European Championships 2018: Braunschweiger Nachrichtentechnik verbessert Mobilfunk Vorläufer der 5G-Übertragungstechnologie wird erstmals bei Großevent getestet
„Straßenfeger“ so nannte man vor vielen Jahren einmal große Fernsehereignisse. Sie fesselten so viele Zuschauer vor den heimischen TV-Geräten, dass die Straßen wie leergefegt waren. Heute müsste man solche Medienevents „Netzlahmleger“ nennen. Denn Ereignisse von überragendem Interesse gibt es nach wie vor. Sie werden allerdings inzwischen umfänglich auch mobil „auf der Straße“ empfangen. Spannende Live-Berichterstattungen sehen so viele Menschen auf Smartphones und Tablets gleichzeitig unterwegs im Park, im Café oder in der Straßenbahn, dass es regelmäßig zu Engpässen in den Mobilfunknetzen kommt. Die Technische Universität Braunschweig arbeitet an einer Lösung des Problems.
Das Institut für Nachrichtentechnik (IfN) der TU Braunschweig hat ein Verfahren erfunden, aus dem mittlerweile ein Vorläufer des künftigen 5G-Standards für die mobile Datenübertragung geworden ist. So sollen in Zukunft viele Zuschauer gleichzeitig und in hoher Qualität auf TV-Inhalte und ähnlich populäre Angebote zugreifen können. Dabei kommen Hochleistungs-Mobilfunksender zum Einsatz, die auf terrestrischen Sendemasten installiert sind. Bei der Umsetzung der Erfindung hat das IfN unter anderem eng mit dem Forschungszentrum von Radio Italiana (RAI), dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Italien, zusammengearbeitet.
Die European Championships, die vom 2. bis 12. August 2018 aus Glasgow und Berlin übertragen werden, bieten jetzt dazu das Testfeld. Im italienischen Aosta-Tal kommt die Technik erstmals zur Anwendung. Hier können Zuschauer dann schon die quotenstarken Europameisterschaften in der Leichtathletik, im Schwimmen, Radrennfahren, Turnen und anderen beliebten Sportarten störungsfrei mobil verfolgen.
Ziel ist es, die Angebote bis zum Jahr 2020 überall frei empfangbar, flächendeckend und kosteneffizient auf mobile Geräte ebenso wie auf stationäre Fernsehgeräte zu verteilen.
„Bis die 5G-Technologie so weit entwickelt ist, dass sie die volle HD-Qualität von allen beteiligten Sendern auf vielen mobilen Endgeräten zeitgleich ausliefert, wird es noch dauern. Für die Forschung und die Produktentwicklung gibt es noch einiges zu tun“, erklärt Professor Ulrich Reimers, der Leiter des IfN. „Wir freuen uns sehr, dass wir da vorne sind und anlässlich der European Championships schon jetzt demonstrieren können, was potenziell möglich ist.“