Energiewende benötigt werden. „Durch die Einrichtungen der beiden Forschungszentren ‚Battery LabFactory Braunschweig (BLB)‘ und ‚Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik (PVZ)‘ hat er die Entwicklung der TU Braunschweig und des Landes Niedersachsen in diesen Bereichen entscheidend geprägt. Beide Zentren gehen wesentlich auf sein herausragendes Engagement zurück“, heißt es weiter. Durch seine Forschungsaktivitäten im Bereich des Designs und der Herstellung von Batterieelektroden für Lithium-lonen- sowie Next-Generation-Batterien habe sich Niedersachsen zu einem der führenden Batterieforschungsstandorte mit hoher europäischer und weltweiter Sichtbarkeit entwickelt. Hervorgehoben wird auch sein Engagement in der Lehre sowie in der Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in einer frühen Karrierephase.
“Wir freuen uns immens über die hohe Auszeichnung für unseren Kollegen Arno Kwade“, sagt Professorin Angela Ittel, Präsidentin der Technischen Universität Braunschweig. „Kwade ist ein exzellenter Spitzenforscher und leitet fachübergreifende Zentren in gleich zwei unserer Forschungsschwerpunkte: Mobilität sowie Infektionen und Wirkstoffe. Gleichzeitig ist er ein ausgezeichneter, international aufs Beste vernetzte Teamplayer. Seine Arbeit ist in der wissenschaftlichen Gemeinsacht ebenso sichtbar und anerkannt wie in der Industrie. Er hat den Wissenschaftspreis wirklich verdient.“
Kwade forscht seit 16 Jahren im Bereich der Partikeltechnik. Dies umfasst die Herstellung von Partikeln und ihre Weiterverarbeitung unter höchsten Anforderungen an Qualität und Performance. „Am Ende davon steht die Gestaltung innovativer Produkte wie Batterieelektroden, Medikamente oder auch 3D-Druck-Pulver. Zu dieser produktbezogenen Forschung führen wir tiefgehende physikalische Untersuchungen der Partikel durch – hinsichtlich deren Verformungs-, Bruch-, Wechselwirkungs- und Fließverhaltens“, sagt Professor Kwade. „Auf dieser Basis können wir gezielt die Produkteigenschaften einstellen.“
Er ist Vorstandssprecher in zwei von ihm initiierten Forschungszentren (BLB und PVZ). In diesen beiden Zentren der TU Braunschweig arbeiten Expertinnen und Experten aus Pharmazie, der Verfahrenstechnik, sowie der Mikro- und Produktionstechnik zusammen im Verbund mit Forschenden der TU Clausthal, der Leibniz Universität Hannover sowie der Physikalisch Technische Bundesanstalt (PTB) in der Partikelforschung.
Professor Arno Kwade promovierte 1996 am Institut für Mechanische Verfahrenstechnik an der TU Braunschweig. Nach neun Jahren als Projektleiter und Geschäftsführer in der Feststoffverfahrenstechnik wurde er als Professor für Mechanische Verfahrenstechnik/Partikeltechnik an die TU Braunschweig berufen. Dort ist er geschäftsführender Leiter des Instituts für Partikeltechnik (iPAT).
2006 übernahm Professor Kwade den Vorsitz des ProcessNet-Fachausschusses „Zerkleinern und Klassieren“, eine Plattform für Verfahrenstechnik, Chemieingenieurwesen und Technische Chemie, 2010 der European (EFCE) Working Party „Comminution“ und seit 2016 des BMBF-Forschungsclusters Batteriezellproduktion ProZell. Seit 2017 ist er stellvertretender Vorsitzender des BMBF-Beirats Batterieforschung Deutschland. Außerdem leitet Professor Kwade das DFG-Schwerpunktprogramm SPP 1934 „DispBiotech“, bei dem es um die Beanspruchung biologischer Materialien wie Proteinen entlang der biotechnologischen Wertschöpfungskette von der Fermentation bis zur Formulierung von pharmazeutischen und lebensmitteltechnischen Produkten geht.
Professor Kwades Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Feinstzerkleinerung, Dispergieren sowie Fließ- und Kompaktierungsverhalten von Partikeln und Pulvern im Submikron- und Nanometerbereich. Ziel ist dabei die Anwendung dieser Partikel für Beschichtungen und Kompositmaterialien, bei der Entwicklung von Arzneimitteln und der Herstellung von Elektroden für den Einsatz in Lithium-Ionen-Batteriezellen.
Auszeichnung für „MethodAid – die Methodenberatung“
Experimente, Umfragen, Beobachtungen – empirische Methoden sind in vielen Studiengängen unverzichtbare Werkzeuge, zum Beispiel in Seminar- und Abschlussarbeiten. Um diese Kompetenz zu stärken, gibt es seit 2020 die studentische Vereinigung „MethodAid – die Methodenberatung“. Für ihr Engagement in der Methodenberatung werden Jan de Haan, Annemarie Hartung, Karoline Misch und Alex Rieger, und mit dem Wissenschaftspreis Niedersachsen in der Kategorie „Student*innen“ ausgezeichnet.
„Empirische Methoden sind zentrale Bausteine für Lehre, Forschung und Berufspraxis. Umso mehr freut es mich, dass unsere Studierenden dafür ein eigenes Beratungsangebot aufgebaut haben und für ihr Engagement eine hohe Auszeichnung des Landes erhalten. Der persönliche Raum für Beratungen, die gelungene Umstellung vom Präsenz- zum Webformat während der Pandemie und die breite Aufstellung über die Methoden in der Psychologie hinaus – das sind herausragende Leistungen. Meinen herzlichen Glückwunsch an alle“, sagt Präsidentin Professorin Ittel.
Zusammen studieren sie im dritten Mastersemester Psychologie. „An der Arbeit bei MethodAid reizt mich besonders, dass ich anderen Menschen helfen kann, gerade in einem Bereich, in dem viele Studierende Sorgen haben“, sagt Annemarie Hartung. „Häufig erreichen uns Fragen, welches statistische Modell oder welche Methode am besten für ihre Forschungsfrage geeignet sei. Uns ist es wichtig, dass wir gemeinsam mit den Studierenden an einer Lösung arbeiten und nichts vorgeben“, sagt Jan de Haan. Die Studierenden, insgesamt sind es elf aktive Mitglieder, arbeiten in Zweierteams. Per Mail können individuelle Beratungstermine angefragt und vereinbart werden. „Außerdem geben wir Workshops“, sagt Alex Rieger. Das Interesse an einer Beratung ist groß, insbesondere gegen Ende des Semesters steige die Fallzahl, so Rieger. „Wir wünschen uns einen weiteren Zuwachs aus anderen Fachrichtungen, sodass wir unser Beratungsangebot weiter ausbauen können“, sagt Karoline Misch.
Über den Preis
Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden von den niedersächsischen Hochschulen vorgeschlagen. Die Auswahl übernahm die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen. Der Wissenschaftspreis wurde zum 15. Mal vergeben. Preisträger*innen der TU Braunschweig waren zuletzt Physikprofessorin Stefanie Kroker (Preis für Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen) und Master-Student Michael Perk (beide 2020) sowie Physik-Studentin Corinna Schäfer (2019), Prof. Dr. Regina Toepfer und Dr. Wiebke Ohlendorf in der Kategorie Lehre (2018) und das Team ERIG – ExperimentalRaumfahrt-InteressenGemeinschaft e.V (2016).