21. November 2012 | Presseinformationen:

Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Andreas H. Dietzel Ein Maximum an Minimum

Prof. Dr. Andreas H. Dietzel, Institut für Mikrotechnik der Technischen Universität Braunschweig, hält seine Antrittsvorlesung „Ein Maximum an Minimum“ am

Mittwoch, 28. November 2012, um 17.00 Uhr
in der Aula, Haus der Wissenschaft, Pockelsstraße 11, 38106 Braunschweig.

In den 60er Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass man eine große Anzahl von miniaturisierten Transistoren auf einem einzigen Chip integrieren kann. Auf diese Weise konnten sie Funktionalität, Leistung und Zuverlässigkeit enorm steigern und gleichzeitig viel mehr Transistoren zu viel geringeren Kosten herstellen. Die revolutionäre Entwicklung des „Informationszeitalters“ setzte ein. Wenig später realisierte man, dass auch mechanische Elemente ähnlich vorteilhaft integriert und fabriziert werden können. Dabei kann ein Vorteil aus der Tatsache gezogen werden, dass mit fortschreitender Miniaturisierung sich das Gleichgewicht der physikalischen Kräfte verschiebt und zum Beispiel Oberflächeneffekte an Einfluss gewinnen. Während die Elektronik uns die „Intelligenz“ für moderne mechatronische Systeme und Produkte zur Verfügung stellt, liefert die Mikrotechnik Sensoren und Aktuatoren, in anderen Worten: „Hände, Ohren, Augen und Füße“, die im Kontakt zur äußeren Welt stehen. Kann die Mikrotechnik ähnlich tiefgreifend in den Alltag Einzug halten wie die Mikroelektronik und welche Aufgaben können ein Chip oder Mikrosystem in Zukunft übernehmen? Zum Beispiel durch neuartige und preiswert zu produzierende Sensoren zur Steuerung von Fahrzeugen und Prozessen, zur Überwachung des Gesundheitszustands eines Patienten, oder beispielsweise auch durch mikro-fluidische Systeme für die Produktion von pharmazeutischen Wirkstoffen. Um das ganze Potenzial ausschöpfen zu können, wird sich die Mikrotechnik weiter „emanzipieren“, um zum einen Materialien und Fabrikationsmethoden zu erforschen, zu entwickeln und einzusetzen, die von denen der Mikroelektronik abweichen. Besondere Möglichkeiten ergeben sich durch den Einsatz von ultra-kurz gepulsten Lasern, die eine sogenannte „kalte Ablation“ ermöglichen und durch nicht-lineare Absorptionseffekte neue Strukturierungsansätze erlauben. Zum anderen gilt es, neue Systemformate mit einer Vielzahl von verteilten Sensoren oder Aktuatoren ähnlich den Schmerz-, Wärme- oder Druck-Sensoren in der menschlichen Haut zu erforschen, um ein Maximum an Funktionalität in minimalen Abmessungen realisieren zu können.

Zur Person

Prof. Dr. rer. nat. Andreas H. Dietzel (Jahrgang 1960) studierte Physik und Biophysik an der Georg-August-Universität in Göttingen und promovierte dort 1989. 1990 wechselte er zu IBM und arbeitete zunächst für die Microelectronics Division im Labor für Oberflächen- und Strukturanalyse in Sindelfingen. 1994 wechselte er in das IBM Forschungslabor Zürich/Rüschlikon (Schweiz), und von 1996 bis 2004 arbeitete er als Abteilungsleiter des Labors für Analytik & Speichertechnologie-Projekte der IBM Storage Technology Divison in Mainz. In den Jahren 2003/04 arbeitete er als Projekt Manager bei der Robert Bosch GmbH in Reutlingen, verantwortlich fϋr das Entwicklungsprojekt „Inertialsensorik der dritten Generation“. 2004 folgte er einem Ruf an die Technische Universiteit Eindhoven (Niederlande) auf den Lehrstuhl „Micro- and Nano-Scale Engineering“. Von 2004 bis 2011 verband er die Universitätsprofessur mit einer Tätigkeit für die Nederlandse Organisatie voor Toegepast Natuurwetenschappelijk Onderzoek (TNO) zur Entwicklung flexibler Mikrosysteme. Ende 2011 nahm er den Ruf an die TU Braunschweig an und ist seit Februar 2012 Leiter des Instituts für Mikrotechnik. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist Prof. Dietzel Autor mehrerer erteilter und angemeldeter Patente.