Wie gefährlich ist Funken am Steuer? Studie zur Nutzung von mobilen Funkgeräten beim Autofahren
Das Telefonieren mit Handy am Ohr ist ebenso verboten wie das Tippen von Nachrichten auf dem Smartphone. Ebenfalls verboten ist das Funken am Steuer. Die hohen Unfallrisiken bei der Nutzung des Smartphones bestätigen eine Vielzahl von Studien. Dagegen fehlen bislang Untersuchungen zur Nutzung von mobilen Funkgeräten beim Lenken eines Fahrzeugs. Der Lehrstuhl für Ingenieur- und Verkehrspsychologie der Technischen Universität Braunschweig hat jetzt für den Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC e.V.) eine Studie durchgeführt.
Die Straßenverkehrsordnung verbietet seit Oktober 2017* die Nutzung von elektronischen Geräten zur Kommunikation, wenn diese dazu aufgenommen und in der Hand gehalten werden müssen. Telefonieren mit der Freisprechanlage ist damit erlaubt, mit dem Handy am Ohr dagegen nicht. Das Tippen von Nachrichten ist ebenfalls verboten. Hier kommt hinzu, dass auch der Blick weg von der Straße aufs Handy gerichtet wird. Grundlage dieses Verbots sind eine Vielzahl von Studien, die eine Ablenkung vom Autofahren und ein erhöhtes Unfallrisiko nachweisen können.
Die Formulierung des Gesetzes führt dazu, dass auch das Funken während der Fahrt verboten ist. Sowohl beim Amateurfunk als auch beim CB-Funk, die insbesondere von LKW-Fahrenden für Staumeldungen genutzt werden, hält man das Mikrofon in der Hand, drückt eine Taste, wenn man spricht und lässt wieder los, wenn man zuhört. Formal ist dies ein elektronisches Gerät, das der Kommunikation dient und in der Hand gehalten werden muss. Bisher lagen keine entsprechenden Studien vor, die sich mit dem Unfallrisiko von Funken am Steuer beschäftigen.
Zur Studie
In einem einfachen Fahrsimulator der TU Braunschweig wurde deshalb die Ablenkungswirkung beim Funken im Vergleich zum Einstellen von Radiosendern, das nicht verboten ist und dem Tippen von Botschaften auf dem Handy, das verboten ist, untersucht. Bei einer etwa 3 Minuten langen Fahrt auf einer dreispurigen Autobahn musste dabei 18 Mal auf Aufforderung durch Schilder am Straßenrand die Spur gewechselt werden. Nach einer ausgiebigen Übung fuhr jeder der 34 Testfahrerinnen und Testfahrern zwischen 19 und 74 Jahren in zufälliger Reihenfolge einmal ohne Nebenaufgabe. Dann funkten sie beim Fahren mit der Testleitung, stellten verschiedene Radiosender ein oder schrieben eine SMS. Ein zentrales Maß für die fahrerische Leistung war die Güte der Spurhaltung, gemessen durch die Abweichungen von der Idealspur.
Die Ergebnisse der Testfahrten im Simulator, die in der Grafik dargestellt sind, zeigen kein erhöhtes Unfallrisiko. Beim Funken fuhren die Testpersonen zwar geringfügig schlechter als bei der Fahrt ohne jede Nebenaufgabe. Diese Ablenkungswirkung ist aber deutlich kleiner als beim Einstellen von Radiosendern und dem Tippen auf dem Handy. Die Studie wurde von Prof. Dr. Mark Vollrath und Dr. Anja Katharina Huemer vom Lehrstuhl für Ingenieur- und Verkehrspsychologie für den Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC e.V.) durchgeführt.
*Es gab für den Amateur- und CB-Funk eine Übergangsfrist, die zum 01.07.2020 ausgelaufen ist.