Braunschweiger Pädagoge war Mitbegründer der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Erinnerung an Karl Almstedt
Im März 2019 findet an der TU Braunschweig die 79. jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft (DGG) statt. Recherchen im Rahmen der Vorbereitung haben ergeben, dass Karl Friedrich Almstedt 1922 einer der 24 Mitbegründer der Deutschen Seismologischen Gesellschaft, der heutigen DGG war. Prof. Karl-Heinz Glaßmeier vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik erinnert an den Pädagogen und Naturwissenschaftler.
Karl Almstedt wurde am 22. Oktober 1891 als Sohn des Bahnhofvorstehers Karl Almstedt in Jerxheim, einer Gemeinde in Niedersachsen, geboren. Nach dem Besuch des Herzoglichen Realgymnasiums zu Braunschweig, der heutigen Neuen Oberschule, und dem Abitur dort, studierte Almstedt Mathematik, Physik und Chemie in Braunschweig, München und Göttingen. 1913 wurde er dort durch Emil Wiechert, dem ersten deutschen Professor für Geophysik, mit einer Dissertation über die Kälterückfälle im Mai und Juni, besser bekannt als die „Eisheiligen“ und die „Schafskälte“, promoviert.
Die Kriegsjahre 1914 bis 1918 führten ihn an die Westfront, wo er als Mitglied eines Luftschiffer-Bataillons an Erkundungsflügen im Frontgebiet von Verdun im Februar 1916 beteiligt war. Im Januar 1918 wurde Almstedt zur Artillerie-Prüfungskommission nach Berlin versetzt, wo er mit Ludger Mintrop, einem der Pioniere der Entwicklung geophysikalischer Verfahren zur Exploration von Erdöl, begann, seismische Experimente zur Erkundung des Untergrundes durchzuführen. Seine in diese Zeit fallenden wissenschaftlichen Ergebnisse wurden noch 30 Jahre später in der Fachliteratur gewürdigt.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges trat Karl Almstedt 1919 in den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Höheren Schulen ein und legte im Mai 1920 seine pädagogische Prüfung ab. Im Jahr darauf wurde er für ein Jahr vom Schuldienst beurlaubt, um als erster wissenschaftlicher Mitarbeiter von Ludger Mintrop in der in Hannover gegründeten SEISMOS GmbH tätig zu werden. In diese Zeit fällt auch seine Beteiligung als Mitbegründer der Deutschen Seismologischen Gesellschaft.
Von 1923 bis 1933 unterrichtete Karl Almstedt an der Raabe-Schule, zuletzt als Studiendirektor. Als aktiver Sozialdemokrat wurde er 1933 nach der nationalsozialistischen Machtübernahme aufgrund des Paragraphs 4 des sogenannten Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums als Gegner des Nationalsozialismus entlassen. Seine Versuche als Privatlehrer in der Zeit danach tätig zu werden, wurden von den Nationalsozialisten unterbunden. Erst gegen Ende 1944 durfte er seine Tätigkeit auf Anordnung des Braunschweigischen Staatsministers für Volksbildung als Lehrer in Seesen wiederaufnehmen. Von Ende Mai 1945 bis März 1950 war Karl Almstedt als Referent für das Höhere Schulwesen beim Präsidenten des Niedersächsischen Verwaltungsbezirks Braunschweig am Wiederaufbau der höheren Schulen in Niedersachsen tätig. 1950 wurde er Direktor des Martino-Katharineum, das er bis zu seiner Pensionierung 1957 erfolgreich leitete. Bis zu seinem Tode, Karl Almstedt starb am 30. November 1964 an den Folgen eines Verkehrsunfalls, war er als Lehrer an der Ricarda-Huch-Schule in Braunschweig tätig.
In den Nachrufen der Kollegien des Martino-Katharineum und der Ricarda-Huch-Schule wird Karl Almstedt als Lehrer mit ausgeglichenem Wesen, väterlicher Freund, geprägt von hohem erzieherischem Ethos und fachlichen Können geehrt.