Bild des Monats: Gegründet 1745 Ein Rückblick zum 275-jährigen Jubiläum
1745: Deutlich sichtbar prangt das Gründungsdatum des Collegium Carolinum an der Fassade des Altgebäudes. Bereits vor 275 Jahren wurden also die Wurzeln für die heutige Technische Universität Braunschweig gelegt. Auch wenn wir dieses Jubiläum nicht wie geplant feiern können, ist für den Gründungstag eine besondere Aktion geplant, die den Campus zum Leuchten bringt. Doch zunächst blicken wir mit unserem Bild des Monats auf diese Gründungszeit zurück.
Den Gründungstag des Collegium Carolinum und damit auch der TU Braunschweig feiern wir am 5. Juli. An diesem Tag vor 275 Jahren fanden am Bohlweg in der Nähe des Hagenmarkts die ersten Vorlesungen statt. Und zwar in deutscher Sprache. Das war durchaus nicht üblich: Damals wurde an den Universitäten – national wie international – auf Latein unterrichtet. Die Lehre startete am Collegium unter anderem mit den Fächern Religion, Latein, Griechisch, Geometrie, Arithmetik und Physik.
Zwei Studierende und zwei Professoren
Die ersten Studierenden hatten sich bereits am 29. Juni 1745 immatrikuliert: August Wilhelm Hassel aus Wolfenbüttel und Justus Ludovicus Danielis Lambrecht aus Jerxheim. Ob sie zusammen mit ihren Professoren an Einweihungsfeierlichkeiten teilnahmen, ist unbekannt und nicht zuletzt aus finanziellen Gründen eher unwahrscheinlich.
Fest steht jedoch, dass am 5. Juli zunächst nur zwei Professoren zur Verfügung standen: der Altphilologe Elias Caspar Reichard (1714-1791) und Magister Johann Ludwig Oeder (1722-1776). Dieser vertrat die Lehrgebiete Physik und Mathematik. Um den Etat zu schonen, erhielten im herzoglichen Dienst stehende Personen Lehraufträge. In den folgenden Jahren vergrößerte sich der Lehrkörper: Ordentliche und außerordentlichen Professoren, Dozenten und Lektoren kamen hinzu.
Eine Mischung aus Gymnasium und Universität
Bildungsgeschichtlich gehört das Collegium Carolinum zu den „Hohen Schulen“, die damals in vielen kleinen Fürstentümern gegründet wurden und der Ausbildung des Adels, aber auch der mittleren Stände dienten. Sie stellten eine Mischung aus Gymnasium und Universität dar. Der hiesige Initiator war der Landesherr Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel, wie auch an der Fassade des Altgebäudes vermerkt ist. Als aufgeklärter Fürst initiierte er zahlreiche Reformen. Dazu zählt auch das Collegium Carolinum: Es sollte ein von „Vernunft und Nutzen“ getragenes Wissenschafts- und Weltverständnis vermitteln. Das Konzept dafür hatten die herzoglichen Berater Heinrich Bernhard Schrader von Schliestedt, späterer Staatsminister, und der Hofprediger sowie Prinzenerzieher Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem mit der „Vorläuffigen Nachricht von dem Collegio Carolino“ vorgelegt. Es berücksichtigte neben Mechanik, Jura, Baukunst, Künsten, Sprachen, Theologie und Fremdsprachen auch „Weltweisheit“.
Zielgruppe des Collegiums Carolinum waren junge Männer, die begüterten adeligen oder bürgerlichen Familien angehörten. Begabte, aber unbemittelte junge Männer wie der bekannte Mathematiker Carl Friedrich Gauß erhielten Stipendien.
Lichtshow und Projektionen
Um den Gründungstag der Carolo-Wilhelmina am 5. Juli zu feiern, wird die TU Braunschweig den Himmel zum Leuchten bringen. In mehreren Szenen wird am 4. Juli ab 23 Uhr das Dach des Hauses der Wissenschaft in den Jubiläumsfarben illuminiert. Die Kuppel-Lichtshow wird während der gesamten „Gründungswoche“ zu sehen sein und bildet den Auftakt für ein weiteres Projekt zum Jubiläum: ein Video des Braunschweiger Video- und Projektionskünstlers Christo Czichy zeigt Projektionen an Gebäuden der Universität, mit denen die Bauwerke und die Forschungsschwerpunkte der TU Braunschweig zu einem Gesamtwerk vereint werden.
Text: Claudia Bei der Wieden, Bianca Loschinsky