Fernab jeder Wartungsmöglichkeit Weltraumbegeisterte Studierende bei der European Rover Challenge
Bei Europas größter Weltraumrobotik-Challenge treten Studierende aus 14 Ländern gegeneinander an, um ihre selbstgebauten Mars-Rover zu testen. Mit der Studierendeninitiative ERIG haben sich erstmals Studierende der Technischen Universität Braunschweig für die Endrunde vom 11. bis 13. September in Polen qualifiziert. Für ihr Konzept erhielten sie sogar im Vorfeld den „Best Design Award“. Um trotz Corona stattfinden zu können, ist das Event jetzt noch ein Stück realistischer geworden.
Um bei der European Rover Challenge dabei zu sein, bedarf es eines kompetenten Rovers: Er muss Bodenproben sammeln und analysieren, mit Roboterarmen an Schalttafeln arbeiten und versteckte Staffelstäbe finden. Dabei muss sich der Roboter autonom über schwieriges Terrain wie rutschende Hänge und steinige Krater bewegen. Die Studierenden bearbeiten damit echte Probleme aktueller und zukünftiger Marsmissionen.
Für das Braunschweiger Team startete die Challenge wortwörtlich ausgezeichnet: Mit dem „Best Design Award“ wurde ihr realistisches Missionskonzept gewürdigt. Die Studierenden hatten sogar anhand echter Bilder eine geeignete Landestelle auf dem Mars lokalisiert. Aufgrund der anhaltenden Pandemie müssen jetzt allerdings Rover und Team in Braunschweig bleiben. Dass die Challenge trotzdem startet, verdankt sie einer Kombination aus digitalen und analogen Inhalten.
Online-Challenge mit ferngesteuertem Rover
Im polnischen Kielce ist bereits eine 1.600 Quadratmeter große Marslandschaft voller Krater und mit rotem Gestein aufgebaut. Statt der selbstkonstruierten Rover der 33 Teams, fährt dieses Jahr aber nur ein Rover auf dem Testgelände. Die Studierenden aus aller Welt erhalten Zugriff auf diesen Roboter und programmieren ihn aus der Ferne. „Im Grunde ist es so, als wäre der Rover tatsächlich auf dem Mars, fernab jeder Wartungsmöglichkeit und nur noch per Datenübertragung erreichbar. Bei der Challenge haben wir ausschließlich die Daten, die uns die Kamera des Rovers übermittelt. Unsere Aufgabe ist es, den Rover unfallfrei über die Marslandschaft zu bekommen und anhand der Bilder das Territorium auszuwerten“, erklärt Simon Stapperfend, Leiter der Systemgruppe „Rover“ bei der Studierendeninitiative ERIG.
Dabei profitiert die ERIG von ihrem interdisziplinären Team und der Infrastruktur der TU Braunschweig: „Auf der einen Seite trainieren wir mit einem ähnlichen Roboterarm wie der des bereitgestellten Rovers. Den haben unsere Maschinenbaustudierenden nachgebaut. Auf der anderen Seite knüpfen wir Kontakte zum Institut für Geoökologie, um später möglichst viele Erkenntnisse aus den Kameradaten des Rovers ziehen zu können“, erklärt Maximilian von Unwerth, Leiter der Arbeitsgruppe „Höhenforschung“, die Arbeitsteilung der Studierendeninitiative.
Über die ERIG
Bei der ExperimentalRaumfahrt-InteressenGemeinschaft ERIG kommen Studierende aller Fachrichtungen der TU Braunschweig zusammen, um selbst Raumfahrtexperimente zu starten. Seit über 20 Jahren starten die Studierenden bereits eigene Raketen. Mit „ORTHOS“ konstruierten sie ihren ersten Mars-Rover. Die Mitglieder der Gemeinschaft kommen aus fast allen Fakultäten der TU Braunschweig. „Auch wenn wir hauptsächlich Studierende aus den Ingenieurswissenschaften sind: Bei uns sind alle willkommen. Wichtig ist, dass man sich für Weltraum interessiert und sich engagieren möchte. Alles Weitere lernt man bei uns“, sagt Maximilian von Unwerth.