6. Juni 2019 | Magazin:

Feuerwehr und TU Braunschweig erproben Aufklärungsroboter Schnellere Informationen über Verletzte, Glutnester oder versperrte Wege

Anfang Juni trafen sich Wissenschaftler der TU Braunschweig und Kameraden der Feuerwehr Braunschweig. In einer gemeinsamen Übung testeten sie unbemannte Drohnen und Bodenfahrzeuge im Einsatz für den Katastrophenschutz. Doch wie können die Roboter im Ernstfall helfen?

Testflug und Datensammlung mit der Braunschweiger Feuerwehr. Bildnachweis: Jonas Vogel

Forscherinnen und Forscher der TU Braunschweig entwickeln im Vorhaben „ANKommEn 2“ fliegende und fahrende Fahrzeuge, die Rettungskräfte in naher Zukunft beim schnellen Aufklären eines Einsatzgebietes unterstützen. An dem Forschungsprojekt beteiligt sind drei Einrichtungen der TU Braunschweig: das Institut für Flugführung, das Institut für mobile Maschinen und Nutzfahrzeuge sowie das Institut für Photogrammetrie und Geodäsie. Ihr Hauptziel ist das vollautomatische Erstellen von hochwertigen 2D- und 3D-Karten (Photo- und 3D-Karten). Mit deren Hilfe sollen Rettungskräfte schnell Verletzte, Glutnester, versperrte Wege oder auch Veränderungen an Strukturen wie Deichen oder Dünen erkennen. Die zusammen mit dem Hersteller Airrobot entwickelte Drohne ist mit jeweils einer Farb- und Wärmebildkamera ausgerüstet. Sie kann alternativ auch mit einem 3D-Laserscanner ausgestattet werden.

So funktioniert die Aufklärung

Nachdem das Einsatzgebiet auf dem Laptop der Einsatzkraft markiert wurde, fliegt die Drohne dieses automatisch ab und sendet hochauflösende Luftbilder. Die Daten  können zum Beispiel über ein adaptives Kommunikationsnetz, das sowohl das Mobilfunknetz als auch ein lokales WLAN nutzen kann, an die Bodenstation. Dort wird mittels der entwickelten Algorithmen noch während des Flugs eine Karte erzeugt. Die genauen Karten werden anschließend allen Einsatzkräften auf ihren mobilen Tablets über eine im Hintergrund laufende Datenbank zugänglich gemacht. So erhalten allen Helferinnen und Helfer rasch den bestmöglichsten Überblick über die Einsatzlage. Mit einer Wärmebildkamera und einem Laserscanner ausgerüsteten ferngesteuerten Rover können zusätzlich nicht zugängliche Bereiche aufgeklärt werden – etwa in dichter Bebauung, in Innenbereichen oder auch unter dichter Vegetation.

Ergebnisse der Datenerfassung werden am Notebook überprüft. Bildnachweis: Jonas Vogel

Übung bei der Ortsfeuerwehr Stöckheim

Am Übungstag in Stöckheim konnte die Technologie erfolgreich getestet werden: Ein durch die Feuerwehr aufgestelltes Feuer sowie eine im Gebüsch versteckte Person wurden rasch gefunden. „Es ist im Zeitalter der Digitalisierung spannend zu sehen, dass diese nicht vor der Feuerwehr halt macht – und auch hier notwendig ist. Durch das Forschungsprojekt können bei großen Schadenslagen den Einsatzleitern und Einsatzkräften zügig Informationen zur Verfügung gestellt werden, mit denen wir schnelle Maßnahmen einleiten können“, sagt Florian Parkitny von der Ortsfeuerwehr Stöckheim.

Drohne und Rover bei einer gemeinsamen Übung mit der Braunschweiger Feuerwehr. Bildnachweis: Jonas Vogel

Durch den Einblick in die realen Einsatzabläufe und das Feedback der Einsatzkräfte hoffen die Forscherinnen und Forscher, das System noch weiter an die speziellen Anforderungen im Rettungseinsatz anpassen zu können. „Wir sind froh, dass wir unsere Technologien zur Echtzeitkartierung und Auswertung erfolgreich testen konnten. Der nächste Schritt ist die Verkleinerung der Hardware, um jederzeit einen praktikabel Einsatz zu ermöglichen“, sagt Markus Bobbe, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Flugführung der TU Braunschweig.

Das Projekt ANKommEn 2 (Februar 2018 bis Juli 2019) wird gefördert vom Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Fördersumme beträgt 612.000 Euro.