Niedersächsischer Wissenschaftspreis für Professorin Franziska Neumann und Antonia Schultz Ausgezeichnet für außergewöhnliches Engagement für Forschung und Ehrenamt
Am Abend des 22. November wurde der Niedersächsische Wissenschaftspreis durch Wissenschaftsminister Falko Mohrs an 18 Persönlichkeiten von Hochschulen des Landes überreicht. Die Technische Universität Braunschweig ist wieder vertreten – mit Professorin Franziska Neumann und Studentin Antonia Schultz. Der Preis ist mit insgesamt 109.000 Euro dotiert.
Preisträgerin Franziska Neumann
In der Kategorie „Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler in einer frühen Karrierephase“ erhielt Juniorprofessorin Franziska Neumann den mit 20.000 Euro dotierten Preis. Neumann überzeugte die Wissenschaftliche Kommission mit ihrer originellen und vielseitigen Arbeitsweise, die Wissensgeschichte des urbanen Raums facettenreich und fächerübergreifend zu untersuchen. „Sie macht mit ihrem Wirken deutlich, wie sehr Forschungen zur Frühen Neuzeit in eine technisch-naturwissenschaftlich geprägte Universität hinein anschlussfähig sein können“, so die Begründung für die besondere Auszeichnung. Zusätzlich würdigte das Land Neumanns experimentelle Lehrformate, mit denen sie Studierende für die Frühe Neuzeit begeistern kann.
„Mit Franziska Neumann wird eine junge Wissenschaftlerin der TU Braunschweig ausgezeichnet, die sich mit beeindruckendem Engagement und weit über Ihre Fachgrenzen hinaus für eine aktualitätsbezogene Erforschung der Frühen Neuzeit einsetzt“, sagt die Präsidentin der TU Braunschweig, Professorin Angela Ittel. „Damit trägt sie nicht nur zu einem gewinnbringenden interdisziplinären Dialog bei, sie unterstreicht zugleich die hohe Relevanz von Geisteswissenschaften an einer Technischen Universität. Wir freuen uns sehr über diese hohe Auszeichnung unserer Wissenschaftlerin und gratulieren Franziska Neumann von Herzen.“
Franziska Neumann studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie an der TU Dresden und schloss dort 2019 ihre Promotion mit einer Arbeit über den frühneuzeitlichen Bergbau in Sachsen ab. Während ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Rostock und einem Joint Junior Research Fellowship am University College in London veröffentlichte sie bereits einige Vorarbeiten zur Wissensgeschichte im urbanen Raum. Seit August 2021 lehrt und forscht sie als Juniorprofessorin für Geschichte der Frühen Neuzeit mit dem Schwerpunkt „Urbane Wissenskulturen in vergleichender Perspektive“ an der TU Braunschweig. Ihre Juniorprofessur ist mit einem Tenure-Track versehen und wird aus einem Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (WISNA) gefördert.
Neumanns Forschungsbereich, die frühneuzeitliche Geschichte, behandelt die Zeit zwischen 1500 und 1800. „In meinem aktuellen Forschungsprojekt geht es um die Geschichte von Abfall in der frühneuzeitlichen Stadt. Aufgrund der Vielzahl an Aspekten und Themen, die mit Abfall verbunden sind, eignet sich das Thema, um Einblicke in die alltägliche Dynamik des Zusammenlebens in der frühneuzeitlichen Stadt zu erhalten.“
Zu Neumanns täglicher Forschungsarbeit gehört auch die enge Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen aus anderen Disziplinen. Aktuell erforscht sie gemeinsam mit dem Geophysiker Professor Matthias Bücker und dem Hydrologen Professor Ilhan Özgen den Gaußbergpark in Braunschweig, der im 18. Jahrhundert zeitweise eine Deponie für städtische Abfälle war.
„Gemeinsam untersuchen wir, welche Auskünfte die Erde als Bodenarchiv über die Vergangenheit, Gegenwart und möglicherweise auch über die Zukunft gibt.“ Für Neumann bedeutet der Preis auch eine Anerkennung ihrer interdisziplinären Vorgehensweise: „Es ist eine schöne Bestätigung – sowohl für meine eigene Forschung als auch für mein Bemühen um diese Art von Kooperation.“
Preisträgerin Antonia Schultz
In der Kategorie „Studierende“ wurde Antonia Schultz, Masterstudentin an der TU Braunschweig, ausgezeichnet. Die Studentin der Psychologie mit dem Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie erhielt den Wissenschaftspreis für ihre fachlichen Leistungen und ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement. Zur Würdigung ihres Engagements erhält Antonia Schultz ein Preisgeld in Höhe von 3.500 Euro.
„Die Auszeichnung honoriert nicht nur die beachtlichen Studienleistungen von Antonia Schultz. Sie gibt auch ihrem außerordentlichen ehrenamtlichen Engagement eine wohlverdiente, Wertschätzung weit über lokale Grenzen hinaus. Es ist absolut gewinnbringend, dass sie ihre arbeits- und organisationspsychologische Perspektive aus dem Studium nutzt, um gesellschaftliche Veränderungen mit neuen Impulsen anzuregen. Zugleich ist Antonia Schultz ein Rollenmodel dafür, wie Studierende Lehrinhalte auch im Alltag gewinnbringend einsetzen können“, sagt Präsidentin Professorin Ittel.
Nach einem einjährigen Freiwilligendienst in Windhoek, Namibia, begann Antonia Schultz 2018 ein Bachelorstudium der Psychologie. Während ihres Studiums unterstützte sie über drei Jahre hinweg die Qualifizierungsmaßnahme „VeränderungsMacher*in“. Durch aktuelle Entwicklungen wie Digitalisierung, Automatisierung und demographischer Wandel stehen viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor einem hohen Veränderungsdruck und Weiterbildungsbedarf. „Im Rahmen des Projektes konnten die teilnehmenden Fachkräfte Kompetenzen erlangen, um innerbetriebliche Veränderungen im eigenen Arbeitsumfeld selbst anzustoßen und umzusetzen“, sagt Schultz, die die Thematik auch als Grundlage für ihre Bachelorarbeit verwendete. Im September 2022 schloss Schultz ihren Bachelor ab und begann ein Masterstudium der Psychologie in Braunschweig. Um ihre arbeitspsychologisch geprägte Perspektive durch evidenzbasierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse zu erweitern, nahm sie zusätzlich für das akademische Jahr 2023/24 ein Masterstudium in International Business an der Loughborough University im Vereinigten Königreich auf.
Ihre fachlichen Kompetenzen zur Optimierung von Arbeitsprozessen bringt sie auch in verschiedenen Ehrenämtern ein. So unterstützte sie während der Covid-19-Pandemie die Braunschweiger Tafel dabei, eine Not-Tafel aufzubauen: „Innerhalb kürzester Zeit konnten wir fast 170 neue kurzfristige Helfer*innen anwerben und in unsere Arbeitsprozesse integrieren. Das war so erfolgreich, dass die Braunschweiger Tafel fast die gesamte Zeit geöffnet bleiben konnte.“
Derzeit engagiert sich Schultz bei enactus Braunschweig e.V., einer Studierendeninitiative im Bereich des sozialen und nachhaltigen Unternehmertums. Dabei unterstützt sie das Upcycling-Projekt „neuerDings“, bei dem aus alten, kaputten Festivalzelten Bauchtaschen hergestellt und diese als Festival-Merchandise verkauft werden. „Wir möchten darauf aufmerksam machen, wie viel Müll bei Festivals entsteht – und zeigen, wie vermeintlicher Müll weitergenutzt werden kann, anstatt zusätzliche Ressourcen einzusetzen.“
Seit 2018 ist sie zudem als Bildungsbotschafterin der Studienstiftung des deutschen Volkes e.V. aktiv. Sie informiert dort Schüler*innen und Studierende über die Möglichkeiten von staatlichen Stipendien, um gerechte, interdisziplinäre Bildung einfacher zugänglich zu machen.
Über den Preis
Der Niedersächsische Wissenschaftspreis wird seit 2007 in vier verschiedenen Kategorien vergeben. Die Preisträger*innen werden von den niedersächsischen Hochschulen vorgeschlagen und von der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen ausgewählt. Die TU Braunschweig war mehrfach mit Preisträger*innen vertreten, zuletzt mit Mandy Hoffmann (2022), Professor Arno Kwade und die Studierendeninitiative MethodAid (2021) sowie Professorin Stefanie Kroker und Michael Perk (2020).