27. Mai 2020 | Magazin:

Fahrdienstleiter an der Modellbahnstrecke Neue Eisenbahnlehranlage bald im Einsatz

In einer Halle in der Nähe des Braunschweiger Hauptbahnhofs werden Kindheitsträume wahr. Auf rund 20 Quadratmetern haben Mitarbeiter des Instituts für Verkehrswesen, Eisenbahnbau und –betrieb (IVE) in den vergangenen Monaten gesägt, geschraubt, viele Gleise zusammengesteckt und damit eine riesige Modellbahn geschaffen: eine Eisenbahnlehranlage, die den Eisenbahnbetrieb in einem Netz aus mehreren Bahnhöfen und mit echter Stellwerkstechnik der ehemaligen Bundesbahn simulieren kann und an der Studierenden das Betriebsgeschehen vermittelt wird.

Die Modellanlage verhält sich wie ein realistisches Eisenbahnsystem. Bildnachweis: Jonas Herrmann/TU Braunschweig

Rund 120 Meter Gleise auf freier Strecke haben IVE-Mitarbeiter verlegt, dazu kommen mehr als 20 Bahnhofsgleise verteilt auf vier Bahnhöfe. So ist in den Hallen der DB Netz AG in der Königsberger Straße ein kompakter Rundkurs auf mehreren Ebenen entstanden, der sich auf einer Fläche von über 20 Quadratmetern erstreckt. Dabei haben die Instituts-Mitarbeiter original bzw. exakt nachgebildete Stellwerke aus unterschiedlichen Technik-Epochen mit der Modellbahn verknüpft, um diese zu steuern.

In der Rolle der Fahrdienstleitung

In ähnlicher Form existierte bereits eine Eisenbahnlehranlage am früheren Standort des IVE in Hannover. Von dort sind die Stellwerke 2017 nach Braunschweig umgezogen. Genutzt werden sie nicht nur vom Institut, sondern auch von der Deutschen Bahn zur Aus- und Weiterbildung von Leit- und Sicherungstechnikern. Und auch bei der Verknüpfung mit dem Modellbahnteil gibt es eine enge Kooperation.

Stellwerke sind technische Einrichtungen, die in echten Eisenbahnnetzen gewährleisten, dass Züge in Bahnhöfen und auf den Strecken dazwischen sicher verkehren. „Wir verwenden mechanische, elektromechanische und Relais-Stellwerke, die von unseren Studierenden bedient werden sollen“, erklärt Jonas Herrmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IVE. Gemeinsam mit Bastian Ehrenholz und einer studentischen Hilfskraft arbeitet er an dem Projekt. Zum Einsatz kommen soll die Eisenbahnlehranlage zum Beispiel in den Grundlagenfächern und in den Lehrveranstaltungen der Eisenbahnbetriebswissenschaft. Damit schlüpfen die Studierenden in die Rollen von Fahrdienstleitern und Blockwärtern, steuern die Weichen und Signale ihres jeweiligen Zuständigkeitsbereichs.

Ein Gleis nach dem nächsten wird zusammengesteckt. (Hinweis: Das Foto entstand vor der Corona-Pandemie). Bildnachweis: Jonas Herrmann/TU Braunschweig

Auf mehreren Ebenen entsteht ein kompakter Rundkurs. Bildnachweis: Jonas Herrmann/TU Braunschweig

Die nachgebildete Infrastruktur macht die gewünschten Betriebsabläufe greifbar. Bildnachweis: Jonas Herrmann/TU Braunschweig

Die Gleise erstrecken sich auf rund 20 Quadratmetern. Bildnachweis: Jonas Herrmann/TU Braunschweig

Original bzw. exakt nachgebildete Stellwerke aus unterschiedlichen Technik-Epochen wurden mit der Modellbahn verknüpft. Bildnachweis: Jonas Herrmann/TU Braunschweig

Mechanische, elektromechanische und Relais-Stellwerke können von den Studierenden bedient werden. Bildnachweis: Jonas Herrmann/TU Braunschweig

Die Anlage ist mit Signalsystem und Gleisfreimeldeanlage originalgetreu ausgestattet. Bildnachweis: Jonas Herrmann/TU Braunschweig

Simulation des Eisenbahnverkehrs

Wie funktioniert ein sicherer Bahnbetrieb? Was sind die Prinzipien der Zugfolge- und Fahrstraßensicherung und wie werden sie technisch umgesetzt? Das sind Fragen, mit denen sich die Studentinnen und Studenten an der Eisenbahnlehranlage auseinandersetzen. Aber auch Kapazitäten einer Infrastruktur und Fahrpläne können künftige Ingenieurinnen und Ingenieure hier untersuchen. „Die Modellanlage macht das Betriebsgeschehen anschaulich und greifbar, verhält sich wie ein realistisches Eisenbahnsystem und steht in Wechselwirkung mit der Sicherungstechnik“, so Jonas Herrmann.

Den ersten Zug sollen Studierende voraussichtlich im kommenden Wintersemester auf der Anlage fahren lassen. Schrittweise will das IVE in den Probebetrieb einsteigen.