7. Juli 2014 | Magazin:

7. Forum Energie – Energieeffizienter Campus, Clausthal, 23.-25.6.14

„Forschung trifft Praxis“ – unter diesem Motto fand an der Technischen Universität Clausthal das 7. Forum Energie statt. 70 Gebäude- und Energiemanager diskutierten neuste Entwicklungen rund um Energie und Gebäude an Hochschulen. Das besondere Highlight: die HIS-Hochschulentwicklung führte die Veranstaltung gemeinsam mit der Forschungsinitiative EnBop – Energetische Betriebsoptimierung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, koordiniert durch das IGS – Institut für Gebäude und Solartechnik der TU Braunschwieg, durch. Im Rahmen des ersten „EnBop-Slams“ stellten 6 Wissenschaftler den Gebäudemanagern aktuelle Forschungsprojekte vor und zeigten auf, wie die Forschung die praktische Arbeit an den Hochschulen durch konkrete Innovationen unterstützen kann.

Forum-Energie_2014_Variante-2_13x8cm (2)Im Projekt REGENA entwickelt die IZES gGmbH (Institut für ZukunftsEnergieSysteme) konkrete geringst- und geringinvestive Maßnahmen für die Energetische Betriebsoptimierung an Hochschulen. Als „Versuchsobjekte“ kooperiert das IZES mit der Hochschule Niederrhein in Krefeld und dem Umweltcampus Birkenfeld der Hochschule Trier. Sebastian Arns stellte für das IZES zahlreiche Maßnahmen mit dem Fokus auf dem Nutzerverhalten und die Gebäudeautomation vor, die an den Hochschulen umgesetzt und evaluiert werden.

Uwe Hemminger vom Steinbeis-Transferzentrum Energie-, Gebäude- und Solartechnik, Stuttgart, präsentierte das EnBop-Projekt KaP – Kälteanlagen in der Praxis vor. Nicht nur an Hochschulen nimmt der Energieverbrauch von Kälteanlagen immer weiter zu. In der Praxis laufen die Anlagen jedoch häufig ineffizient. Um dieses Potenzial effektiv zu heben, entwickelt das KaP-Projekt Strategien und Werkzeuge zur schnellen Bestandsanalyse und anschließenden Systemoptimierung von Kälteanlagen.

Die Gebäudeautomation ist heute das Schlüsselgewerk für energieoptimierte Gebäude. Aber gerade hier fehlt ein effektives Qualitätsmanagement. Deshalb hat das EnBop-Projekt Energie-Navigator, vorgestellt von Dr. Stefan Plesser, in einer Zusammenarbeit aus TU Braunschweig und RWTH Aachen eine innovative Spezifikationsmethodik für Funktionen der Gebäudeautomation entwickelt. Die Methodik wurde mittlerweile durch die synavision GmbH, ein Spinoff der beteiligten Institute, in eine Software übertragen, die es erstmals ermöglicht, Daten aus dem Gebäudebetrieb automatisch auf Übereinstimmung mit der Planung zu überprüfen.

Auf den ersten Blick kaum erkennbar, aber im Falle eines Falles umso größere Schäden: Korrosion in hydraulischen Systemen stellt ein zunehmendes Risiko für energieoptimierte Gebäude dar. Dr. Oliver Opel erläuterte als innovative Entwicklung der Leuphana Universität Lüneburg den FeQuan Sensor. Mit dem innovativen Mess- und Analysewerkzeug können Korrosionsprozesse überwacht und prognostiziert werden. Damit steht für die Praxis eine Möglichkeit zur Verfügung, Korrosionsschäden frühzeitig zu erkennen und Schäden effektiv vorzubeugen.

Philip Bauer von der Universität des Saarlandes stellte das Projekt EULE vor. Das Projekt entwickelt ein Werkzeug, das die verschiedenen Hebel zur Betriebsoptimierung – technische, wirtschaftliche und psychologische Maßnahmen – in einer ganzheitlichen Methodik kombiniert, um für einzelne Hochschulen einen jeweils optimalen Maßnahmenmix zu ermitteln.

Betriebsoptimierung aus Sicht der Psychologie war das Thema des Vortrags von Florian Klonek vom Lehrstuhl für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie der TU Braunschweig. Im Europäischen EnBop-Schwester-Projekt Re-Co, kurz für Re-Commissioning, zu Deutsch in etwa „wiederholte Inbetriebnahme“, wurde vorgestellt wie wichtig die Analyse der Interaktion zwischen den verschiedenen Akteuren ist. Die Wissenschaftler haben untersucht, wie sich bestimmte Kommunikationsmuster auf eine erfolgreiche Betriebsoptimierung auswirken können und daraus Empfehlungen für Energie-Manager abgeleitet.

Als besonderes Projekt stellte Tanja Beier den ganzheitlichen Masterplan für die TU Braunschweig zur nachhaltigen und energetischen Optimierung des Campus als Stadtquartier vor – ebenfalls ein Forschungsprojekt, das seitens des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Anschließend berichteten der hauptberufliche Vizepräsident der TU Braunschweig, Dietmar Smyrek, gemeinsam mit Jörg Jaspers, Leiter des Gebäudemanagements, über die Einführung einer Energiekostenbudgetierung für die Institute der TU Braunschweig. Dietmar Smyrek begrüßt die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Forschungsinstituten: „Mit der Energiekostenbudgetierung haben wir ein sehr ambitioniertes Projekt an der TU Braunschweig gestartet und in vielen Bereichen technisch und organisatorisch Neuland betreten. Die verschiedenen Forschungsprojekte haben uns geholfen, diesen Weg vorzubereiten und in der Umsetzung zu begleiten.“

In gemeinsamen Workshops diskutierten die Teilnehmer über aktuelle Problemstellungen an den Hochschulen und Möglichkeiten zur unmittelbaren Anwendung der Forschungsergebnisse in der Praxis. Von dem gelungenen Brückenschlag und den Diskussionen zeigte sich auch Ralf-Dieter-Person von der HIS-Hochschulentwicklung hochzufrieden: „Statt das Gebäudemanagement nur in seiner Funktion als Dienstleister zu betrachten, sehen wir es in den vorgestellten Forschungsprojekten als Partner für die Betriebsoptimierung von Gebäuden. Für das Energie-Forum haben die Beiträge der EnBop-Forscher spannende neue Impulse gegeben und werden sicherlich an einigen Hochschulen zu neuen Kooperationen zwischen Instituten und Gebäudemanagement führen.“

Auch Dr. Stefan Plesser zeigte sich begeistert von dem großen Interesse der Gebäudemanager an den Forschungsprojekten: „Die EnBop-Forscher konnten den Praktikern zeigen, dass unsere Forschung nicht im Elfenbeinturm stattfindet, sondern im Rahmen von Forschungsprojekten ganz konkrete Angebote an das Gebäudemanagement machen kann. Wir freuen uns über das positive Feedback der Kollegen aus der Praxis und die zahlreichen Anfragen zur Kooperation. Ich bin mir sicher, dass uns hier ein wichtiger Brückenschlag gelungen ist.“

Die gemeinsame Veranstaltung war ein großer Erfolg. Die EnBop-Forscher haben zahlreiche Kontakte aus der Veranstaltung mitgenommen, die neue Chancen für die nächsten Forschungsprojekte bieten, die sicherlich in den nächsten Veranstaltungen auch wieder dokumentiert werden.

 

Kontakt:

Dr.-Ing. Stefan Plesser
– Gruppenleiter Energie- und Qualitätsmanagement –
Institut für Gebäude- und Solartechnik
Univ. Prof. Dr. Ing. M. Norbert Fisch
Technische Universität Braunschweig
Mühlenpfordtstr. 23, 38106 Braunschweig
Tel: +49 531 391 63405
Email: plesser@igs.bau.tu-bs.de

www.igs.bau.tu-bs.de