26. Januar 2011 | Presseinformationen:

Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Martin Bröring Die Häm-Gruppe – Ein heißes Eisen

Prof. Dr. Martin Bröring, Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Technischen Universität Braunschweig, hält seine Antrittsvorlesung „Die Häm-Gruppe – Ein heißes Eisen“ am

Mittwoch, 2. Februar 2011, um 17.00 Uhr
in der Aula, Haus der Wissenschaft, Pockelsstraße 11, 38106 Braunschweig.

Die chemische Funktionalität molekularer und supramolekularer Systeme in Natur und Technik ist zumeist an die Gegenwart eines geeignet positionierten Metalls gebunden. Die direkte Umgebung dieses Metalls – die Bindungsumgebung einerseits und der umgebende, strukturierte Raum andererseits – stellt dabei Möglichkeiten für die Einstellung der jeweils spezifischen Zustände des Metalls zur Verfügung. Darüber hinaus bietet sich so auch die Möglichkeit zur Anbringung weiterer, kooperativ mit dem Metall wirkender Funktionsträger. Diese Sichtweise komplexer chemischer Konstrukte als Hybridsysteme kann gut bei den natürlichen Hämproteinen illustriert werden. Hier liegt ein multifunktionelles Eisenatom zusammen mit einem in der inneren Koordinationssphäre gebundenen Farbstoffmolekül (Porphyrin) als integrale Basiseinheit vor („molekularer Mikrochip“), welche durch eine Proteintasche auf vielerlei Arten hinsichtlich des Redox- und Spinzustands sowie der Bindungseigenschaften manipuliert und für unterschiedliche Funktionen optimiert werden kann. Eisen in Hämproteinen ist somit nicht gleich Eisen, sondern bietet vielmehr ein ganzes Spektrum unterschiedlich einstellbarer Eigenschaften an. Die mannigfachen Möglichkeiten, die nach dieser Sichtweise grundsätzlich von einem einzelnen Übergangsmetall ausgehen können, sind hierbei erst zum Teil erkannt. Dies gilt nicht nur für Eisen, wenngleich sich bei diesem Metall zurzeit die meisten neuen Optionen ergeben.

Dem Chemiker sollte es möglich sein, durch die Untersuchung von Metallverbindungen mittels metallspezifischer analytischer Verfahren, in Kombination mit koordinationschemischen Synthesen und der supramolekularen Einbringung Häm-analoger „Chips“ in diverse priviligierte Räume eine große Vielzahl von Funktionen für die unterschiedlichsten Einsatzmöglichkeiten in der Chemie sowie den angrenzenden Wissenschaften zu erzielen.

Im Vortrag wird Professor Bröring aktuelle Beispiele aus der Arbeitsgruppe zu den Themen „Eisenanalytik“, „Chip-Synthese“ und „Organisation/Hybridbildung“ präsentieren und die Zukunftsperspektiven dieser Chemie aufzeigen.

Zur Person

Martin Bröring (geb. 1967) hat Chemie an der Universität Würzburg und an der Universität Köln studiert und dort 1993 sein Diplom sowie 1996 bei Prof. Emanuel Vogel seine Promotion in Organischer Chemie abgeschlossen. Die Promotion wurde mit dem Promotionspreis der Kurt-Alder-Stiftung ausgezeichnet. 1997 und 1998 verbrachte er als Postdoktorand an der Stanford University in der bioanorganischen Gruppe von Prof. James P. Collman bevor er sich ab 1999 als Emmy-Noether-Nachwuchsgruppenleiter zur Habilitation an die metallorganisch geprägte Arbeitsgruppe von Prof. Helmut Werner begab. Direkt mit Abschluss der Habilitation im Fach „Anorganische Chemie“ nahm er 2003 einen Ruf auf eine C3-Professur für Bioanorganische Chemie an der Universität Marburg an. Seit April 2010 besetzt er eine W3-Professur „Anorganische Chemie“ im Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Technischen Universität Braunschweig.