10. Februar 2021 | Presseinformationen:

Bewegt Deutsch lernen Sprachförder-Projekt von Sport-Studierenden der TU Braunschweig mit Grundschülern jetzt digital

Durch Bewegung, Sport und Spiel leichter Deutsch lernen: Das ist die Idee des Projekts „Bewegungsentwicklung und Sprachförderung“ des Instituts für Sportwissenschaft und Bewegungspädagogik der Technischen Universität Braunschweig. Doch wie können die Studierenden mit den Grundschülerinnen und –schülern im Lockdown bewegt lernen? Eine digitale Alternative musste her, die das Projektteam für die Braunschweiger Grundschule Diesterwegstraße entwickelte.

Bereits seit 2016 bietet das Institut für Sportwissenschaft und Bewegungspädagogik in dem Projekt einen bewegungsorientierten Sprachförderunterricht für Kinder aus unterschiedlichen Herkunftsländern an. Für das Schuljahr 20/21 war eine Zusammenarbeit mit der Fördergruppe DaZ (Deutsch als Zweitsprache) der Grundschule Diesterwegstraße lange vorbereitet. Die Studierenden standen quasi in den Startlöchern. „Doch am Tag direkt vor dem Beginn der Praxisphase kam mit den Corona-Schutzmaßnahmen die große Enttäuschung“, berichtet Projektleiterin Dr. Andrea Probst. „Externe Personen durften die Schule nicht mehr betreten.“

Die Projektgruppe suchte deshalb nach einer digitalen Lösung: Statt gemeinsamer Sportübungen in der Turnhalle bereiteten die Studierenden Lehrvideos vor, die die Lehrerin Minka Möbius im Klassenverband zeigen kann. Außerdem entstehen Lehrteams, die sich digital regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche mit den Schülerinnen und Schülern treffen werden. Geplant ist die Organisation von vier festen Lerngruppen mit jeweils zwei bis drei Kindern und einer Studentin bzw. einem Studenten. Für die Studierenden des Faches Sport eine interessante Herausforderung. Sie werden erproben, ob man auch in digitaler Form eine Verbindung von Sprechenlernen und Bewegung herstellen kann.

Sprachorientierte Bewegungsaufgaben

Kennenlerntreffen per Video. Bildnachweis: Minka Möbius

Erste bewegte Aufgaben für die zehn Kinder aus sieben Herkunftsländern gab es bereits bei der Auftaktveranstaltung Ende Januar. Klassenlehrerin Minka Möbius freut sich, dass das Projekt nun in digitaler Form umgesetzt wird: „Die Vorfreude der Kinder auf das Sprachprojekt in der Turnhalle war groß und traf auf viel Enttäuschung, als sie erfuhren, dass dies nicht stattfinden kann. Das digitale Kennenlerntreffen zwischen unserer Klasse und den Studierenden mit sprachorientierten und spielerischen Bewegungsaufgaben hat die Kinder zum Mitmachen motiviert. Wir freuen uns auf weitere Treffen und Anregungen.“

Auch die Studierenden sind begeistert, neue Wege des Unterrichtens entwickelt zu haben. „Es war schön, wieder in den Kontakt mit Kindern zu treten. Ich habe gemerkt, wie sehr es mir fehlt. Vor allem weil man im Studium momentan auch nur von zu Hause arbeitet“, gibt die studentische Hilfskraft Anna Kempkes ihre ersten Eindrücke wieder. „Es hat mich echt begeistert, wie sehr sich die Kids auf das Treffen gefreut haben. Ich war sogar etwas überrascht, wie gut sie aufgepasst und zugehört haben“, ergänzt Student Nils Schwencke.

Über Bewegung erschließen sich Kinder ihre Welt

Die Idee zu dem vom Rotary Club Braunschweig Hanse finanziell unterstützten Projekt entspringt dem langjährigen Forschungsschwerpunkt „Methoden des Bewegten Lernens“ des Instituts für Sportwissenschaft und Bewegungspädagogik. Die bisher dazu gewonnenen Erkenntnisse werden im Rahmen des aktuellen Projektes auf den Bereich Sprache oder konkreter auf das Sprechen-Lernen fokussiert und praktisch erprobt.

In Absprache mit der Lehrerin sollen Inhalte passend zum Regelunterricht in einer bewegten Form wiederholt und gefestigt werden. Vor allem sollen die Kinder zum Deutsch-Sprechen animiert werden. „Sprache und Bewegung sind zwei wesentliche Dimensionen der kindlichen Persönlichkeitsentwicklung. Sie können zwar in ihrer Entwicklung getrennt voneinander betrachtet werden. Doch sie entfalten sich zeitgleich und beeinflussen sich gegenseitig“, erklärt Dr. Andrea Probst. „Bewegung ist Ausgangspunkt für Sprache bei Kindern und umgekehrt ist Sprache Ausgangspunkt für Bewegung. Über Bewegung erschließen sich Kinder ihre Welt und die Welt des Gebrauchs von Sprache. Ganz nebenbei haben Kinder entwicklungsbedingt Freude an Bewegung und einen enormen Bewegungsdrang, den es zu nutzen gilt.“

So will das Projektteam die Sprachentwicklung der Kinder mit Bewegung fördern sowie ihnen spezifisches Vokabular für den Sportunterricht und typische Spiele, die im Klassenzimmer möglich sind, vermitteln. „Auf dem Weg zum Sprachkönner wollen wir den Schüler*innen helfen, dass sich ihre Sprachfähigkeiten am Ende des Projektes durch unsere Hilfe verbessert haben und sie auch besser mit ihren Klassenkameraden kommunizieren und spielen können“, sagt Studentin Lena Hiete.

Projektteam freut sich über Spenden

Und die Studierenden erhalten durch das Projekt die Möglichkeit zum forschenden Lernen. Neben der Beteiligung am Planungsprozess entwickeln sie selbstständig theoriegeleitete Forschungsfragen, deren Ergebnisse sie aufbereiten und präsentieren müssen. So bekommen sie Einblicke in spätere diagnostische Arbeit und können die gewonnen Erfahrungen im Rahmen ihres Studiums nutzen.

Um das Projekt in der Grundschule erfolgreich umzusetzen, müssen auch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Dr. Andrea Probst konnte bereits zwei funktionstüchtige Tablets als Spende organisieren, so dass die Lerngruppen parallel arbeiten können. Über weitere Spenden würde sich das Projektteam sehr freuen. Wer unterstützen möchte, kann sich bei Dr. Andrea Probst melden.