Exzellente Mobilitäts- und Energieforschung an der TU Braunschweig Wissenschaftsminister Mohrs informierte sich über Future Mobility Hub
- Planungen am Forschungsflughafen Braunschweig: Future Mobility Hub als Plattform für Wissenstransfer und Testfeld
- Wasserstoff und Brennstoffzellen: H2-Terminal und -speicher setzen Braunschweig auf die Energielandkarte
- Notwendige Veränderungen in der Arbeitswelt für Etablierung der Kreislaufwirtschaft
Bei einer Führung durch das Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) erhielt Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs am 20. November Einblicke in die aktuelle Forschung rund um die nachhaltige Erzeugung und die effiziente Nutzung von Energieerzeugungstechnologien, um intelligente und emissionsfreie Fahrzeugkonzepte und die damit verbundenen gesellschaftlichen Transformationsprozesse.
Integrativer Bestandteil dabei ist das Future Mobility Hub, das vom NFF als Reallabor für die Transformation der Mobilitätswirtschaft aufgebaut wird. Hier sollen zukünftig verschiedene Möglichkeiten des Wandels städtischer und ländlicher Mobilitätsformen untersucht sowie Pläne und Zukunftsvisionen für das gesamte Umfeld am Braunschweiger Forschungsflughafen mit Forschungsmöglichkeiten und ergänzender Infrastruktur aufgezeigt werden.
NFF-Vorstandssprecher Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor: „Das geplante Reallabor wird verschiedene Akteure und unterschiedliche Disziplinen zusammenbringen, damit diese ihre Interessen kennen und verstehen lernen können. Forschung, Öffentlichkeit und öffentliche Hand, etablierte Unternehmen und Gründerszene können davon profitieren, dass Forschungsergebnisse aufbereitet und neue Prozesse daraus getestet, abgestimmt und erweitert werden. Gerade hier, im Ballungsraum Braunschweig/Wolfsburg und der Region Südostniedersachsen, bestehen optimale Voraussetzungen für einen Wissens- und Technologietransfer, da hier die dafür nötigen Kompetenzen und Kapazitäten vorhanden sind.“
„Die Mobilitätsforschung spielt eine herausragende Stellung an der Technischen Universität Braunschweig. Ein Meilenstein ist natürlich das geplante Future Mobility Hub. Ganz begeistert bin ich, dass der nächste große Schritt konkrete Formen annimmt: Mit Mobilise 2.0 wollen wir die Wissenschaftsallianz zwischen Braunschweig, Hannover und jetzt auch Göttingen vertiefen. Unsere Ziele sind, zum Beispiel, Synergien in Mobilitätsfragen zu schaffen und dadurch Komplexität zu reduzieren, aber auch die Performance in Mobilitätsystemen durch KI zu steigern und alternative Mobilitätsformen erkunden. Kurz: Die Mobilität der Zukunft wird hier auf allen Ebenen hochgradig interdisziplinär und international sichtbar beforscht – aus ingenieur-, rechts- und computerwissenschaftlicher, sozio-ökonomischer Perspektive mit besonderer Berücksichtigung von Human Factors“, sagt Angela Ittel, Präsidentin der TU Braunschweig.
„Das Future Mobility HUB ist ein Reallabor, um verschiedene Mobilitätsformen der Zukunft zu untersuchen. In der Erforschung der Elektromobilität spielt das NFF eine zentrale Rolle. Hier wird nicht nur anwendungsorientiert entwickelt, hier wird auch exzellente Grundlagenforschung betrieben“, so Falko Mohrs, niedersächsischer Wissenschaftsminister.
Energiebereitstellung: Forschung entlang der Wasserstoff-Wirkungsgradkette
Von konkreten ersten Ergebnissen dieses Forschungsvorhabens konnte sich der Minister bei der Begehung des NFF-Technikums überzeugen. Timo Sauer vom elenia Institut für Hochspannungstechnik und Energiesysteme erläuterte das aktuell im Aufbau befindliche Wasserstoff-Kompetenzzentrum. Im sogenannten H2-Terminal in unmittelbarer Nähe zum NFF-Gebäude sollen künftig die Forschungskompetenzen vor allem der TU Braunschweig rund um die Themen Wasserstofferzeugung, -speicherung, -einspeisung und -verteilung sowie -rückverstromung in Brennstoffzellen gebündelt und in die Praxis getragen werden.
Der mit regenerativem Strom erzeugte grüne Wasserstoff aus den Elektrolyseuren wird dabei verschiedenen Nutzungsformen zugeführt. Zum einen wird dieser in internen Prüfständen verwendet, um Alterungsversuche mit verschiedenen Wasserstoffqualitäten durchzuführen und einen Teil der Forschungsarbeiten zu dekarbonisieren. Zum anderen werden weitere externe (Brennstoffzellen-) Prüfstände am Fraunhofer-Projektzentrum für Energiespeicher und Systeme (Fraunhofer ZESS) und am NFF per Pipeline mit dem grünen Wasserstoff versorgt. Ergänzend zur Verwendung des Wasserstoffs in den Prüfständen wird dieser auf dem Gelände des NFF genutzt, um die Wasserstoffspeicherung in dem derzeit weltgrößten Metallhydridspeicher der Firma GKN Hydrogen zu erproben. Parallel zur Versorgung mit Wasserstoff wird das ebenfalls aktuell im Bau befindliche Fraunhofer ZESS mit aufbereiteter Elektrolyse-Abwärme beliefert. Hierzu wird das Temperaturniveau der Abwärme aus den Elektrolyseprozessen mithilfe einer Hochtemperaturwärmepumpe angehoben und über ein Nahwärmenetz zur Verfügung gestellt.
Fahrerloses Personenshuttle ab 2024 im Realbetrieb geplant – Vision eines „Campus Shuttles“
Mit dem Versuchsfahrzeug RAION arbeitet das NFF federführend mit dem Institut für Fahrzeugtechnik der TU Braunschweig und weiteren Partnern an der Inbetriebnahme eines echten fahrerlosen Personenshuttles im fließenden Verkehr und hohem Takt bzw. nach individuellem Kundenbedarf bis Mitte 2024. „Wir wollen am Forschungsflughafen Braunschweig die Erlebbarkeit des vollautomatisierten Fahrens mit einem für Level 4 zertifizierten Shuttle in realen Betriebsbedingungen ermöglichen“, so Professor Roman Henze. Die Besonderheit im Vergleich zu vielen bisherigen Demonstrationen ist die hohe – verkehrsangepasste – Geschwindigkeit von 50 km/h. Die Funktionssicherheit wird durch dreifach redundante Systeme (zwei davon im Fahrzeug und eine Absicherung über die Infrastruktur) realisiert.
Kreislaufwirtschaft – zirkulär, nachhaltig, interdisziplinär und human
Mit Blick auf die Mobilität der Zukunft werden am NFF neben den notwendigen Technologien alle Bereiche mitgedacht. Dazu gehören neben dem emissionsfreien Fahren, auch die Entwicklung hin zum zirkulären Ansatz der Kreislaufwirtschaft und die Transformationsprozesse in der Arbeitswelt, wie Professorin Simone Kauffeld erläuterte. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten das Anfang November 2023 eröffnete CircularLab der Battery LabFactory Braunschweig (BLB) direkt gegenüber vom NFF sowie das am NFF angesiedelte Kompetenzzentrum KREIS.
Während in der BLB-Pilotanlage künftig untersucht wird, wie Lithium-Ionen-Batterien recycelt und eine Kreislaufproduktion umgesetzt werden kann, erforschen im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten „KREIS – Circular Economy menschengerecht gestalten“ 42 Partner aus Wissenschaft und Industrie, wie sich Arbeit verändern muss, um Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen. „Denn eine nachhaltigere, zirkuläre Wirtschaft setzt Kooperation aller beteiligten Disziplinen ebenso voraus wie die Stärkung von Kompetenzen und Veränderungsbereitschaft und humanere Arbeitsbedingungen für Fachkräfte“, so Professorin Kauffeld.