Seit 100 Jahren: Verbinden und Fördern der Hochschule Christian Köcher über den Braunschweigischen Hochschulbund als Verein der Freunde und Förderer der TU Braunschweig
Am 3. März 1918 gründeten der Rektor der Herzoglich Technischen Hochschule zu Braunschweig, Professor Heinrich Timerding, gemeinsam mit Professoren der Hochschule, Vertretern der Studierenden und Ehemaligen wie dem Ingenieur und Direktor der Braunschweiger Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft Ernst Salfeld sowie regionalen Unternehmern den Braunschweigischen Hochschulbund (BHB) – und damit eine der ersten Gesellschaften zur Förderung einer deutschen Hochschule. Am 28. November 2018 feiert der Verein das 100-jährige Jubiläum im Staatstheater Braunschweig. Wir haben uns mit Geschäftsstellenleiter Christian Köcher getroffen und über Geschichte und Herausforderungen des Hochschulbundes unterhalten.
Was war der Impuls zur Gründung des Vereins vor 100 Jahren?
Im Jahr 1918 litt Braunschweig unter den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges. Der Staat schickte immer mehr Menschen und Vorräte an die Front, die zu Hause fehlten. So sanken die finanziellen Mittel der Hochschule in beängstigendem Maße und viele Wissenschaftler und Studierende saßen nicht mehr im Vorlesungssaal oder im Labor, sondern weit weg im Schützengraben. Letztlich überlegte die Regierung sogar, die Technische Hochschule zu schließen, um eine totale Mobilmachung von Industrie und Gesellschaft zu erleichtern. Die Gründer des Braunschweigischen Hochschulbundes wollten diese Entwicklung nicht hinnehmen und ihre Hochschule als einen Ort der Lehre, Forschung und Hoffnung auf eine bessere Zukunft erhalten. Im BHB sollten sich Freunde und Angehörige der Hochschule versammeln und sich gemeinsam für die Existenz und das Wohlergehen der Herzoglich Technischen Hochschule einsetzen können.
Welche Rolle spielt der Verein heute?
Der Verein steht auch heute noch als fester Partner und Unterstützer an der Seite der TU Braunschweig. Zurzeit zählt er rund 1.100 Mitglieder, darunter 55 Organisationen. Mitglieder sind sowohl aktuelle und ehemalige Angehörige der TU Braunschweig als auch externe Personen, die der Hochschule nahe sein oder sie einfach fördern möchten. Damit zählt er zu den ältesten und größten Gesellschaften zur Förderung einer deutschen Hochschule.
In welcher Form steht der Hochschulbund der TU Braunschweig zur Seite?
Der Hochschulbund unterstützt die Hochschule zweifach: Zum einen verbindet der Hochschulbund die TU Braunschweig mit der Region. Die hohe Bedeutung des Hochschulbundes als Schnittstelle lässt sich an seinen Gremien ablesen. Dort engagieren sich rund 40 Verantwortungsträger aus Wirtschaft, Politik und der TU Braunschweig gemeinsam für das Wohlergehen der Hochschule. Mit Veranstaltungsangeboten schafft der Hochschulbund zudem für seine Mitglieder einen Zugang zur TU Braunschweig.
Zum anderen fördert der Hochschulbund mit seinen Mitteln konkrete Vorhaben an der TU Braunschweig, beispielsweise die Bereitstellung von Deutschlandstipendien. Diese Vorhaben kann die Universität in der Regel nicht oder nur schwer selbst finanzieren. Schon mit verhältnismäßig geringen Mitteln ermöglicht der Hochschulbund ihre direkte Umsetzung oder bietet der TU Braunschweig die Grundlage, zusätzlich benötigte Mittel anderweitig einzuwerben.
Wie trägt sich der Verein?
Die Einnahmen des Vereins bestehen fast ausschließlich aus den Beiträgen seiner Mitglieder und weiteren Spenden. Zusätzlich bringen Mitglieder beispielsweise im Vorstand ehrenamtlich ihr Know-How, ihre Kontakte und ihre Arbeitszeit in den Verein ein. So kann der Hochschulbund mit dem größten Teil seiner jährlichen Einnahmen Vorhaben an der Hochschule direkt mit Fördermitteln unterstützen.
Was hat sich seit der Gründung verändert?
Die TU Braunschweig hat ihre Existenznöte von vor 100 Jahren längst überwunden und steht heute hervorragend da. Die Aufgaben des Hochschulbundes haben sich in dieser Zeit überraschenderweise kaum geändert: Sie bestehen weiterhin im Verbinden und Fördern der Universität. Der Grund liegt in den Möglichkeiten, die sich aus der Eigenständigkeit des Vereins ergeben und die ihn gerade in diesen Bereichen besonders wertvoll für die Hochschule machen: Freunde und Förderer der Universität finden im BHB einen privaten und persönlichen Rahmen, der außerhalb der großen und komplexen Strukturen der Hochschule steht. Hier können sie sich austauschen und vernetzen. Und sie können gezielt dem Bereich der TU Braunschweig näherkommen, der sie interessiert. Möchten sie ihn fördern, so können sie dies in dem von ihnen vorgestellten Rahmen tun.
Zum anderen kann der Hochschulbund mit seinen Mitteln anders umgehen, als die TU Braunschweig. Beispielsweise darf die TU Braunschweig die Deutschlandstipendien nicht aus eigenen Mitteln finanzieren. Dem Hochschulbund ist das möglich und er stellt aktuell acht solcher Stipendien zur Verfügung.
Worauf sind Sie bei Ihrer Arbeit besonders stolz?
Ich persönlich bin sehr stolz auf die Förderung von Vorhaben mit humanitärem Charakter wie unsere Unterstützung der Brückenkurse für Flüchtlinge. Großartig finde ich auch Projekte, die die Selbstbestimmung von Studierenden unterstützen, beispielsweise im Rahmen des Sandkastens oder studentischer Vereinigungen.
Gibt es heute neue Herausforderungen, die der Verein bewältigen muss?
In den meisten deutschen Fördervereinen sinkt die Zahl der Mitglieder: Viele Menschen möchten nicht mehr durch eine langfristige Mitgliedschaft unterstützen, sondern für konkrete Vorhaben spenden, über die sie sich informieren und deren Verlauf sie verfolgen können. Dieser Trend betrifft auch den Hochschulbund: Die Mitgliederzahlen sinken, dafür steigt die Anzahl von externen Spendern für unsere bekannten Vorhaben wie die Unterstützung der Brückenkurse für Flüchtlinge an der TU Braunschweig. Eine weitere Herausforderung ist die allgemeine Beschleunigung des Lebensrhythmus: Der Druck, immer mehr Aufgaben in gleicher Zeit schaffen zu müssen, verringert die Möglichkeiten vieler Mitglieder, sich ehrenamtlich für den Verein zu engagieren. Für Vereine wie dem Hochschulbund ist es eine zunehmende Herausforderung, geeignete Personen für die wichtige ehrenamtliche Arbeit in den Gremien zu gewinnen.