14. September 2022 | Magazin:

Auf Spurensuche in der Mega-City Gemeinsame Studienreise von Umweltnaturwissenschaftler*innen und Physiker*innen nach Mexiko-Stadt

Geoelektrik, Seismik, Georadar in Sichtweite von Vulkanen, Gewässer- und Sedimentuntersuchungen in den Naturschutzgebieten der Millionenstadt: Zehn Tage lang haben Studierende der Technischen Universität Braunschweig kürzlich in Mexiko-Stadt geforscht und die Kultur des Landes kennengelernt. Auf ihrer Studienreise – organisiert von Dr. Liseth Pérez vom Institut für Geosysteme und Bioindikation und Professor Matthias Bücker vom Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik – haben die angehenden Umweltnaturwissenschaftler*innen und Physiker*innen urbane Ökosysteme in einer der größten Städte der Welt untersucht. Über ihre Exkursion berichten die Studentinnen Nora Kraatz und Natalie Müller:

„Wir – fünf Studierende der Umweltnaturwissenschaften und fünf Physikstudierende  – waren im August 2022 für zehn Tage auf einer Studienreise in Mexiko-Stadt unterwegs. Die Umweltnaturwissenschaftler*innen haben auf Seen, Kanälen und Teichen in Naturschutzgebieten und Parks in und rund um Mexiko-Stadt jede Menge Wasser- und Sedimentproben gesammelt, um diese anschließend auf Wasserchemie, Chlorophyllgehalt und Biodiversität zu untersuchen. In Kooperation mit der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM), dem Instituto Politécnico Nacional (IPN) und der Firma Geotem Ingeniería untersuchten währenddessen die Physiker*innen den Untergrund im Süden der Stadt mit verschiedenen geophysikalischen Methoden. Dabei arbeiteten sie mit Studierenden der UNAM und des IPN zusammen.

Neben den Feldmessungen und Probenahmen stand auch ein abwechslungsreiches kulturelles Programm auf dem Plan. Ob leckere mexikanische Küche oder Reisen zu den Urvölkern Mexikos, für jeden und jede war etwas dabei. Aber schaut doch einfach selbst, was wir auf unserem Trip alles erlebt haben!“

Ankunft in Mexiko: Unsere Reise beginnt früh am Morgen in Berlin, wo sich unsere Gruppe am Check-In des BER trifft. Nachdem alle mehr oder weniger schnell durch den Sicherheitscheck gekommen sind, kann der Flieger in Richtung Newark (USA) starten. Rund 9 Stunden später ist die erste Etappe geschafft und wir dürfen uns durch die amerikanische Einreise und den Zoll kämpfen. Nach einem kurzen Aufenthalt geht es weiter zu unserem Endziel Mexiko-Stadt. Fünf Stunden später haben wir es endlich geschafft: Wir sind in Mexiko! Hier auf dem Bild könnt ihr uns nach unserer ca. 21-stündigen Anreise am Flughafen in Mexiko-Stadt abends um 22 Uhr Ortszeit sehen. Bildnachweis: Matthias Bücker/TU Braunschweig

Campus der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM): Nach einer viel zu kurzen Nacht geht es gleich am ersten Tag bereits um 8:30 Uhr am Hotel los. Unser erster Programmpunkt ist der Besuch des Campus der UNAM im Süden der Stadt. Dort können wir uns ein Bild von den riesigen Ausmaßen dieser Universität machen (die UNAM zählt über 300.000 Mitglieder). Bildnachweis: Nora Kraatz/TU Braunschweig

Ein Vortragsprogramm bietet uns Einblicke in die vielen Studienmöglichkeiten in den Geowissenschaften und einen Überblick über die geologische Entwicklung des Tals von Mexiko-Stadt. Besonders interessant ist der allgegenwärtige Einfluss der die Stadt umgebenden Vulkane auf die Entwicklung der Stadt sowie die Möglichkeit, Klimaveränderungen durch die aufwändige Analyse von Sedimentablagerungen am Grund der Seen zu rekonstruieren, die einst den gesamten Grund des Hochtals von Mexiko-Stadt bedeckten. Bildnachweis: Liseth Pérez/TU Braunschweig

Museo Nacional de Culturas Populares: Nach einem Mittagessen auf dem Campus, wo wir das erste Mal die mexikanische Küche kosten, geht es in ein beliebtes Ausgehviertel der Stadt: Coyoacán. Dort besuchen wir zuerst das Museo Nacional de Culturas Populares, das uns einen Einblick in die mexikanischen Volkstänze bietet. Hier schauen wir uns bunte Kopfbedeckungen und Masken an, die während der Tänze traditionell getragen werden. Bildnachweis: Liseth Pérez/TU Braunschweig

Ein kleines Highlight des Museums ist eine Bastelstube. Dort bauen wir Puppen mit individuellen Masken. Diese kleine Herausforderung nehmen wir alle an und gestalten unsere persönlichen Puppen. Die kreativen Ergebnisse seht ihr in diesem Bild. Bildnachweis: Nora Kraatz/TU Braunschweig

Frittierte Heuschrecken und Guacamole: Anschließend bummeln wir noch durch eine Markhalle und lassen den Abend in einem der vielen Lokale Coyoacáns ausklingen. Neben unserem ersten Tequila gibt es dort auch einen kulinarischen Leckerbissen: Frittierte Heuschrecken (Chapulines) mit Guacamole und Nachos! Bildnachweis: Natalie Müller/TU Braunschweig

Museo Nacional de Antropología: Unser zweiter Tag steht ganz im Zeichen der Geschichte Mexikos. Unser erster Stopp ist das Museo Nacional de Antropologiá, das zu einer Zeitreise zu den vielen alten Völkern Mexikos einlädt. Bildnachweis: Liseth Pérez/TU Braunschweig

... Der dafür eingeplante Vormittag reicht gerade einmal aus, um die Ausstellungen zu den Mayas, der Kultur Teotihuacáns und den Azteken zu besuchen. Bildnachweis: Liseth Pérez/TU Braunschweig

Mexikanischer Kaviar: Zum Abschluss kosten wir im Restaurant des Museums noch etwas ganz Exquisites: „Escamoles“, lecker gewürzte Ameisenlarven und -puppen. Bildnachweis: Liseth Pérez/TU Braunschweig

Ángel de la Independencia: Nach dem Museumsbesuch unternehmen wir einen kleinen Spaziergang durch die Stadt bis zum Ángel de la Independencia, vor dem wir hier posieren. Bildnachweis: Liseth Pérez/TU Braunschweig

Templo Mayor: Um unsere Reise durch die Geschichte der Stadt fortzusetzen, fahren wir anschließend in das historische Zentrum der Stadt, wo die Reste der vorspanischen indigenen Kultur der Mexica (im Bild in Form der Pyramidenruinen des Templo Mayor zu sehen) auf die Kultur der spanischen Eroberer treffen. Bildnachweis: Matthias Bücker/TU Braunschweig

Nach einem langen, geschichtsträchtigen Tag geht es auf die Plaza Garibaldi. Dort lauschen wir den Klängen unzähliger Mariachibands und besuchen das Tequilamuseum. Bildnachweis: Liseth Pérez/TU Braunschweig

Am dritten Tag geht es früh los zu den Pyramiden von Teotihuacán. Zuerst gibt es ein leckeres Frühstücksbuffet in der Nähe der Pyramiden und dann geht es gestärkt zu den beeindruckenden Ruinen, mit einem kleinen Zwischenstopp bei einem lokalen Agavenanbaugebiet, wo wir etwas über die Nutzung der Agavenpflanze lernen und uns wie "richtige" Mexikaner fühlen dürfen. Bildnachweis: Nora Kraatz/TU Braunschweig

Hier sieht man uns beim Flanieren auf der Calzada de los Muertos, der riesigen Prachtstraße, die die ehemals 20 Quadratkilometer große Stadt von Norden nach Süden durchschneidet. Im Hintergrund ist die Mondpyramide zu sehen. Bildnachweis: Matthias Bücker/TU Braunschweig

Die beeindruckende Sonnenpyramide von Teotihuacán ist die drittgrößte Pyramide der Welt. Bildnachweis: Nora Kraatz/TU Braunschweig

Auf dem Weg zurück nach Mexiko-Stadt legen wir noch einen spirituellen Stopp bei einem Schamanen ein. Der Schamane stellt Kontakt zu den alten Göttern der Azteken her und befreit uns in einer traditionellen „Limpia“ von bösen Geistern und Unheil. Bildnachweis: Francisco Mendez

Die Basílica de Santa María de Guadalupe ist der letzte Stopp an diesem ereignisreichen Tag. In ihr finden 10.000 Gläubige Platz, was sie zu einer der größten Kirchen Lateinamerikas macht. Mit dem Besuch der Basílica endet dann erst einmal das intensive kulturelle Programm. Am nächsten Tag beginnt die Arbeit, denn es stehen von nun an das Geländepraktikum, Probenahmen und Mikroskopieren auf dem Programm. Bildnachweis: Nora Kraatz/TU Braunschweig

Morgenstimmung mit Vulkanen: Schon um 7:30 Uhr geht es für die Geophysiker*innen los zum Versuchsgelände in Xochimilco im Süden der Stadt, von wo aus man morgens mit viel Glück auch den Vulkan Popocatepetl (hinten rechts am Horizont) sehen kann. Auf dem Plan stehen in den nächsten vier Tagen Geoelektrik, Seismik, Georadar, transiente Elektromagnetik und Magnetik. Bildnachweis: Dennis Kreith/TU Braunschweig

Team Geophysik: Gemeinsam mit zehn mexikanischen Studierenden der UNAM (Universidad Nacional Autónoma de México) und des IPN (Instituto Politécnico Nacional) geht die ansonsten doch recht anstrengende Feldarbeit gleich viel leichter von der Hand. Bildnachweis: Matthias Bücker/TU Braunschweig

Hammerschlagseismik: Durch kräftige Schläge mit einem Vorschlaghammer werden seismische Wellen erzeugt, die sich im Untergrund ausbreiten, an Schichtgrenzen reflektiert und refraktiert werden. An der Oberfläche werden die Erschütterungen aufgezeichnet. Aus den gemessenen Daten können die Geophysiker*innen den Schichtaufbau des Untergrundes rekonstruieren. Bildnachweis: Matthias Bücker/TU Braunschweig

Kabel, Kabel und noch einmal Kabel: Morgens gilt es oft erst einmal, die Kabel für den Tag in Ordnung zu bringen. Hier bereiten wir zusammen besonders lange Kabel (insgesamt 600 Meter) für transiente elektromagnetische Messungen vor, die uns helfen sollen, bis in einige hundert Meter Tiefe zu „blicken“. Bildnachweis: Matthias Bücker/TU Braunschweig

Voller Einsatz: Nicht ganz so früh am Morgen ziehen auch die Umweltnaturwissenschaftler*innen los. Am ersten Tag zum Beispiel in den Botanischen Garten der UNAM. Hier sollen Proben für die spätere Analyse von Wasserchemie, Sedimenten, und Biodiversität (Plankton, Benthos) genommen werden. Dazu verwenden wir verschiedene Netze und Fläschchen. Manchmal ist auch ganzer Körpereinsatz gefragt und wir steigen ins Wasser. Im Laufe des Nachmittages beenden wir die Arbeiten, sodass der wir den Abend mit leckerem mexikanischem Essen und Cervezas (Bier) ausklingen lassen können. Bildnachweis: Nora Kraatz/TU Braunschweig

Ballet Folklórico: Ein kulturelles Highlight mitten in der Praktikumswoche bietet der Mittwochabend. Nach einem gemeinsamen Abendessen geht es ins mexikanische Ballett, welches nicht mit dem üblichen Ballett vergleichbar ist... Bildnachweis: Nora Kraatz/TU Braunschweig

... Zur Musik von Mariachi-Gruppen werden in ausgefallenen Kleidern traditionelle mexikanische Tänze aufgeführt. Bildnachweis: Nora Kraatz/TU Braunschweig

Erster Nationalpark Mexikos: Die Umweltnaturwissenschaftler*innen besuchen den ältesten Nationalpark Mexikos, den Desierto de los Leones, der hoch in den Bergen oberhalb der Stadt gelegen schon im Jahr 1917 eingerichtet wurde. Bildnachweis: Liseth Pérez/TU Braunschweig

... Im Vergleich zu den stark belasteten städtischen Gewässern ist die Wasserqualität hier viel besser. Auf der Rückfahrt verwandelt der Busfahrer sein Gefährt kurzerhand in einen Partybus und fährt uns mit voll aufgedrehter 80er-Jahre-Musik als geschlossene Gesellschaft zurück in die Stadt! Bildnachweis: Liseth Pérez/TU Braunschweig

Abschluss auf den Kanälen von Xochimilco: Am letzten Tag treffen die Geophysiker*innen nach einer ersten groben Auswertung ihrer gesammelten Daten auf die Umweltnaturwissenschaftler*innen, bei denen noch eine letzte Probennahme auf den Kanälen des Naturschutzgebiets von Xochimilco ansteht. Nachdem die Proben gesammelt sind, lässt sich hier auch wieder zu Mariachimusik und bei jeder Menge leckerem Essen und Getränke das Ende einer erfolgreichen Praktikumswoche feiern! Bildnachweis: Nora Kraatz/TU Braunschweig

Abschied von Mexiko und von der Gruppe: An unserem letzten Tag besuchen wir das schöne historische Stadtviertel San Ángel, um noch ein letztes Mal gemeinsam über die mexikanischen Straßenmärkte zu schlendern und ein paar schöne Souvenirs zu kaufen. Hier seht ihr unser gemeinsames Andenken an diese ereignisreiche Exkursion. Bildnachweis: Dennis Kreith/TU Braunschweig

Danksagung der Studierenden
Diese Exkursion wurde aus Studienqualitätsmitteln der Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften und der Fakultät für Elektrotechnik, Informationstechnik, Physik gefördert. Organisiert wurde sie von Liseth Pérez (Institut für Geosysteme und Bioindikation) und Matthias Bücker (Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik). Besonders bedanken wir uns auch bei Itzel Sigala, Sergio Rodríguez, María del Pilar Ortega, María Martínez, Margarita Caballero, Marie Guilbaud, Socorro Lozano, Susana Sosa, Christina Siebe, und Ricardo Barragán (UNAM) sowie Gerson Ríos und Carlos Pita (Geotem Ingeniería) für die tolle Unterstützung vor Ort.