9. Dezember 2020 | Magazin:

Altpräsident Professor Jochen Litterst feiert 75. Geburtstag Der Physiker ist bis heute aktiv in Forschung und Ämtern

Am 9. Dezember 2020 feiert der Altpräsident der Technischen Universität Braunschweig Professor Jochen Litterst seinen 75. Geburtstag. Litterst leitete vom 1. Oktober 1999 bis zum 31. Dezember 2004 als Präsident die Carolo-Wilhelmina. Noch heute ist er aktiv in der Forschung und leitet die Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis an der TU Braunschweig. Wir gratulieren ganz herzlich zum Geburtstag!

Prof. Jochen Litterst. Bildnachweis: Sebastian Olschewski/TU Braunschweig

Während seiner Amtszeit wurden mehr als 100 Millionen Euro für Neubau- und Sanierungen investiert. Einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit sah er darin, die Arbeitsmöglichkeiten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie der Studierenden zu verbessern.

Auf seine Initiative wurde das „Consortium Technicum“, der Vorläufer der Niedersächsischen Technischen Hochschule (2009-2015), gegründet: ein Verbund mit der TU Clausthal und der Universität Hannover mit dem Ziel der konzeptionellen Abstimmung zwischen den Universitäten in den technischen Fächern. Außerdem wurde in seiner Amtszeit das Zentrum für Mechatronik, die Vorgängerinstitution des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik (NFF), gegründet.

Litterst hat der Internationalität große Aufmerksamkeit gewidmet und Beziehungen insbesondere zu den USA, Brasilien und China ausgebaut. Er hat maßgeblich zur Einführung des Double-Degree-Studiengangs in der Elektrotechnik mit der Partneruniversität in Rio de Janeiro beigetragen: Bei einem länderübergreifenden Studium an zwei Hochschulen werden die Studienleistungen gegenseitig angerechnet und ermöglichen so zwei Abschlüsse.

Zur Person

Prof. Dr. Dr. h. c. Jochen Litterst wurde in Göggingen, einem Stadtteil von Augsburg, geboren. Von 1965 bis 1971 studierte er Physik an der TH München (seit 1970 TU München) und schloss das Studium mit einer Diplomarbeit bei Professor Rudolf Mößbauer, Physik-Nobelpreisträger von 1961, ab. Anschließend arbeitete er am Physik-Department der TU München, promovierte dort 1974 und war bis 1982 an demselben Institut wissenschaftlicher Assistent, unterbrochen von verschiedenen mehrmonatigen Gastforscher-Aufenthalten in Moskau, UdSSR, und Straßburg, Frankreich. Nach seiner Habilitation in der Experimentalphysik im Jahr 1983 war er Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Er nahm unter anderem mehrmonatige Gastprofessuren in Rio de Janeiro, Brasilien, wahr und arbeitete als Gastwissenschaftler am Argonne National Laboratory, USA. 1989 wurde Litterst auf eine Fiebiger-Professur am Institut für Metallphysik und Nukleare Festkörperphysik in Braunschweig berufen, lehnte im Mai 1993 den Ruf auf eine C4-Professur für Experimentalphysik an der TU Dresden ab und nahm den Ruf der TU Braunschweig auf eine C4-Professur 1993 an. Hier leitete er ab 1994 das Institut für Metallphysik und Nukleare Festkörperphysik.

Neben seinem Amt als Präsident und Vizepräsident war Professor Litterst Mitglied des Senats. 2004 erhielt er die Ehrendoktorwürde der University of Nebraska, USA. Von 2009 bis 2011 war er Dekan der Fakultät für Elektrotechnik, Informationstechnik, Physik.

Von 2011 bis 2016 hatte er eine Niedersachsenprofessur inne, hälftig zugeordnet dem Institut für Physik der Kondensierten Materie und dem Seminar für Philosophie. Das Programm der Niedersachsenprofessur ermöglicht es Spitzenwissenschaftlerinnen und Spitzenwissenschaftlern, über die Altersgrenze hinaus an einer niedersächsischen Hochschule weiterzuarbeiten.

2016 wurde Professor Litterst zum Ehrendoktor der Universität San Marcos in Lima, Peru, ernannt. Seit 2017 ist er im Ruhestand. In der Forschung ist er allerdings weiterhin aktiv und war unter anderem als Gastprofessor am Centro Brasileiro de Pesquisas Físicas (Brasilianisches Zentrum für physikalische Forschungen) tätig.

Professor Litterst forscht weiter auf dem Gebiet der Mößbauerspektroskopie und Myonenspinresonanz unter anderem an Nanoteilchen. Ziel ist die Anwendung im medizinischen Bereich, in dem er intensive Wirtschaftskontakte pflegt. Weiterhin interessieren ihn fundamentale Fragestellungen zum Magnetismus und dem Verhalten von Quantensystemen. Die beiden Methoden bezeichnet man auch als nukleare Sonden im Bereich der Festkörperspektroskopie, in dem die atomaren Eigenschaften der Materie aufgeklärt werden. Professor Litterst war und ist in diesem Bereich ein international anerkannter Experte, aktiver Forscher und publiziert bis heute in internationalen Fachzeitschriften.

Litterst ist Mitglied des Allgemeinen Beirats der Braunschweigischen Stiftung und Vorsitzender der Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis an der TU Braunschweig – eine Arbeit, die ihm sehr am Herzen liegt.