18. Februar 2020 | Magazin:

Zwei Freunde auf der Suche nach den besten Filmen Im Gespräch mit Duc Hai Le und Viet Anh Tran, den Köpfen von Campus Kino Reloaded 2020

Nach zwei Jahren Abstinenz wieder ein Freiluftkino auf dem Universitätsplatz der Technischen Universität Braunschweig: Das ist das Ziel von Duc Hai Le und Viet Anh Tran, die das Sandkastenprojekt „Campus Kino Reloaded 2020“ leiten. Wir haben die beiden getroffen, um über bunte Sommerabende und spannende Filme zu plaudern.

Viet Anh Tran und Duc Hai Le (r.) in der Sandkastenzentrale im Altgebäude. Bildnachweis: Laurenz Kötter/TU Braunschweig

Noch ist es in der Sandkastenzentrale im Altgebäude so frostig, dass selbst die bequem gepolsterten Palettenmöbel kaum zum Verweilen überzeugen können. Sobald Duc Hai Le und Viet Anh Tran dazukommen, ändert sich jedoch das Raumklima. Auch wenn sie zunächst noch etwas förmlich über ihr Projekt berichten, die beiden Studierenden teilen einfach eine natürliche Chemie, mit der sie alles um sich herum Stück für Stück auftauen. Ihre Projektidee: Die Atmosphäre eines Freiluftkinos wieder auf den eigenen Campus holen. Wenn Viet von einem Besuch im Braunschweiger Sommerkino erzählt, schwärmt er geradezu von der vorgefundenen Stimmung. Menschen aller Altersgruppen, die unter dem klaren Sommerhimmel ihre Decken ausbreiten, um gemeinsam einen Film zu schauen.

Duc Hai war bereits beim Campus Kino 2016 Teil des Organisationsteams. 2017 sogar als Projektleiter. Danach ist das Projekt allerdings in der Versenkung verschwunden, nachdem niemand die Organisation übernehmen wollte. Fünf Monate Vorarbeit und an drei Abenden 500 Zuschauende betreuen, braucht einfach vollen Einsatz.

Ausschlaggebende Motivation für das Revival 2020 stiften sich die beiden zunächst einmal gegenseitig. Für Duc Hai war klar: „Wenn wir das zu zweit umsetzen, will ich das auf jeden Fall nochmal machen.“ Hinzu kommen die positiven Erfahrungen der ersten Campus Kinos. Gerade am Tag der Veranstaltung selbst zahle sich das eigene Engagement aus: nach kurzem Aufbau und Begrüßung einfach entspannt einen Film schauen und genießen, dass andere Menschen sich über das Campus Kino freuen.

Anpackende, Motivationskanonen und Kommunikationsaffine gesucht

Um das Projekt zu verwirklichen, fehlen momentan jedoch noch einige helfende Hände. Bisher fand die Suche nach Mitstreitenden vor allem im persönlichen Umkreis der beiden Studierenden statt. Während Viet noch die Abschlussarbeit für einen Master in der Kraftfahrzeugtechnik vor sich hat, beginnt Duc Hai nach seinem Informatikstudium an der TU Braunschweig eine Promotion beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Freunde sind die beiden über das Erasmus Student Network (ESN) geworden. Nachdem Duc vom Campuskino erzählt hat, war Viet gleich mit an Bord. Doch zwei sind einfach zu wenig, um ein solches Projekt zu stemmen.

„Es wäre schön, wenn wir noch Mitstreiterinnen und Mitstreiter finden – schließlich ist es ja auch für alle“, sagt Viet. Die Anforderungen seien dabei so variabel wie die Menschen selbst. Egal ob bei Technik, Marketing, Rahmenprogramm oder Verpflegung: Alle machen das, was sie können und wollen. Das Einzige was man haben muss, ist Lust auf Freiluftkino.

Zu sehen ist der Universitätsplatz bei einer CampusKino-Vorstellung im Jahr 2016. Die Besucherinnen und Besucher sitzen auf Palettenbänken vor der Leinwand.

Im Sommer 2016 wurde der Campus erstmalig zum Freiluftkino. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Auf der Suche nach den besten Filmen

Bevor im März die eigentliche Organisation für das Campus Kino beginnen kann, sammeln Viet und Duc Hai noch bis zum 23. Februar Fans auf der Sandkastenplattform. Mit dem Ziel von 500 Unterstützerinnen und Unterstützern wollen sie sicher gehen, dass es auch ein Publikum für ihre Ideen gibt. Doch was beinhalten diese eigentlich? Was ist denn überhaupt ein guter Film, und wann passt er ins Freilichtkino?

Langsam wird es richtig warm in der Sandkastenzentrale. Während im Hintergrund der selbstgezimmerte Arcadeautomat brummend für eine Runde Mario-Kart wirbt, zeigt sich die Filmbegeisterung von Duc Hai und Viet. Sie sprechen jetzt schneller und aufgeregter, lachen viel. „Ansprechende“ Filme sollen es sein, aber nichts, was schon jeder gesehen hat. Am besten eine Mischung aus verschiedenen Genres und Filmepochen. Nicht nur Studierende sollen angesprochen werden, auch Familien sollen kommen. Gleichzeitig müssen die Filme zur Stimmung passen: locker, entspannt, nicht zu kitschig und nicht zu lang. Das Campus Kino beginnt, wenn es draußen dunkelt – im Juni also frühestens um 21 Uhr. Einmal musste das damalige Campus-Kino-Team eine Sondergenehmigung einholen, damit ein Film zu Ende geguckt werden konnte.

Zwischendurch entbrennen zwischen Duc Hai und Viet immer wieder schnelle Wortwechsel, bei denen die enge Freundschaft der beiden deutlich wird. Etwa wenn Viet erklären will, warum Tarantinos „Django Unchained“ zwar ungemein komisch, aber noch lange keine Komödie ist, oder wenn man sich uneins ist, wie das Ende von Martin Scorseses „Shutter Island“ auszulegen sei.

Happy End

Abgesehen davon, dass er die Grundfesten der Realität erschüttert: Ist der Schluss von Christopher Nolans „Inception“ eigentlich ein Happy End? Ist es nicht traurig, dass in den neuen Produktionen immer alles am Computer entsteht? Duc Hai erzählt jetzt von seinem Besuch bei den Warner Bros. Studios in London und der unfassbaren Liebe zum Detail, die in die Filme von Harry Potter eingeflossen ist. Während das Gespräch immer weiter zum Filmliebhaberdiskurs wird, wird klar, was Campus Kino kann. „Es ist, als ob man sich mit Freunden trifft und einen Film anschaut – nur eben mit 500 Leuten.“