NFL verleiht Forscherpreis und drei Nachwuchspreise Digitaler Forschungstag des Niedersächsischen Forschungszentrums für Luftfahrt
Neue Ansätze im Bereich der Vorhersage von Flugzeugzellenlärm, der Betriebssicherheit von Flugobjekten und Auslegung nachhaltiger Leichtbaustrukturen sowie hochmoderne Flugmesstechnik – zu diesen Themen leisten vier Forschungsarbeiten auf verschiedenen Gebieten der Luft- und Raumfahrtforschung einen Beitrag. Ausgezeichnet wurden sie mit dem Hermann-Blenk-Forscherpreis sowie mit den Karl-Doetsch-Nachwuchspreisen und dem VDI Luft- und Raumfahrtpreis. Die Preise wurden im Rahmen des ersten digitalen Forschungstages des Niedersächsischen Forschungszentrums für Luftfahrt (NFL) der Technischen Universität Braunschweig am 23. November 2020 verliehen.
Hermann-Blenk-Forscherpreis für Dr.-Ing. Paul Bernicke
Dr. Paul Bernicke untersuchte im Rahmen seiner Promotion am Institut für Strömungsmechanik der TU Braunschweig die Entwicklung und Ausbreitung von Flugzeugzellenlärm mit Hilfe von Overset-LES-Simulationen. Seine Methodik ermöglicht eine realistische Wiedergabe der Entstehung von Turbulenzen bei einer kurzen Rechendauer. Im Zuge der Validierung der Methode mit Hilfe eines symmetrischen Tragflächenprofils stellte sich heraus, dass die angewandte Methode sehr gut mit der realen Fernfeldakustik und der lokalen Turbulenzstatistik übereinstimmt. Darauf aufbauend konnten sowohl die Lärmreduktion einer porösen Tragflächenhinterkante als auch einer verlängerten Vorflügelgeometrie präzise vorhergesagt werden. Für die Entwicklung dieses herausragenden Ansatzes, wichtig für das Design leiserer Flugzeuge, wurde Dr. Bernicke in diesem Jahr mit dem Hermann-Blenk-Forscherpreis ausgezeichnet, der mit 5.000 Euro dotiert ist.
Karl-Doetsch-Nachwuchspreise für Martin Laubner und Felix Witt
Wie Flugbereichsgrenzen von unbemannten Hubschraubern besser eingehalten werden können, zeigt Martin Laubner in seiner Masterarbeit. In seiner Arbeit am Institut für Flugsystemtechnik des DLR untersuchte er die Anwendbarkeit eines physikalisch motivierten Grenzindikatormodells, bei dem Modellfehler über eine Anpassung des Indikatorwertes berücksichtigt werden. Die abschließende Beurteilung dieser flexiblen Methode kommt zu dem Ergebnis, dass diese besser geeignet ist als Modelle mit festen Flugbereichsgrenzen, da insbesondere variable Flugmassen individuell berücksichtigt werden können. Martin Laubner studierte von 2013 bis 2016 im Bachelor Luft- und Raumfahrttechnik an der DHBW Ravensburg und beendete 2019 sein Studium mit einem Master in Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Braunschweig.
Mit der Entwicklung der Opto-Mechanik eines neuen Laserhygrometers – zur Messung der Luftfeuchtigkeit – für das Forschungsflug D-ILAB hat sich Felix Witt in seiner Masterarbeit am Institut für Flugführung der TU Braunschweig und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) beschäftigt. Hierbei konnte er in experimentellen Untersuchungen nachweisen, dass die spektroskopische Auflösung des neuen Hygrometers sehr gute Übereinstimmungen mit Referenzsystemen zeigte und sämtlichen Messanforderungen gerecht wird. Des Weiteren entwickelte er für Flugversuche mit dem Hygrometer eine aerodynamisch optimierte Verkleidung, mit der in der Messebene eine Strömung ähnlich zu der in einer freien Anströmung gewährleistet wird. Felix Witt absolvierte von 2013 bis 2017 ein Maschinenbaustudium im Bachelor an der HAW Hamburg und studierte von 2017 bis 2020 im Master Computational Sciences in Engineering an der TU Braunschweig. Die Karl-Doetsch-Nachwuchspreise sind mit jeweils 1.000 Euro dotiert.
VDI Luft- und Raumfahrtpreis für Lajos Fohlmeister
In seiner Studienarbeit beschäftigte sich Lajos Fohlmeister am Institut für Flugzeugbau und Leichtbau der TU Braunschweig mit der mechanischen Charakterisierung von Holzfurnierverbünden mittels klassischer Laminattheorie und Versagenskriterien. Dabei betrachtete er die Übertragbarkeit der Auslegungsmethoden von Faserverbundwerkstoffen auf natürliche Holzfurniere und führte zur Überprüfung der Theorie einen Dreipunkt-Biegeversuch mit zwei Doppel-T-Trägern durch, was neue Erkenntnisse in der Auslegung nachhaltiger Leichtbaustrukturen mit sich brachte. Für diese Arbeit erhielt er den VDI Luft- und Raumfahrtpreis, der mit 1.000 Euro dotiert ist. Lajos Fohlmeister studiert seit 2013 Maschinenbau und Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Braunschweig.