4. Dezember 2023 | Magazin:

„Synthetische Chemie ist ein so kreatives Fach – fast wie eine Kunst“ Christopher J. Teskey ist neuer Professor am Institut für Organische Chemie

Seit 1. November 2023 ist Christopher J. Teskey Professor an der Technischen Universität Braunschweig. Er studierte in Cambridge, promovierte in Manchester, forschte in Wien und leitete eine Nachwuchsgruppe an der RWTH Aachen. An der TU Braunschweig wird er sich im TU-Forschungsschwerpunkt „Engineering for Health“ mit der Suche nach neuen Methoden zur Bildung organischer Moleküle beschäftigen. Langfristiges Ziel seiner Arbeitsgruppe ist die Entwicklung neuer biokompatibler Werkzeuge, die in Biologie und Medizin eingesetzt werden könnten. Dabei wird er auch Künstliche Intelligenz in das Forschungsprogramm einbeziehen und die Verbindungen zu industriellen Partnern stärken.

Prof. Dr. Christopher J. Teskey. Bildnachweis: Madeleine Franke/TU Braunschweig

Warum haben Sie sich für die TU Braunschweig entschieden?

Ich habe mich sehr über den Ruf an die TU Braunschweig und die neuen möglichen Kooperationen mit den Forfschenden hier gefreut. Ich hatte das Gefühl, dass die Forschung meiner Arbeitsgruppe perfekt zu mehreren anderen Forschungsgruppen hier passt und wir hier starke Verbindungen aufbauen können, um unsere langfristigen Ziele voranzutreiben. Dies wird es uns hoffentlich ermöglichen, einen wichtigen Beitrag für die Fakultät für Lebenswissenschaften zu leisten. Beeindruckt war ich auch von der Laborfläche, die meiner Gruppe zur Verfügung steht, sodass wir in den nächsten Jahren weiter wachsen können. Nicht zu vergessen ist: Niedersachsen bietet einige interessante Fördermöglichkeiten.

Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung? Wie würden Sie Ihre Arbeit einer fachfremden Person erklären?

Meine Gruppe befasst sich mit der Suche nach neuen Methoden zur Bildung organischer Moleküle. Diese Art von Molekülen wird tagtäglich in Arzneimitteln, Agrochemikalien (Chemikalien für die Landwirtschaft) und Materialien verwendet. Um jedoch die nächste Generation funktioneller Chemikalien (z. B. das nächste Blockbuster-Medikament) herzustellen, ist es notwendig, neue Methoden zum Aufbau dieser Moleküle zu entwickeln, sodass wir Strukturen herstellen können, die vorher nicht möglich waren. Wir sind auch daran interessiert, effizientere Alternativen zu bestehenden Methoden zu finden. Dazu gehört die Erforschung des Einsatzes von sichtbarem Licht als Energiequelle in unseren Reaktionen und auch der Ersatz seltener, teurer Metalle durch leichter verfügbare Metallkatalysatoren.

Mit welchen Forschungsschwerpunkten und Projekten werden Sie sich an der TU Braunschweig auseinandersetzen?

Wir werden weiterhin an unseren Hauptthemen der Entwicklung neuer übergangsmetallkatalysierter Reaktionen (Übergangsmetalle sind gute Katalysatoren, da sie verschiedene Elektronenkonfigurationen annehmen können, die es ihnen ermöglichen, mit anderen Molekülen in Wechselwirkung zu treten) sowie photokatalysierter, also durch Licht ausgelöster chemischer Reaktionen arbeiten. Gleichzeitig hoffe ich, das Verständnis dieser Prozesse zu vertiefen, Aspekte der Künstlichen Intelligenz in unser Forschungsprogramm einzubeziehen und die Verbindungen zu industriellen Partnern zu stärken.

Ein letztes, langfristiges Ziel ist die Entwicklung von Methoden, die biokompatibel sind, sodass wir letztendlich neue Werkzeuge und Techniken in der Biologie und Medizin entwickeln können. All diese Themen werden an der TU Braunschweig im Forschungsschwerpunkt „Engineering for Health“ gebündelt, wo meine Forschungsgruppe in den kommenden Jahren hoffentlich eine aktive Rolle spielen wird.

Prof. Dr. Christopher J. Teskey (m.) mit TU-Präsidentin Angela Ittel und Prof. Dr. Frank Eggert, Dekan der Fakultät für Lebenswissenschaften. Bildnachweis: Madeleine Franke/TU Braunschweig

Was hat Sie dazu bewogen, in diesem Bereich zu forschen?

Ich habe mich während eines Sommerpraktikums zwischen meinem Bachelor und meinem Master für die organische Chemie interessiert. Als Bachelorstudent verbringt man drei Jahre damit, die Sprache der Chemie zu lernen, aber in der Forschung kann man sie dann endlich für etwas Neues nutzen! Die synthetische Chemie ist ein so kreatives Fach, fast wie eine Kunst. Man kann zum Beispiel Chemikalien herstellen, die noch nie zuvor hergestellt wurden, und Ideen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenführen. Wir haben auch viel kürzere Entdeckungszyklen als andere Wissenschaften – oft kann eine Idee, die man am Morgen hat, getestet werden, und die ersten Ergebnisse liegen vielleicht schon am nächsten Tag vor. Es ist ziemlich aufregend, seine Ideen so schnell testen zu können! Und natürlich glaube ich fest daran, dass die organische Chemie unser Leben entscheidend verändert – selbst die Grundlagenforschung kann zu enormen Verbesserungen der Lebensqualität führen, auch wenn dies oft erst einige Zeit nach der ursprünglichen Entdeckung geschieht.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten aus?

Austausch, Reflexion, Aktion