Live und mobil: Wissenschaftler der TU Braunschweig erforschen die Fernsehübertragung auf Smartphones und Tablet-PCs
Vor über 30 Jahren erfuhr das Fernsehen einen bemerkenswerten Entwicklungsschub: Mit der Einigung über die Einführung des Satellitenfernsehens im Februar 1984 und dem Start des Kabelpilotprojektes im Januar 1984 ließ man die technischen Grenzen der analogen Fernsehübertragung hinter sich. Fortan konnten auch private Rundfunkveranstalter ihre Programme ausstrahlen und das Fernsehen, wie wir es heute kennen, war geboren. Vor wenigen Jahren wurde mit Digitalisierung der Rundfunkübertragung, bei deren Entwicklung, Standardisierung und technischen Einführung der Braunschweiger Rundfunkexperte Prof. Dr. Ulrich Reimers maßgeblichen Anteil hatte, ein weiterer Meilenstein erreicht.
Doch auch die heutige Programmvielfalt gerät an ihre Grenzen, wenn es um den mobilen Empfang auf Smartphones und Tablet-PCs geht. Denn statistisch ist mit einer steigenden Anzahl von Nutzern zu rechnen, die immer mehr Liveübertragungen in immer besserer Qualität auf ihren mobilen Geräten sehen wollen. Eine Überlastung der Mobilfunknetze könnte die Folge sein. An einer Lösung arbeiten derzeit die Rundfunkexperten des Instituts für Nachrichtentechnik der Technischen Universität Braunschweig unter der Leitung von Prof. Reimers.
Olympia live auf tausende Tablets streamen: „Tower Overlay für LTE-A+“
Smartphones und Tablet-PCs gehören für viele Menschen zu den täglichen Begleitern: mittels mobiler Datenübertragung bleiben sie fast überall informiert oder lassen sich unterhalten. Experten gehen deshalb davon aus, dass vor allem wegen des beliebten Live-Streaming das Datenaufkommen innerhalb der Mobilfunknetze weltweit rapide ansteigen wird. Damit einher würde auch eine starke Belastung der Netze gehen, erläutern die Rundfunkexperten der Technischen Universität Braunschweig.
Gerade bei medialen Großereignissen wie den Olympischen Spielen kann man davon ausgehen, so die Wissenschaftler um Prof. Dr. Reimers, dass viele Nutzer ein populäres Angebot gleichzeitig abrufen werden. Um in diesem Fall Mobilfunknetze zu entlasten, entwickeln sie mit dem „Tower Overlay für LTE-A+“ eine Möglichkeit, diese Datenströme über vorhandene Rundfunkinfrastruktur zu übertragen. Hohe Sendetürme mit großer Reichweite spannen dabei über die Zellen der Mobilfunknetze einen „Schirm“, über den die Daten effizient auf die Mobilgeräte übertragen werden können. Um den Neubau einer benötigten Infrastruktur zu vermeiden und Frequenzen aus dem Rundfunkbereich verwenden zu können, wird DVB-T2 als Datenkanal genutzt, in den die Signale für die Handyübertragung eingebettet werden. Dies ermöglicht die gemeinsame Übertragung von DVB-T2 und LTE-Signalen auf einem gemeinsamen Frequenzband. Mit dieser Technologie könnten vielleicht schon die nächsten Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro live auf tausenden Smartphones und Tablet-PCs mobil verfolgt werden.
Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Reimers
Institut für Nachrichtentechnik
Abteilung Elektronische Medien: Systemtheorie und Technik
Technische Universität Braunschweig
Schleinitzstraße 22
38106 Braunschweig
E-Mail: u.reimers@tu-bs.de
http://www.ifn.ing.tu-bs.de