Automatisiert fahren, aber sicher Förderprojekt VVM lädt zum Halbzeitevent ein und zeigt erste Ergebnisse
Wie können automatisierte Fahrsysteme zuverlässig getestet und sicher auf die Straße gebracht werden? Damit beschäftigt sich das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Projekt „Verification Validation Methods“, kurz VVM. Ziel ist die Erstellung einer Sicherheitsargumentation für Automobilhersteller, sodass von den betrachteten Systemen kein unangemessenes Risiko ausgeht. Auf der Halbzeitpräsentation am 15. und 16. März 2022 werden nun erste Ergebnisse vorstellt.
Das Förderprojekt VVM hat sich zum Ziel gesetzt, eine Argumentation der Sicherheit inklusive der dafür notwendigen Verifikations- und Validierungsmethoden und somit einen Sicherheitsnachweis für automatisierte Fahrsysteme zu entwickeln. Zu diesem Zweck sind aufbauend auf dem Projekt PEGASUS Ansätze entwickelt worden, die über Standards als industrielle Entwicklungsprozesse verankert werden sollen. Damit kommt dem Projekt eine Schlüsselrolle in der automatisierten Mobilität der Zukunft zu.
Das Institut für Regelungstechnik der Technischen Universität Braunschweig arbeitet gemeinsam mit den Projektpartnern an Fragestellungen über den ganzen Entwicklungsprozess hinweg. Diese umfassen Beiträge zur Funktionsdefinition eines Fahrzeugs mit Automatisierungssystem der normierten SAE-Stufen drei und/oder vier. Die Funktionsdefinition beinhaltet unter anderem eine Beschreibung davon, was das Fahrzeug können soll und was nicht zulässig ist. Dazu erarbeiten die Mitarbeiter des Instituts Beiträge zu Beschreibungen des sogenannten Sollverhaltens. Also Beschreibungen davon, wie das System sich in bestimmten Szenarien unter Beachtung von Gesetzen und gesellschaftlichen Erwartungen sicher und regelkonform verhalten soll.
Auch die „Einsatzumgebung“ (engl. Operational Design Domain, ODD) ist Teil der Funktionsdefinition und wird im VVM-Projekt genau beschrieben. Die ODD legt Umweltbedingungen fest, unter denen das System zuverlässig automatisiert fahren kann, zum Beispiel Wetter, Geschwindigkeitsbereiche und Verkehrsteilnehmer*innen, mit denen das System sicher interagieren kann.
Zu den Aufgaben im VVM-Projekt zählen auch Beiträge zur Erstellung eines Sicherheitskonzeptes und der eigentlichen Sicherheitsargumentation. „Diese Sicherheitsargumentation beinhaltet eine dokumentierte Begründung dafür, warum ein Automobilhersteller künftig das Risiko einschätzen kann, das vom automatisierten Fahrzeug für Nutzer*innen und andere Verkehrsteilnehmer*innen ausgeht, und er dieses Risiko auch vertreten kann. Diese Sicherheitsargumentation ist in Deutschland eine wesentliche Grundlage dafür, dass ein Fahrzeug mit Automatisierungssystem zugelassen werden kann“, sagt Marcus Nolte vom Institut für Regelungstechnik.
Gleichzeitig dient ein Versuchsfahrzeug des Instituts zur Aufzeichnung und Bereitstellung realer Messdaten. Weitere Beiträge liefern die Forschenden der TU Braunschweig zu szenarienbasierten Testmethoden und zur formalen Beschreibung von (Test-)Szenarien. Erste Projektergebnisse, die auf dem Halbzeitevent präsentiert werden, dienen so beispielsweise der formalen Beschreibung der Einsatzumgebung automatisierter Fahrzeuge sowie des gewünschten Fahrzeugverhaltens und liefern damit wichtige Beiträge zu einer nachvollziehbaren Sicherheitsargumentation für den Einsatz der Systeme in komplexen innerstädtischen Anwendungsfällen.
Das Projekt, das bereits 2019 gestartet ist, wird nun auf seiner öffentlichen Halbzeitpräsentation Einblicke in erste Ergebnisse und Entwicklungen geben. Dazu lädt das Projekt zur Teilnahme an der virtuellen Veranstaltung am Dienstag, 15. März, und Mittwoch, 16. März 2022, ein.
Der erste Tag der Veranstaltung wird dabei anhand von Vorträgen die entwickelten Methoden, Ansätze und Toolapplikationen im Projekt im Detail vorstellen. Drei Parallelsessions am Nachmittag bieten dabei die Möglichkeit, inhaltliche Schwerpunkte des Projekts kennenzulernen. Der zweite Tag konzentriert sich wiederum auf die internationale Perspektive und wie sich die präsentierten Ergebnisse in diesen Kontext eingliedern – hier werden weltweite Partnerprojekte ihren Stand zum Thema Verifikation und Validierung automatisierter Fahrsysteme präsentieren und in einen Austausch zum Thema Standardisierung gehen. Wenn Sie an der Veranstaltung teilnehmen möchten, können Sie sich hier kostenlos registrieren.