15. Dezember 2017 | Magazin:

Flugticket für ELVIS: Studierenden-Raumfahrtprojekt startet ins All Braunschweiger Experiment an Bord internationaler Forschungsrakete

Hoch hinaus geht es für ein Experiment von acht Studierenden der Technischen Universität Braunschweig. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des Instituts für Geophysik und Extraterrestrische Physik und der ExperimentalRaumfahrt-InteressenGemeinschaft e.V (ERIG) haben geschafft, wovon andere junge Forscherinnen und Forscher träumen: Sie schicken ihren Versuch mit einer Rakete des deutsch-schwedischen REXUS/BEXUS-Programms in die Schwerelosigkeit.

Das Team ELVIS mit Studierenden des Instituts für Geophysik und extraterrestrische Physik und der ERIG. Foto: TU Braunschweig

Das Team ELVIS (Exploration of Low-Velocity collisions In Saturn’s rings) – bestehend aus Physik- und Maschinenbau-Studierenden – hatte sich Ende November bei einem Workshop des Raumfahrtmanagements des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)  in Bonn mit ihrer Experimentidee durchgesetzt. Das jährlich stattfindende  Höhenforschungsprogramm REXUS/BEXUS vom DLR und Swedish National Space Board (SNSB) ermöglicht Studierenden, Erfahrungen in Raumfahrtprojekten zu sammeln.

So können sie wissenschaftliche und technische Experimente auf Raketen und Ballonen unter speziellen Bedingungen, wie zum Beispiel unter dem Einfluss von Weltraumstrahlung oder in reduzierter Schwerkraft realisieren. „Das ganze Team ist froh, die Chance zu bekommen, an einem richtigen Raumfahrtprojekt zu arbeiten“, freut sich Physik-Student Alexander Landeck, der das ELVIS-Team leitet.

Das Experiment ELVIS

Im Experiment der Braunschweiger geht es darum, das Verhalten von Partikeln in den Saturnringen zu erforschen. Dabei werden Stöße zwischen kleinen Eisteilchen in den Ringen des Saturns mit Hilfe von Glaskugeln simuliert und untersucht. Diese Eisteilchen sind ähnlich wie Schneebälle, wobei ihre Größe von weniger als einem Millimeter bis zu mehreren Metern reichen kann. „Das System der Saturnringe kann noch nicht verstanden werden“, erklärt Alexander Landeck, der in diesem Jahr bereits an der DLR-Parabelflug-Kampagne teilgenommen hat. Durch das Experiment erhofft er sich weitere Erkenntnisse. Für die Computersimulation kooperieren die Studierenden mit dem Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation.

Bis an die Grenze des Weltraums

Mit einem ähnlichen Versuchsaufbau hatte sich das Team bereits für den DLR-Studierendenwettbewerb „Überflieger“ beworben, bei dem sie es im Frühjahr 2017 bis in die zweite Runde schafften. Dort sollte das Experiment zur Internationalen Raumstation ISS gebracht werden.

Mit dem Experiment wird das Verhalten von Partikeln in den Saturnringen erforscht.

Ganz so hoch geht es für ELVIS mit der REXUS-Rakete nicht, aber immerhin 80 bis 90 Kilometer in die Höhe und damit an die Grenze des Weltraums. Hier kann das Experiment mehrere Minuten in der Schwerelosigkeit ausgeführt werden.

Fünf deutsche und fünf internationale Teams werden im März 2019 in Esrange nahe Kiruna in Nordschweden eine REXUS-Rakete mit ihren Versuchen bestücken. Neben den Braunschweiger Nachwuchsforscherinnen und -forscher sind noch Studierende der Technischen Universität Berlin, der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, der Universität Bremen, der Universität der Bundeswehr München sowie verschiedener Universitäten in Schweden, Niederlanden und Polen dabei.

Weltraumtauglich arbeiten

Bereits vom 5. bis 9. Februar 2018 werden alle Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Kiruna zusammenkommen – zur ersten gemeinsamen Arbeitsphase. „Dort werden wir lernen, wie man weltraumtauglich arbeitet“, so Alexander Landeck. Wichtig ist das zum Beispiel schon beim Löten, damit die Kabel durch die Vibrationen der Raketen nicht brechen und damit den Versuch gefährden.

Bis zum Start der Rakete bleibt für die Studierenden noch eine Menge zu tun. Mindestens einmal pro Woche will sich das Team ELVIS treffen, um das Experiment in der Werkstatt der ERIG zu bauen, im Labor des IGeP zu testen und zu dokumentieren. Das Projekt muss gut vorbereitet sein. Denn: „Wir haben nur einen Versuch, und der muss auf Anhieb funktionieren“, betont Alexander Landeck.