10. Februar 2020 | Magazin:

Praxisnahes Lernen Gemeinsames Praktikum des Fraunhofer ITEM und der TU Braunschweig

Antikörper herstellen und charakterisieren – und dabei den Weg vom Gen bis zum Produkt in der Klinik komplett  abdecken – das lernten Biotechnologie-Studierende der Technischen Universität Braunschweig praxisnah in einem gemeinsamen Praktikum mit der Pharmazeutischen Biotechnologie des Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM). Die Lehrveranstaltung fand in diesem Semester erstmals statt. Aus der Partnerschaft soll mehr und die Vernetzung gestärkt werden: Auch bei zukünftigen Forschungsprojekten im Bereich der Biopharma-Wirkstoffe ist eine Zusammenarbeit geplant.

16 Studierende nahmen an dem Zellkulturtechnikpraktikum teil. Bildnachweis: Anna Krings/TU Braunschweig

In dem zweigeteilten Praktikum stand zunächst das Kultivieren von Pilzen bei Professor Udo Rau, Studiendekan Biotechnologie, auf dem Programm. Im zweiten Teil stellten die Studierenden unter Anleitung von Dr. Markus Heine vom Fraunhofer ITEM Antikörper in einem Bioreaktor her. Dabei profitieren die Studierenden von den praktischen Erfahrungen der Wissenschaftler. „Was in dem Praktikum im kleinen Maßstab in einem 2 Liter Bioreaktor stattfindet, passiert bei uns am Fraunhofer ITEM in Bioprozessen für klinische Studien im 200 Liter Maßstab“, erzählt Heine.

Thematisch ergänzen sich Forschungseinrichtung und Universität sehr gut: Die Abteilung Biotechnologie der TU Braunschweig erforscht, wie menschliche Antikörper im Bereich der Infektionsforschung, Diagnostik und Wirkstoffentwicklung erzeugt, genutzt und verbessert werden können. Beim Fraunhofer ITEM steht der biotechnologische Prozess im Fokus, erklärt Professor Holger Ziehr, Bereichsleiter des ITEM Braunschweig: „Bei uns ist die ganze Entwicklungskette eines neuen Medikaments abgebildet. Das beginnt bei der Entwicklung von Produktionszelllinien, geht über deren Kultivierung und die Reinigung von Biomolekülen bis zur Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen und Arzneimitteln für klinische Prüfungen.“

Praxisnahe Lehre

Nach ihrem Studium geht es für viele Biotechnologinnen und -technologen in die Pharmaindustrie. „Durch die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer ITEM möchten wir unseren Studierenden genau dafür fit machen, indem wir aktuelle und praxisnahe Inhalte für das Berufsleben anbieten“, beschreibt Professor Dübel die Idee. „In unserer Lehre decken wir biotechnologische Grundlagen und Methoden rund um die derzeit am schnellsten wachsende Medikamentenklasse, die rekombinanten Antikörper, ab. Das Fraunhofer ITEM komplementiert unsere Lehre durch seine Erfahrungen im Bereich der Herstellung klinischer Prüfmuster für modernste Antikörpermedikamente. So können wir gemeinsam den Weg vom Gen bis zum Produkt in der Klinik komplett abdecken. Dies können so nur wenige Universitäten anbieten.“

Eine Kooperation zwischen den beiden Einrichtungen besteht schon länger: Professor Ziehr hat seit über 10 Jahren einen Lehrauftrag an der TU Braunschweig und ist seit letztem Jahr Honorarprofessor. Gemeinsam mit Professor Stefan Dübel, dem Leiter der Abteilung Biotechnologie, und Professor Udo Rau entstand die Idee, die tierische Zellkulturtechnik von der praktischen Seite mit in den Lehrplan aufzunehmen. „Dadurch soll die Vernetzung zwischen Fraunhofer ITEM und TU Braunschweig weiter gestärkt und nachhaltig manifestiert werden“, so Ziehr. Das Praktikum ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Das Fraunhofer ITEM kann die Infrastruktur im Biozentrum nutzen und die TU Braunschweig profitiert in der Lehre von der Expertise der Forschungseinrichtung. „Das Praktikum hat sich auch als ein Türöffner für eine engere Zusammenarbeit in der Forschung erwiesen: Das Fraunhofer ITEM diskutiert momentan intensiv mit unseren Instituten die Zusammenarbeit bei zukünftigen Forschungsprojekten“, fasst Dübel zusammen.