29. Oktober 2020 | Magazin:

Braunschweiger Technologie verbindet Mobilfunk und Fernsehen Entlastung der Netze im neuen Mobilfunkstandard 5G

Der neue 5G-Standard liefert schnellere Datenraten für das Mobilfunknetz. Allerdings sind auch immer mehr Daten im Umlauf: Bereits mehr als die Hälfte aller Daten im Mobilfunk sind Videos – Tendenz steigend. Um das Netz zu entlasten, entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU Braunschweig das weltweit erste System, in dem der sogenannte „5G-Broadcast“ funktioniert. Neun Nationen auf drei Kontinenten erproben zurzeit die Braunschweiger Entwicklung. Was dahinter steckt, zeigt sich in einem Projekt, das das Fernsehen auch ins Auto bringen möchte.

Professor Ulrich Reimers beim Kickoff-Meeting des Projekts „5G Media2Go“. Bildnachweis: Michael Dzierza/KATHREIN

Unterwegs live Fußball gucken ist mittlerweile möglich. Dabei bekommt man individuell den Video-Stream aufs Endgerät übertragen und verbraucht sein Datenvolumen. Wenn nun zeitgleich zehntausend andere dasselbe Spiel sehen möchten, muss auch parallel zehntausend Mal exakt das gleiche übertragen werden. In der Folge ist das Mobilfunknetz überlastet. Eine 5G-Broadcast-Funktion könnte aus zehntausend eine einzige Übertragung machen, die alle empfangen können. Und dabei sogar das Datenvolumen der Nutzenden schonen. Alles, was es dann braucht, ist ein Endgerät mit einem Empfänger für 5G-Broadcast.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig entwickelten damit eine Erweiterung des neuen Mobilfunkstandards, der Fernsehen und Mobilfunk zusammenwachsen lässt. In Zukunft können Handy, Tablet und Co dann nicht nur telefonieren und surfen, sondern sind auch tragbare Fernsehgeräte – ohne große Antennen.

Unterhaltung beim automatisierten Fahren

Ein spezifischer Abnehmer des 5G-Broadcasts könnten in Zukunft automatisierte Fahrzeuge sein. Sobald niemand mehr mit Fahren beschäftigt ist, stellt sich unmittelbar die Frage, wie man die Reisezeit nutzen möchte. 5G-Broadcast könnte dann Fernsehen auf die Windschutzscheibe übertragen. Zurzeit erprobt das Institut für Nachrichtentechnik die Technologie für den Straßenverkehr im Projekt „5G Media2Go“ des Südwestrundfunks.

Mit dem Wissen über Position und Route des Fahrzeugs ließen sich mit der Technik auch neue Formate umsetzen. Eine der ausgefalleneren Visionen sieht etwa eine besondere Stadttour vor: Ein Auto fährt autonom durch Berlin. Da niemand lenken muss, können alle Scheiben auch Bildschirme sein. Mit 5G-Broadcast könnten diese Bildschirme live zeigen, wie die Stadt vor 100 Jahren aussah. Aus einer Stadttour würde eine Zeitreise werden.

Die Partner von 5G Media2Go unter einem Funkturm

Das Partnerinnen und Partner des Projekts „5G Media2Go“. Mit dabei: Professor Ulrich Reimers (6. v.l.) und Jonas von Beöczy (11. v.r.) vom Institut für Nachrichtentechnik. Bildnachweis: Michael Dzierza/KATHREIN

Über das Projekt

Das Projekt „5G Media2Go“ startete im Oktober 2020 mit zwei Jahren Laufzeit. Es soll die Tauglichkeit von 5G-Broadcast im Fahrzeug nachweisen. Projektpartner sind neben der TU Braunschweig die DFMG Deutsche Funkturm GmbH, die KATHREIN Broadcast GmbH, die Dr. Ing h.c. F. Porsche AG, die Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG, der Südwestrundfunk und die Telekom Deutschland GmbH.