1. November 2011 | Magazin:

Zum Studien- bzw. Semesterstart Fünf Lerntipps von Professor Martin Korte

Der Gedächtnis- und Lern-Spezialist Prof. Martin Korte, Leiter der Abteilung Zelluläre Neurobiologie und Vizepräsident für Fragen der Strategischen Entwicklung, setzt sich mit den zellulären Grundlagen von Lernen und Gedächtnis auseinander. Damit das Lernen für das Studium besonders effektiv ist, rät er:

1. Organisieren Sie Lernphasen in der Lerngruppe

Das erhöht den sozialen Druck, zu lernen. Das Gruppenlernen ersetzt zwar nicht das Selbststudium, aber es ergänzt dieses. Treffen Sie sich vor allem vorlesungsbegleitend und nicht nur in der letzten Phase vor den Klausuren. Die Lerngruppe bringt sie dazu, präzise zu formulieren. Durch die Kontrolle der anderen merken Sie schneller, ob Sie den Stoff auch wirklich verstanden haben. Darüber hinaus müssen Sie nicht nur selbst formulieren, sondern sollen ebenfalls sehr genau beurteilen, ob die Beiträge der anderen Mitglieder auch stimmen. So bringen Lerngruppen Sie dazu, aktiv beim Lernen involviert zu sein. Außerdem macht soziales Lernen mehr Spass, und das ist allemal gut fürs Lernen.

2. Am nächsten Tag: Wiederholen und Fragen notieren

Blättern Sie einen Tag nach der Vorlesung dem Seminar oder der Übung das gelernt noch einmal durch. Vergegenwärtigen Sie sich den Stoff kurz(!) und machen Sie Fragezeichen dort, wo etwas nicht klar ist,

3. Etwas später: Rekapitulieren und Zusammentragen

Ein erheblicher Teil des langfristigen Speicherns im Gehirn erfolgt, wenn wir Information, die wir vor einiger Zeit (zum Beispiel vor vier Wochen) gehört oder gelernt haben, noch einmal rekapitulieren und zusammentragen. Diese Rekonstruktion des Gelernten macht es deutlich wahrscheinlich, dass Informationen im Langzeitgedächtnis abgelegt werden, . Sie fordern am Ende der Lernphase weniger  Zeit als das ineffektive Massenlernen direkt vor der Klausur.

4. Machen Sie sich immer das Ziel einer Lernübung klar

… und wenn dies nicht klar ist, fragen Sie beim Dozenten oder bei der Dozentin nach. Das Gehirn kann seine eigenen Suchstrategien und Filtermechanismen nur richtig kalibieren, wenn das Ziel einer Aufgabe klar formuliert ist.

5. Multitasking beim Lernen macht das Lernen fehleranfällig

… und verlängert die Lernzeiten unnötig. Machen Sie also alle elektrischen Geräte beim Lernen aus. In den Lernpausen ist immer noch Zeit, die diversen Netzwerke und Nachrichten zu scannen. Nach jeder Unterbrechung, die länger  als 20 Minuten dauert, braucht man zehn bis fünfzehn Minuten, um sich auf eine komplexe kognitive Aufgabe wieder effektiv einzustellen.

Professor Martin Korte

ist seit 2004 Leiter des Zoologischen Institutes der TU Braunschweig. Er leitet dort die Abteilung Zelluläre Neurobiologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind die zellulären Grundlagen von Lernen und Gedächtnis ebenso wie die Vorgänge des Vergessens.

Der renommierte Hirnforscher ist gefragter Referent in Expertengremien und Schulen. Er ist Autor unter anderem des erfolgreichen populärwissenschaftlichen Sachbuchs „Wie Kinder heute lernen“ und Co-Autor des „Campus Knigge“. Als einer der hierzulande meistzitierten Hirnforscher berät er unter anderem die ARD bei der Konzeption und Umsetzung von Sendungen wie „Deutschlands größter Gedächtnistest“ und „Der klügste Deutsche“.