10. August 2017 | Magazin:

lautlos&einsatzbereit: Big Data im Kofferraum Forschungsprojekt geht mit 15 Streifenwagen auf die Straße

Mit 15 fabrikneuen Einsatzfahrzeugen geht das Forschungsprojekt „lautlos&einsatzbereit“ auf die Straße. Übergeben wurden die Plug-In-Hybrid Streifenwagen am 10. August 2017 im Beisein von Polizeipräsident Michael Pientka und der Präsidentin Professorin Anke Kaysser-Pyzalla. Zuvor rüsteten Ingenieurinnen und Ingenieure des Niedersächsischen Forschungszentrums Fahrzeugtechnik (NFF) der TU Braunschweig die Autos mit der notwendigen Technik aus.

Die Straßen Niedersachsens haben schon eine Menge Forschungsautos der TU Braunschweig gesehen, nun kommen 15 neue hinzu: Es handelt sich um vollwertige Einsatzfahrzeuge der Polizei. Im Rahmen des Projektes „lautlos&einsatzbereit“ sind sie auch als Forschungsautos unterwegs. Die ersten von insgesamt 50 Elektroautos werden künftig im Bereich der Polizeidirektion Braunschweig und in den weiteren in den Polizeidirektionen des ganzen Landes zum Einsatz kommen.

Mark Mennenga und Antal Dér vom Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik, Isa von Hoesslin und Felix Sauke vom Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion, Olga Pronobis vom elenia-Institut, Marcel Sander vom Institut für Fahrzeugtechnik, Dr. Kerstin Schmidt vom Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion und Jan Mummel vom Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik der TU Braunschweig bei der Fahrzeugübergabe am 10. August 2017 auf dem Schlossplatz Braunschweig. (Bildnachweis: TU Braunschweig)

Einsatz unter Extrembedingungen

Projektleiter Jan Mummel und seine Kolleginnen und Kollegen vom NFF sind vor allem auf die anspruchsvolle Nutzung der Elektroautos durch die Polizei gespannt. Der Einsatz als Polizeifahrzeug sei ein Härtetest, von dem sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler viele wichtige Rückschlüsse für den klugen Betrieb von gemischten Fahrzeugflotten und dem notwendigen Lademanagement versprechen.

Deswegen arbeiten in dem Projekt Forscherinnen und Forscher aus dem Maschinenbau, der Elektrotechnik und den Wirtschaftswissenschaften an der TU Braunschweig zusammen. Ihr Ziel ist die Entwicklung eines Leitfadens, der nach Projektabschluss für den Einsatz solcher Fahrzeugflotten herangezogen werden kann. Die Erkenntnisse seien allerdings auch für andere, weniger anspruchsvolle Szenarien, beispielsweise im Dienstleistungsbereich, interessant.

Big Data im Kofferraum

Isa von Hoesslin, Marcel Sander und Felix Sauke beim Einbau der Datenlogger am Institut für Fahrzeugtechnik der TU Braunschweig. (Bildnachweis: Stephan Nachtigall/TU Braunschweig)

Damit aus den Einsatzfahrzeugen auch Forschungsautos werden konnten, wurden sie von den Ingenieurinnen und Ingenieuren des Instituts für Fahrzeugtechnik (IfF) mit so genannten Datenloggern ausgestattet. Dabei handelt es sich um besonders kompakte und robuste Computer, die über eine Schnittstelle verschiedene Fahrzeug- und Fahrdaten speichern. Angefangen von der Geschwindigkeit oder der Fahrstrecke über Lenk- und Ruhezeiten bis hin zum Energieverbrauch und dem Ladestand der Batterie, werden vielfältige Daten aufgezeichnet.

Mithilfe der Daten analysieren Ingenieurinnen und Ingenieure wie Marcel Sander vom IfF beispielsweise die Wechselwirkungen zwischen Fahrer, Fahrzeug und Fahrumgebung und bereiten die Daten für ihre Projektpartner auf. Daten rund um das Laden und den Batteriezustand sind für Olga Pronobisn und ihre Kolleginnen und Kollegen vom elenia wichtig: Kombiniert mit Daten von Ladesäulen erarbeiten sie auf dieser Grundlage unter anderem ein intelligentes Lademanagement. Ingenieurinnen und Ingenieure wie Antal Dér vom Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik wiederum nutzen die Daten, um beispielsweise eine von ihnen entwickelte Software für das Flottenmanagement zu verbessern. Isa von Hoesslin und Felix Saucke vom Institut für Automobilwirtschaft und Industrielle Produktion untersuchen den Betrieb der Fahrzeugflotte aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht.

Vier Institute, ein Ziel

Für den wissenschaftlichen Erfolg des Projektes müssen die Forscherinnen und Forscher einerseits gute Ergebnisse auf ihrem jeweiligen Fachgebiet erzielen, andererseits sind sie für die Entwicklung des Leitfadens auch auf die Ergebnisse ihrer Kolleginnen und Kollegen angewiesen. Projektleiter Mummel hebt daher den hohen Grad an Interdisziplinarität hervor, den dieses Projekt aufweist. Gelungen ist die gute Zusammenarbeit aller beteiligten Institute bereits im Vorprojekt „Fleets Go Green“, in dem die Braunschweiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wichtige Methoden und Konzepte entwickelt habe, die sie nun weiterentwickeln und überprüfen können.