Mehr maßgeschneiderte Medizin Für bessere personalisierte Medizin startet in Niedersachsen das Projekt MoReHealth
Es gibt immer mehr Gesundheitsdaten. Doch die Analyse dieser Daten, um daraus aussagekräftige Informationen zu extrahieren und zu interpretieren, ist noch nicht ausgereift. So verhält es sich auch bei sogenannten Multi-Omics-Daten, die beispielsweise die Gesamtheit aller Gene und Proteine eines Menschen umfassen. Diese Daten können helfen, Krankheiten zu diagnostizieren, maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln und Behandlungserfolge zu überwachen. Es gilt, sie zu standardisieren und qualitätskontrolliert zu generieren, zu verarbeiten und zu verwalten, damit sie effizienter und nachhaltiger genutzt werden können. Hier setzt das Projekt MoReHealth an, an dem auch die Technische Universität Braunschweig beteiligt ist.
Projekt MoReHealth wird vom Niedersächsischen Wissenschaftsministerium und von der VolkswagenStiftung mit drei Millionen Euro im Rahmen des Programms zukunft.niedersachsen gefördert. Dieses Verbundprojekt der niedersächsischen Einrichtungen Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Universitätsmedizin Göttingen (UMG), TU Braunschweig, Physikalisch Technische Bundesanstalt (PTB) und Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) koordinieren Prof. Dr. Thomas Illig und Dr. Sara Haag in der MHH. Es startet am 1. September 2025 für die Dauer von vier Jahren.
MoReHealth ist auf Initiative der Translationsallianz in Niedersachsen (TRAIN) und des Exzellenzclusters RESIST entstanden. Forschende wollen – im Wesentlichen aufbauend auf einer bestehenden Sammlung von Gesundheitsdaten im Exzellenzcluster RESIST, die in der Datenbank SHaReD gespeichert sind – die altersbedingte Infektionsanfälligkeit älterer Menschen untersuchen. Dazu sollen weitere Daten, auch von erkrankten Patient*innen, erhoben und die Datenbank zur Multi-Omics-Datenbank für ganz Niedersachsen weiterentwickelt werden.
„Der methodische Ansatz, den wir in MoReHealth erarbeiten, wird einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Durchführung zukünftiger großer Multi-Omics-Studien an verschiedenen Standorten in Niedersachsen leisten“, sagt Professor Illig. Das Projektteam nutzt ein Praxisbeispiel, um Multi-Omics-Ansätze besser zu standardisieren: In diesem geht es darum, Biomarker zu identifizieren, die das Risiko und die Schwere einer Herpesvirus-Infektion bei älteren Menschen vorhersagen. So sollen neue Ansätze in Prävention, Diagnostik und Therapie entwickelt werden können.
Die Untersuchungen bauen im Wesentlichen auf Daten auf, die im Rahmen des Exzellenzclusters RESIST gewonnen werden konnten – in einer Studie mit 650 Bürgerinnen und Bürgern aus der Region Hannover (Senior Individuals-Kohorte) und einer Kohorte mit Menschen, bei denen eine Infektion mit Herpesviren zu Gürtelrose geführt hat (Varizella-Zoster-Kohorte). Ziel ist es, den methodischen Ansatz des Praxisbeispiels später auch auf andere Krankheitsbilder zu übertragen.
TRAIN ist ein Netzwerk für translationale Gesundheitsforschung, bestehend aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Hannover-Braunschweig-Göttingen. RESIST besteht aus rund 60 Forschungsgruppen, die zusammen an dem Ziel arbeiten, die individuelle Anfälligkeit gegenüber Infektionen besser zu verstehen, um auf dieser Basis „maßgeschneidert“ Infektionen vermeiden, diagnostizieren und therapieren zu können.