4. Dezember 2023 | Magazin:

Intensive Betreuung als Schlüssel zum Erfolg Willkommenskultur und Onboarding-Formate im CSE-Studiengang

Der Ausbau englischsprachiger Studiengänge mit internationaler Ausrichtung ist ein erklärtes Ziel der TU Braunschweig. Damit einher gehen nicht nur konzeptionelle Fragen, die sich mit der inhaltlichen Ausgestaltung dieser Studiengänge beschäftigen. Auch die Zielgruppe birgt besondere Herausforderungen: Worauf kommt es bei der Betreuung von internationalen Studierenden eigentlich besonders an?

Geringe Abbrecherquote und hohe Zufriedenheit

Im Studiengang Computational Sciences in Engineering (CSE) betrug der Anteil an internationalen Studierenden im Sommersemester 2023 ca. 90 Prozent. Gleichzeitig ist die Studienabbrecherquote im CSE überdurchschnittlich gering: In den vergangenen vier Semestern lag sie unter drei Prozent. Woran liegt das? „Unsere internationalen Studierenden haben sehr unterschiedliche Hintergründe und haben häufig noch keine Bildungs- und Lebenserfahrung außerhalb ihres Heimatlandes. Sie benötigen auf vielfältige Weise Unterstützung, um diesen Kulturschock zu meistern und ganz praktisch in Braunschweig anzukommen“, erklärt Professor Ralf Jänicke, Studiendekan des Studiengangs. „Wir sind uns dieser besonderen Situation sehr bewusst und haben im CSE ein tolles, eingespieltes Team mit langjährigen Erfahrungen. Das ermöglicht es uns, die internationalen Studierenden intensiv zu begleiten – in allen hochschulspezifischen Fragen, aber auch darüber hinaus.“

Onboarding-Workshops schon vor Studienbeginn

Zu diesem Team gehört auch Annika Kleinwächter, seit zehn Jahren CSE-Studiengangkoordinatorin. Sie kennt die Hürden und Sorgen, mit denen internationale Studierende nach Deutschland kommen: „Man muss sich erstmal in einem fremden Land orientieren, die Sprache lernen, das Universitätssystem verstehen und Kontakte knüpfen. Da prasselt insbesondere in der ersten Zeit viel auf die Studierenden ein“, erklärt sie. „Uns ist es deshalb besonders wichtig, eine Willkommenskultur zu leben, in der wir die Studierenden an der TU Braunschweig von Beginn an auffangen und sie bestmöglich unterstützen.“

Annika Kleinwächter (rechts) ist seit zehn Jahren CSE-Studiengangkoordinatorin. Foto: CSE/TU Braunschweig

Im CSE geht das sogar schon vor der Ankunft der Studierenden in Braunschweig los. Bereits nach dem Versand der Zusagen werden Online-Onboarding-Workshops angeboten, in denen Studierende Fragen stellen können. Häufig entscheiden sich Studierende erst nach diesen Workshops fest für die TU Braunschweig, berichtet Kleinwächter, die sowohl im Studium als auch später im Berufsleben selbst Auslandserfahrung gesammelt hat.

 „Es ist wichtig, eine Identifikation mit der Universität zu schaffen“

Wenige Wochen später werden die Studierenden dann auch vor Ort willkommen geheißen: Bei einer Welcome Party des Studiengangs können sie sich untereinander kennenlernen und erste Kontakte zu den Lehrenden knüpfen. Zudem gibt es von Semesterstart bis circa Mitte November eine Open-Door-Policy der Studiengangkoordination. Studierende können in diesem Zeitraum jederzeit ohne Termin mit Fragen und Nöten vorbeikommen. Um den Austausch zwischen internationalen und lokalen Studierenden zu stärken, ist außerdem ein interkulturelles Training für alle zu Beginn des Studiums verpflichtend.

„Es ist immer einfach, das CSE-Büro bei Fragen zu erreichen“, erzählt CSE-Studentin Aileen Brendel.  „Dadurch habe ich mich von Anfang an im Studium unterstützt gefühlt. Außerdem müssen sich alle Studierenden im ersten Semester einen Lehrenden als Mentor*in aussuchen. Gemeinsam bespricht man dann die Auswahl der Vorlesungen. Das hat mir sehr geholfen.“ Auch CSE-Student Abdulbaki Kocabasa hebt die Bedeutung des Mentor*innenprogramms hervor: „Mein Mentor hat mir bei akademischen und beruflichen Entscheidungen geholfen, was unglaublich wertvoll war. Das Programm war gerade zu Beginn des Studiums eine entscheidende Unterstützung für mich.“

Zusätzlich zum Mentoringprogramm müssen die CSE-Studierenden nach dem zweiten und vierten Semester an verpflichtenden Feedbackgesprächen teilnehmen, wenn sie bis dahin noch nicht 30 beziehungsweise 60 Credits erbracht haben. Für alle Studierenden gibt es jederzeit die Möglichkeit, eine Beratung zu erhalten, in der über den Studienfortschritt und mögliche Probleme gesprochen werden kann. Aus Sicht von Annika Kleinwächter ein weiterer wichtiger Baustein auf dem Weg zum erfolgreichen Abschluss: „Uns ist es wichtig, eine Identifikation mit der Universität zu schaffen und mit unseren Angeboten dazu beizutragen, dass unsere Studierenden erfolgreich studieren können. Das klappt unserer Erfahrung nach viel besser, wenn sie ihre Ansprechpersonen gut kennen und keine Hemmschwelle haben, uns anzusprechen.“

Mehrmals pro Jahr werden für die Studierenden Firmenexkursionen angeboten. Oft entstehen dabei wertvolle Kontakte für den späteren Berufseinstieg. Foto: CSE/TU Braunschweig.

Wichtig für das CSE-Team ist aber nicht nur, dass die Studierenden bestmöglich auf ihrem akademischen Weg unterstützt werden. Auch die Vernetzung mit anderen Studierenden und Alumni des Studiengangs spielt eine große Rolle, damit sie auf der einen Seite soziale Kontakte knüpfen und sich gleichzeitig auch ein Netzwerk für den späteren Berufseinstieg aufbauen können. Auf dem Programm steht deshalb einmal pro Jahr eine viertägige Firmenexkursion nach Hamburg sowie weitere Exkursionen zu Unternehmen aus der Region. Darüber hinaus können sich Studierende beim jährlichen CSE-Barbecue mit Alumni, den CSE-Mitarbeiter*innen, anderen Studierenden und Förderern des Studiengangs vernetzen. Mit Erfolg, wie Abdulbaki Kocabasa berichtet: „Bei dieser Veranstaltung habe ich einen ehemaligen CSE-Studenten kennengelernt und konnte mir dank des Kontaktes einen Praktikumsplatz bei einem der größten deutschen Unternehmen sichern.“

Betreuungskapazitäten müssen mitgedacht werden

Hinter alldem steckt ein beträchtlicher Arbeitsaufwand, der vom CSE-Team zusätzlich zu den alltäglichen Aufgaben im Bereich Studiengangkoordination geleistet wird. Professor Ralf Jänicke spricht sich dennoch für die Einführung weiterer englischsprachiger Studiengänge aus, warnt aber auch: „Englischsprachige Lehre stellt eine große Chance dar, die besten internationalen Köpfe nach Braunschweig zu locken. Für die erfolgreiche Integration sind eine Sprachausbildung und ein engmaschiges Unterstützungsangebot wichtige Werkzeuge. Dabei muss uns klar sein: There’s no free lunch! Internationale Studiengänge erfordern richtig Ressourcen und können nicht mal so nebenbei mit dem Alltagsgeschäft abgewickelt werden.“

Annika Kleinwächter möchte deshalb Synergien an der TU Braunschweig zukünftig noch stärker nutzen und hat bereits ein Austauschformat unter den Studiengangskoordinator*innen der international ausgerichteten Studiengänge ins Leben gerufen. „Diesen Austausch möchten wir weiter stärken und unseren Erfahrungsschatz teilen. Außerdem sind die Angebote des International Student Support beispielweise für unsere Studierenden sehr interessant, deshalb möchten wir zukünftig enger zusammenarbeiten“, betont sie.