Mathematik, Chemie, Luft- und Raumfahrttechnik: Nachwuchsforscher erhalten den Heinrich-Büssing-Preis 2014
Der Heinrich-Büssing-Preis wird jährlich von der „Stiftung zur Förderung der Wissenschaften an der Carolo-Wilhelmina“ des Braunschweigischen Hochschulbundes verliehen. Ziel ist es, die Bedeutung Braunschweigs als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort zu unterstreichen. Die Preisverleihung fand am 11. November 2014 im Kongressaal der Industrie- und Handelskammer Braunschweig statt.
Die Preisträgerin und die Preisträger:
Dr. rer. nat. Martina Wirz
Dr. Martina Wirz hat ihre Dissertation einem grundlegenden Thema aus dem Bereich der numerischen Simulationsmethoden gewidmet. Füllt man beispielsweise Wasser und Öl in einen Behälter, so setzt sich die schwere Flüssigkeit am Boden ab und die leichtere darüber. Zwischen beiden Flüssigkeiten befindet sich eine scharfe Grenzfläche mit Unstetigkeiten in der Dichte sowie allen anderen Eigenschaften der jeweiligen Flüssigkeiten. Verwirbelt man nun die obere Flüssigkeit, so wird auch die untere Flüssigkeit in Bewegung gesetzt. Diese Phänomene treten unter anderem auch bei der Umströmung von Flugzeugen oder in der Bildverarbeitung zwischen Graustufen auf. Martina Wirz hat sie in ihrer Dissertation untersucht und mit bisher gänzlich unbekannten Lösungswegen berechnet.
Martina Wirz (Jahrgang 1983) hat Mathematik in Braunschweig studiert und bei Prof. Thomas Sonar promoviert. Sie hat Auslandsaufenthalte in den USA, Kanada und Spanien absolviert. Neben ihrer ausgezeichneten fachlichen Expertise engagiert sich Frau Dr. Wirz ehrenamtlich und in der Lehre auf verschiedene Weise. So war sie u.a. in der „Fachgruppe Mathematik“ sowie dem Prüfungsausschuss Mathematik aktiv und qualifizierte sich als „Lehrcoach“ im „teach4TU-Co-Teaching“. Inzwischen arbeitet sie am Institut Computational Mathematics der TU Braunschweig und ist zurzeit in Elternzeit.
Titel der Dissertation: „Ein Spektrale-Differenzen-Verfahren mit modaler Filterung und zweidimensionaler Kantendetektierung mithilfe konjugierter Fourierreihen“.
Dr. rer. nat. Andreas Glöckner
Dr. Andreas Glöckner hat seine Dissertation einer bestimmten Klasse von metallorganischen Substanzen – sogenannten Sandwich-Komplexen – gewidmet, die in der Chemie und Biochemie u.a. in katalytischen Systemen verwendet werden. Basierend auf der Kombination von verschiedenen Metallen und organischen Ringsystemen hat er eine Vielzahl neuartiger Moleküle synthetisiert und wissenschaftlich aufbereitet. Dazu gehörten detaillierte Untersuchungen in Bezug auf die Struktur, Reaktivität und das dynamische Verhalten dieser Verbindungen.
Der Grundstein für Andreas Glöckners Werdegang als Chemiker wurde während seiner Schulzeit in Salzgitter gelegt. In Braunschweig und Salt Lake City studierte er Chemie. Seine Promotion wurde von Prof. Dr. Matthias Tamm betreut und führte ihn erneut nach Salt Lake City, aber auch nach Hongkong und Haifa. Glöckner (Jahrgang 1983) engagierte sich über 10 Jahre lang ehrenamtlich für die kommunale Kinder- und Jugendförderung der Stadt Salzgitter. Seit 2012 ist er Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung bei der Continental Reifen Deutschland GmbH in Hannover.
Titel der Dissertation: “The Organometallic Chemistry of Transition Metal Cycloheptatrienyl and Open Idenyl Complexes”
Dr.-Ing. Thomas Krüger
Dr. Thomas Krüger hat sich mit künstlichen Neuronalen Netzwerken und ihrer Anwendung für lernfähige Regelungssysteme befasst. Diese Methode, die seiner Dissertation zugrunde liegt, geht auf Ansätze aus der künstlichen Intelligenz zurück und stellt eine grundlegende Form des maschinellen Lernens dar. Mit ihrer Hilfe kann man komplizierte physikalische Phänomene abbilden und gezielt beeinflussen. In der modernen Flugregelung ist dies besonders interessant, weil mit diesem Ansatz etwa auch beschädigte Flugzeuge gesteuert werden können, wodurch die Sicherheit des Flugverkehrs erhöht werden kann. Forscher arbeiten hier an sogenannten adaptiven, also sich selbst regulierenden Regelkreisen und Autopiloten. Auf der Basis von Thomas Krügers Forschungsleistung können selbstlernende, künstliche neuronale Netze in der Flugregelung eingesetzt werden – ihre Anwendung ist aber nicht nur auf diesen Bereich begrenzt, sondern kann zum Beispiel auch auf Automobile übertragen werden. Er bewertete diese neuen Ansätze mithilfe von umfangreichen Simulationen unbemannter Flugzeuge, welche durch die genaue Modellierung von Windeinflüssen, des Verhaltens von Sensoren und Aktuatoren sowie von Beschädigungen am Flugzeug sehr realitätsnah gestaltet werden können.
Thomas Krüger (Jahrgang 1979) hat Luft- und Raumfahrttechnik in Braunschweig studiert und bei Prof. Peter Vörsmann promoviert. Der gebürtige Lübecker ist heute Projektleiter für die Umrüstung von Spezialflugzeugen zur Seenotrettung und Seeüberwachung bei der Aerodata AG in Braunschweig.
Titel der Dissertation: „Zur Anwendung neuronaler Netzwerke in adaptiven Flugregelungssystemen“
Kontakt
Christian Köcher
Braunschweigischer Hochschulbund
Tel.: 0531 391 3127
c.koecher@tu-bs.de
www.braunschweigischer-hochschulbund.de