7. August 2015 | Magazin:

Entspannt Parken und gleichzeitig Strom tanken Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund erforscht und erprobt die automatisierte Parkplatzsuche

In die Innenstadt fahren und keinen Parkplatz suchen müssen: für die meisten Autofahrer eine Wunschvorstellung. Das von der EU geförderte Projekt „V-Charge“ will dies Realität werden lassen.  Und E-Autos werden dabei auch noch automatisch geladen. Beteiligt sind Wissenschaftler am Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund der TU Braunschweig (IBR).

V-Charge kombiniert hierzu fahrerloses Einparken mit einer koordinierten E-Aufladefunktion, was der Projektname durch V für das englische Valet Parking und Charge für die Ladefunktion aufgreift. Für das Projekt kooperiert das IBR mit kompetenten Partnern: der Volkswagen Konzernforschung, der ETH Zürich, der Robert Bosch GmbH sowie den Universitäten im britischen Oxford und im italienischen Parma.

Das Konzept ist einfach: der Fahrer stellt sein Fahrzeug an einem Übergabepunkt ab und kann per Smartphone-App die V-Charge-Funktion aktivieren. Das Fahrzeug lädt dann erweiterte Navigationsdaten des Parkhauses und aktuelle Informationen über Parkplätze und Ladestationen, die noch frei sind. Damit versorgt beginnt das Auto ganz automatisch ohne Fahrer seine Fahrt zur entsprechenden Parklücke.  Über die V-Charge-App kann der Fahrer außerdem bereits im Vorfeld einen Parkplatz mit oder ohne Ladestation für einen bestimmten Zeitraum reservieren. Er kann den Ladestatus seines E-Fahrzeugs prüfen oder sich den genauen Parkplatz im Parkhaus anzeigen lassen. Zum Abholen fordert der Fahrer sein Auto ebenfalls wieder per Smartphone-App an. Es kommt dann sofort oder zu einem Wunschtermin automatisch zum Übergabepunkt gefahren.

Verschiedene Sensoren und Kameras sorgen bei der automatisierten Fahrt für eine sichere und zielgenaue Anfahrt der Parklücke und korrektes Einparken. Das dies auch im Zusammenspiel mit nicht-automatisch fahrenden Fahrzeugen (sog. Mischverkehr) reibungslos funktioniert, ist dabei ein besonderes Alleinstellungsmerkmal des Projekts. Außerdem werden statt teurer Spezialhardware nur seriennahe Sensoren verwendet und nur eine minimale Infrastrukturunterstützung seitens des Parkhauses ist erforderlich.

Das IBR zeichnet im Projekt für die drahtlose Kommunikation zwischen Auto und Parkhaus-Server, das Parkplatzmanagement sowie die Nutzerschnittstelle verantwortlich. Um die kostenintensive Installation und den Betrieb von Ladestationen zu minimieren, ist es notwendig, die zur Verfügung stehenden Ressourcen so effizient wie möglich zu nutzen. Zu diesem Zweck entwickelt das Projekt ein Parkplatzmanagement-System, welches Ladestationen und herkömmliche Stellplätze verwaltet. Ferner überträgt das Management-System die jeweilig zugewiesenen Parkplätze mittels WLAN oder Mobilfunk an die verbundenen Fahrzeuge und bietet über einen Rückkanal ein System-Monitoring und Statusinformationen aus den Fahrzeugen. Die Aggregation und Aufbereitung von Sensordaten, die von den Fahrzeugen aufgenommen werden, erfolgt ebenfalls serverseitig und ermöglicht z.B. Rückschlüsse darüber, welche Parkplätze momentan nicht belegt sind – was insbesondere in Mischverkehr einen hohen Mehrwert besitzt.

Im Juni und Juli wurde das erfolgreich abgeschlossene Projekt am Mobile Life Campus in Wolfsburg und am Flughafen Schiphol in Amsterdam präsentiert.

 

Nähere Informationen:

http://www.v-charge.eu/
https://www.ibr.cs.tu-bs.de/

Kontakt:

Julian Timpner, M.Sc.
Technische Universität Braunschweig
Institut für Betriebssysteme und Rechnerverbund Mühlenpfordtstr. 23
38106 Braunschweig
Tel-Nr.: 0531 391 – 3154
E-Mail: timpner@ibr.cs.tu-bs.de