28. Oktober 2011 | Presseinformationen: ,

Zwei Nachwuchswissenschaftler, die Vorbilder sind Stefanie Demming und Matthias Gehder erhielten den Preis der Heribert-Nasch-Stiftung

v.l.n.r. Heribert Nasch, Dr.-Ing. Stefanie Demming, Dr.-Ing. Matthias Gehder und Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jürgen Hesselbach

Stefanie Demming und Matthias Gehder erhielten am 27. Oktober 2011 den jeweils mit 10.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis, der von der Heribert-Nasch-Stiftung und der Technischen Universität Braunschweig verliehen wird.

Der Preis wird Nachwuchswissenschaftlerinnen oder -wissenschaftlern zugesprochen, die im Rahmen ihrer Dissertation hervorragende Leistungen nachgewiesen haben und die gleichzeitig durch persönlichen Einsatz besondere Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen. Ziel ist es, insbesondere andere junge Menschen zu motivieren, dem Vorbild der Preisträger nachzueifern.

 

Das Labor auf dem Computerchip: Heribert-Nasch-Preis 2011 für die Bioingenieurin Stefanie Demming

Dr.-Ing. Stefanie Demming erforschte am Institut für Mikrotechnik winzige Bioreaktoren. Ein Ziel ist es, Einweg-Labore entwicklen zu können, die auf der Fläche eines Mikrochips Platz finden. Sie können zum Beispiel dazu eingesetzt werden, bestimmte, biologisch interessante Zellen zu kultivieren und zu analysieren. Während ihrer Promotion, die „mit Auszeichnung“ bewertet wurde, hat Demming nicht nur unterschiedliche Mikrobioreaktoren zum Screenen von Mikroorganismen und Zellkulturen entwickelt, sondern auch enzymatische Mikrobiosensoren zur Messung von Substratkonzentrationen  und weitere mikrofluidische Komponenten zum Transportieren, Filtrieren und Mischen von Zellsuspensionen. Sie hat selbstständig Drittmittel eingeworben und sich einen ausgezeichneten Ruf in internationalen Fachkreisen erarbeitet.

Neben ihrer wissenschaftlichen Arbeit hat sich Demming auch in den Bereichen Internationalisierung, Nachwuchsförderung und Entwicklungszusammenarbeit engagiert. Sie hat selbst in Spanien das Doppeldiplom absolviert und war zur Diplomarbeit in Frankreich. Später betreute sie die Doppeldiplomprogramme, die die Fakultät Maschinenbau mit den Universitäten Zaragoza (Spanien) und Compiègne (Frankreich) anbietet, organisierte internationale Exkursionen und eine Summer School für Nachwuchskräfte aus Europa und Nahost. Sie warb bei Schülerinnen und Schülern für Interesse an den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und war Kursleiterin bei der Deutschen SchülerAkademie. Seit Beginn ihrer Promotionszeit ist sie außerdem für den Verein „Ingenieure ohne Grenzen“ im Einsatz. Privat spielt sie, auch zu verschiedenen Anlässen (Hochzeiten, Festhochämtern), Orgel sowie Klavier, Flöte und Geige und war als Schülerin bei „Jugend musiziert“ erfolgreich.

Seit Mai dieses Jahres arbeitet Stefanie Demming in der Forschung und Entwicklung bei BASF in Ludwigshafen im Bereich der industriellen Biotechnologie.

 

„Profiler“ für Pilzsporen: Der Heribert-Nasch-Preis 2011 an den Bioverfahrenstechnker Matthias Gehder

Um einen ganz besonderen Pilz geht es in der Arbeit von Dr.-Ing. Matthias Gehder, die er am Institut für Bioverfahrenstechnik anfertigte. In der Öffentlichkeit ist Aspergillus niger, auch Schwarzschimmel genannt, außerordentlich unbeliebt. Statt im Körbchen von Sammlern findet man den Pilz außer im Erdboden auch im Haushalt auf verdorbenen Lebensmitteln. Ganz anders steht es um die Reputation des Schimmelpilzes in Forschung und Industrie. Bei der Herstellung von verschiedenen organischen Säuren, wie Zitronensäure, aber auch von Enzymen und Antibiotika kommt er zum Einsatz. Dabei dient Aspergillus als effizienter Produktionsorganismus, der in der Lage ist, diese Produkte auf natürlichem Wege zu synthetisieren. Die herausragende Stellung der filamentösen Pilze, zu denen Aspergillen gehören, verhelfen ihnen damit zu großem wissenschaftlichen Interesse sowie besonderer wirtschaftlicher Bedeutung. In industriellen Prozessen – oft in Dimensionen von mehreren Hundert Kubikmetern – werden sie eingesetzt, um Stoffe des täglichen Bedarfs und Spezialchemikalien herzustellen. Dabei haben die Hersteller jedoch damit zu kämpfen, dass die Kulturen trotz gleicher Bedingungen nicht immer gleich gut wachsen. Genau hier setzt die Arbeit von Matthias Gehder an. Er untersuchte in seiner Dissertation den Zusammenhang zwischen den Eigenschaften des Startmaterials, den sogenannten Sporen, und der Produktivität der wachsenden Kultur. Und obwohl die Sporen mit einem Durchmesser von wenigen Mikrometern feiner sind als ein menschliches Haar, ist es ihm gemeinsam mit Kollegen aus angrenzenden Fachrichtungen gelungen, die Inhaltsstoffe und die Oberfläche detailliert zu untersuchen. Unter anderem konnte mit Hilfe des so genannten „Metabolic Profiling“ quasi ein Fingerabdruck des Stoffwechsels der Sporen genommen werden. Aufgrund der Ergebnisse der „mit Auszeichnung“ bewerteten Dissertation werden Anwender zukünftig die Sporengüte im Vorfeld einer Anwendung untersuchen und optimieren können sowie damit schließlich die Wirkstoffproduktion erheblich verbessern.

Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit war Matthias Gehder, der außer in Braunschweig auch in Ontario (Kanada) und Brisbane (Australien) studierte, außerordentlich engagiert bei der Vermittlung biotechnologischer Themen in der Öffentlichkeit. Die biotechnologische Studenteninitative (btS) e.V. ist die größte Vereinigung von naturwissenschaftlichen Doktorandinnen und Doktoranden und Studierenden in Deutschland. Ihr Ziel ist die Vermittlung von Kenntnissen, die über den Tellerrand des wissenschaftlichen Labors hinausgehen. Als Mitglied und später Vorstand organisierte er auch in Braunschweig den unkomplizierten Dialog zwischen Studierenden, Nachwuchskräften, Institutsvertretern und der Öffentlichkeit. Dazu gehören neben allgemeiner Informationsarbeit unter anderem hochkarätige Podiumsdiskussionen, Messen, Kongresse, Exkursionen und eine quartalsweise erscheinende Zeitschrift, die biotechnologische Themen einem Laienpublikum zugänglich macht. Seit dem Sommer arbeitet Matthias Gehder bei der Boston Consulting Group in Berlin.

 

Über die Heribert-Nasch-Stiftung:

Zweck der Stiftung ist der Schutz und die Förderung junger Menschen. Die Förderung bezieht sich auf die Gebiete Erziehung und Bildung. Unter dem Motto „Leistung zwischen Wissens- und Bürgergesellschaft“ vergibt die Heribert-Nasch-Stiftung zusammen mit der TU Braunschweig jeweils im Wintersemester einen mit 10.000 Euro dotierten Preis an einen Nachwuchswissenschaftler / eine Nachwuchswissenschaftlerin aus den Natur- oder Ingenieurwissenschaften. In diesem Jahr wird er erstmals an zwei Nachwuchswissenschaftler in voller Höhe verliehen.