Vom Chemieprofessor zur Romanfigur Erster deutscher Umweltroman aus Braunschweig wird 135
135 Jahre alt und doch aktuell wie nie erscheint in diesen Tagen, an denen immer mehr Menschen gegen die Umwelt- und Klimazerstörung auf die Straße gehen, eine Erzählung von Wilhelm Raabe. Der Braunschweiger verfasste 1884 mit „Pfisters Mühle. Ein Sommerferienheft“ den ersten Umweltroman, in dem auch ein Professor der damaligen TH Braunschweig eine Rolle spielt.
Der Schriftsteller Wilhelm Raabe brachte in dem Text seine Kritik an der damals beginnenden Industrialisierung, Umweltzerstörung und Verstädterung zum Ausdruck. Als fiktives Fallbeispiel, dem ein realer Fall zugrunde lag, beschrieb er das Schicksal des Wirtshausbesitzers und Wassermüllers Bertram Gottlieb Pfister. Obwohl er sich gegen die Zerstörung seiner Lebensgrundlage sogar erfolgreich gerichtlich gewehrt hatte, ruinierte dennoch die nahe gelegene Zuckerfabrik seine berufliche Existenzgrundlage mit ihren übelriechenden Abwässern.
Den gerichtlichen Erfolg verdankte Pfister dem Gutachten der Romanfigur Dr. Asche. Im wirklichen Leben handelte es sich bei Dr. Asche um Prof. Dr. Heinrich August Beckurts (1855 – 1929). Er war von 1877 bis 1925 an der TH Braunschweig als Professor für pharmazeutische Chemie und Nahrungsmittelchemie tätig. Beckurts engagierte sich darüber hinaus für das Volksgesundheitswesen und initiierte daher die Gründung der staatlichen Nahrungsmitteluntersuchungsstelle. Sie wurde 1910 an der TH Braunschweig eingerichtet. Das erwähnte Gutachten von Prof. Beckurts befindet sich im Niedersächsischen Landesarchiv Standort Wolfenbüttel: http://kulturerbe.niedersachsen.de/viewer/objekt/isil_DE-1811-HA_STAWO_37_A_Neu_Fb_4_Nr_30/1/LOG_0000/.
Weitere Quellen sind im Universitätsarchiv einsehbar. Dazu zählt auch das Foto von Heinrich Beckurts (J I B:7).
Ein Gastbeitrag von Claudia Bei der Wieden, Leiterin des Universitätsarchivs