13. Juli 2012 | Presseinformationen:

Gefährliche Ampelschaltung

Bei Rot die Straße zu überqueren, ist kein Kavaliersdelikt, auch wenn es etwa jeder dritte Fußgänger oder Fahrradfahrer tut. Viele dieser Regelverstöße führt zu Unfällen, manche mit schlimmen Folgen. Die Gründe für das gefährliche Verhalten können sehr unterschiedlich sein: Termindruck oder schlechtes Wetter zum Beispiel oder zu lange Rotphasen, die die Geduld der Wartenden strapazieren. Forscher der Technischen Universität Braunschweig haben jetzt eine weitere, bisher unbeachtete Ursache entlarvt.

Rot – Grün – Rot: Eine komplizierte Ampelschaltung – hier am Braunschweiger Hagenmarkt. In diesem Fall hält sich jeder an die Regeln. Quelle: TU Braunschweig / Lipka – frei zur Veröffentlichung bei Abdruck der Quelle

„An Kreuzungen mit Verkehrsinseln sind die Lichtsignale oft widersprüchlich, was die Zahl der Menschen, die dann die Straße bei Rot überqueren, deutlich ansteigen lässt“, sagt Dr. Anke Schwarze vom Institut für Psychologie, Abteilung für Psychologische Methodenlehre und Biopsychologie (IPMB). An solchen Kreuzungen steht mitunter die vordere Ampel auf rot, während die dahinter schon grün zeigt. Oder beide Ampeln sind rot, aber von der gegenüberliegenden Seite kommen einem Fußgänger und Radfahrer entgegen, weil diese schon ein grünes Signallicht sehen.

Um die Folgen der irritierenden Ampelschaltungen herauszufinden, planten Schwarze und ihre Mitarbeiter Michael Haiduk und Florian Lange zwei Feldtests und verbrachten jeweils vier Tage an verschiedenen Kreuzungen in Braunschweig. Sie zählten hunderte Fußgänger und Radfahrer und hielten fest, wie viele davon die Straße bei Rot überquerten. „Wenn die vordere Ampel rot zeigte, die hintere aber grün, stieg die Wahrscheinlichkeit für eine Überquerung bei Rot um mehr als das Zweihundertfache“, berichtet die Psychologin. Nicht ganz so stark war der Effekt, wenn bei Rot Passanten von der gegenüberliegenden Seite grün sahen und den Wartenden schon entgegen kamen.

Verkehrsplaner sollten viel häufiger psychologische Expertise nutzen, um den Straßenverkehr künftig sicherer zu machen, finden die TU-Forscher. „Unsere Untersuchungen sind ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig das wäre“, sagt der IPMB-Leiter Professor Frank Eggert. „Menschen halten sich nicht immer an Regeln, aber mit dem nötigen Knowhow kann man erwünschtes, regelkonformes Verhalten durchaus fördern und Unfälle verhindern.“

 

Ausgezeichnet mit dem Erich-Mundstock-Preis:

Florian Lange hat für seine in Fachkreisen viel beachtete Arbeit heute den mit 500 Euro dotierten Erich-Mundstock-Preis erhalten. Ein weiterer Preis in derselben Höhe ging an Sebastian Weismantel, Studiengang Mobilität und Verkehr, für seine Bachelor-Arbeit zum Thema „Handreichung zur Qualifizierung Altersgerechter Verkehrsstrukturen auf Stadtteilebene – am Beispiel des Siegfriedviertels in der Stadt Braunschweig“. Der Erich-Mundstock-Preis wird verliehen für eine herausragende Bachelorarbeit, die sich inhaltlich mit einem Thema aus dem Bereich Mobilität, Verkehr oder Transport auseinandersetzt.

 

Ansprechpartner:
Technische Universität Braunschweig
Institut für Psychologie
Abteilung Psychologische Methodenlehre und Biopsychologie
Spielmannstraße 19
38106 Braunschweig

Dr. Anke Schwarze
Tel.: 0531 391-3147
E-Mail: anke.schwarze@tu-braunschweig.de

Prof. Dr. Frank Eggert
Tel.: 0531 391-3146
E-Mail: f.eggert@tu-braunschweig.de