Intels 17 Milliarden-Megafabrik in Magdeburg Was die neue „Silicon Junction“ für Braunschweig bedeutet
Es könnte ein Wendepunkt für Europas Industrie werden: Der weltgrößte Chiphersteller Intel hat Pläne bekanntgegeben, in den nächsten Jahren Chipfabriken in Europa zu bauen. Die zentrale „Silicon Junction“ soll ab 2023 in Magdeburg entstehen: Zwei Fabriken für insgesamt 17 Milliarden Euro. Was bedeutet es, wenn tausende Hightech-Jobs eine Autostunde entfernt von der TU Braunschweig entstehen? Als ehemaliger Entwickler bei Intel spricht Professor Vadim Issakov vom Institut für CMOS Design über die Chancen, die diese Investition für unsere Region mitbringt.
Herr Issakov, 17 Milliarden Euro sind eine Menge Geld – mehr als die Kosten von Berliner Flughafen und Stuttgart 21 zusammen. Was genau entsteht da in Magdeburg?
Halbleiter zu fertigen war immer schon extrem kostenintensiv. Nun potenzieren sich diese Kosten aber mit jedem technologischen Sprung im Chipdesign noch weiter. Am Institut konzentrieren wir uns auf Chip Design in CMOS-Technologie. Da CMOS extrem viele Transistoren auf einem Chip bringt und gleichzeitig sehr wandelbar ist, gehört der Technologie die Zukunft. Für die Produktion sind aber Milliardeninvestitionen nötig. Große Konzerne wie Apple, AMD und Nvidia designen ihre Computerchips, fertigen sie aber nicht selbst. Stattdessen lassen sie diese von einigen wenigen Unternehmen produzieren. Die geplante Fabrik in Magdeburg wird Intels Stellung bei solchen Auftragsfertigung stärken.
Was bedeutet die neue Chipfabrik für die TU Braunschweig? Medien berichten von bis zu 10.000 neuen Arbeitsplätzen, die eine Stunde von Braunschweig entfernt entstehen sollen.
Für unsere Studierenden sind das natürlich großartige Nachrichten. Die ganze Region bekommt durch die Fabrik mehr Gewicht in der Chipindustrie. Intel kann damit für unsere Elektrotechniker*innen das werden, was Volkswagen für unsere Absolvent*innen im Maschinenbau ist. Der Bedarf an Fachkräften ist tatsächlich so hoch, dass alle Universitäten im Umkreis von Magdeburg gefragt sind. Gerade an der TU Braunschweig ist die Elektrotechnik genau in den Bereichen gut aufgestellt, die für Intel interessant sind: Halbleitertechnik, Nachrichtentechnik, Datentechnik und Chipdesign. Zusätzlich gibt es an unserer Universität auch noch die Informatik, etwa mit Spezialist*innen zum Entwurf integrierter Systeme.
Wie sieht es im Forschungsbereich aus?
In wieweit Kooperationen auf Forschungsebene entstehen, hängt davon ab, wieviel Technologieentwicklung Intel in Magdeburg ansiedeln wird. Aktuell ist etwa „GlobalFoundries“ in Dresden ein starker Partner, mit dem wir gemeinsam Förderprojekte beantragen und umsetzen können. Wenn wir ähnliche Kooperationen mit Intel schließen, wäre das ein enormer Gewinn.
Falls die Megafabrik dagegen ein reiner Produktionsstandort wird, wäre es naheliegend, ein gemeinsames Design-Zentrum in Braunschweig aufzubauen. Für Intel wäre das gewissermaßen eine Win-win-win-Situation: Nah an der Produktion, nah an passender Forschung und nah an der nächsten Generation Elektrotechniker*innen.