27. Mai 2021 | Presseinformationen:

Küstenvegetation als natürlicher Uferschutz Sanaz Hadadpour von der TU Braunschweig erhält den De Paepe-Willems-Award

Große Freude am Leichtweiß-Institut für Wasserbau (LWI) der Technischen Universität Braunschweig: Die Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Sanaz Hadadpour erhält den De Paepe-Willems-Award 2021. Damit geht die internationale Auszeichnung der PIANC (World Association for Waterborne Transport Infrastructure) bereits zum zweiten Mal an das LWI und das erste Mal seit 2009 wieder an eine Frau. Sanaz Hadadpour erhält den Preis für ihre Forschung zur Küstenvegetation als natürlichen Uferschutz.

Um den Küstenbereich zu stärken, wird vermehrt auf ökosystemstärkenden Küstenschutz, wie beispielsweise Seegraswiesen gesetzt. Ein solch natürlicher Wellendämpfer ist nicht nur kostengünstiger und „wartungsärmer“ als gebaute Strukturen, sondern ist auch eingebettet in die bestehende Kulturlandschaft und Ökosysteme. Allerdings sind zahlreiche komplexe physikalische Prozesse an der Interaktion von Wellen und Strömungen mit der Vegetation beteiligt. Die Dissertation von Dr. Sanaz Hadadpour von der Abteilung Hydromechanik, Küsteningenieurwesen und Seebau des LWI, die unter dem inzwischen emeritierten Professor Hocine Oumeraci betreut wurde, hatte daher zum Ziel, das Verständnis der physikalischen Prozesse und der Schlüsselparameter, die die Wellendämpfung beeinflussen, zu verbessern.

In ihrer Studie hat die Nachwuchswissenschaftlerin ein einfach zu bedienendes numerisches Modellsystem erfolgreich entwickelt, um die wellenabschwächende Kapazität der Vegetation für Küstenschutzzwecke zu bewerten. Darüber hinaus wird damit zum ersten Mal eine Formel zur Vorhersage der Wellendämpfung durch die Vegetation bereitgestellt, um Behörden und Entwurfsbüros bei ihrer Planung zu unterstützen. Professor Nils Goseberg, Geschäftsführender Leiter des LWI, führt dazu weiter aus: „Die Abschätzung von Wechselwirkungen zwischen Wellen, Strömung und natürlichen Dämpfungselementen wie Seegras- oder Salzwiesen sowie Mangroven und anderer Vegetation wird im Zusammenhang mit Klimawandel, Daseinsfürsorge und Küstenschutz zukünftig immer wichtiger. Frau Dr. Hadadpours Arbeit leistet in diesem Zusammenhang einen sehr wichtigen Beitrag.“

Award geht zum zweiten Mal ans LWI

Der De Paepe-Willems Award ist ein internationaler Preis, der jedes Jahr durch die PIANC vergeben wird. Die World Association for Waterborne Transport Infrastructure ist eine der ältesten weltweit tätigen technisch-wissenschaftlichen Vereinigungen des Hafen- und Wasserstraßenbaus und der Schifffahrt im See- und Binnenbereich. Seit 1985 hat Deutschland den ersten Platz des Preises dreimal erhalten. Bereits einmal, 2019, ging die Auszeichnung an das LWI. Dr. Saber M. Elsayed wurde damit für seine Entwicklung eines numerischen Modells gewürdigt, das die Auswirkung von Sturmfluten auf sandigen Küstenschutzwerken und das Grundwasser simulieren kann.

Den Award für ihre Arbeit mit dem Titel „Numerische Modellierung der Wellendämpfung durch bewegliche Vegetation“ bekam Sanaz Hadadpour virtuell bei der Online-Jahrestagung überreicht. Der Preis ist mit 4.000 Euro und einer kostenlosen Mitgliedschaft bei der PIANC für drei Jahre dotiert.

Vita Dr. Sanaz Hadadpour

Sanaz Hadadpour studierte Bauingenieurwesen an der Bu-Ali Sina University, Hamedan, und der Iran University of Science and Technology (IUST), Teheran. Ihren Master im Bereich Wasserbau absolvierte sie 2012 als Beste ihres Jahrgangs. Seit 2014 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leichtweiß-Institut für Wasserbau, Abt. Hydromechanik, Küsteningenieurwesen und Seebau, tätig und forschte im EU-Projekt MERMAID (Innovative Multi-purpose Off-Shore Platforms: Planning, Design and Operation). 2020 beendete sie ihre Promotion im Bereich Küsteningenieurwesen zum Thema „Numerische Modellierung der Wellendämpfung durch bewegliche Vegetation“. Die Nachwuchswissenschaftlerin war an unterschiedlichen Forschungsprojekten zu den Bereichen Küste und Meer, erneuerbare Energien, Klimawandel und Ökosysteme beteiligt.