19. Juni 2015 | Presseinformationen:

Antrittsvorlesung von Prof. Dr.-Ing. Tanja Kessel Auf Heller und Pfennig – Leistungsfähigkeit von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei öffentlichen Bauinvestitionen

Prof. Dr.-Ing. Tanja Kessel, Institut für Bauwirtschaft und Baubetrieb, IIM – Infrastruktur- und Immobilienmanagement der Technischen Universität Braunschweig, hält ihre Antrittsvorlesung „Auf Heller und Pfennig – Leistungsfähigkeit von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei öffentlichen Bauinvestitionen“ am

Mittwoch, 24. Juni 2015, um 17.00 Uhr
in der Aula, Haus der Wissenschaft, Pockelsstr. 11, 38106 Braunschweig.

Die öffentliche Verwaltung ist allgemein zum wirtschaftlichen Handeln verpflichtet. Gesetzliche Grundlage hierfür ist §7 BHO (Bundeshaushaltsordnung). Danach sind für alle finanzwirksamen Maßnahmen angemessene Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen durchzuführen. Der Bundesrechnungshof vertritt die Auffassung, dass bei einer Wertgrenze ab 100.000 EUR das Kriterium »finanzielle bedeutsame Maßnahme« erfüllt ist. Somit unterliegt jede Baumaßnahme diesem Kriterium. Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen können verschiedene Ausprägungen haben. Sie reichen bei Baumaßnahmen vom Vergleich verschiedener technischer Lösungen über die Amortisationsrechnung bis hin zum Vergleich der verschiedenen Beschaffungsmodelle, zum Beispiel im Hochbau vom Eigenbau über ÖPP (Öffentlich Private Partnerschaft) bis hin zur Anmietung. Diesen Vergleich der einzelwirtschaftlichen Betrachtung stellt die Grundlage der in der Antrittsvorlesung zu analysierenden Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen dar.

Um den Wirtschaftlichkeitsvorteil verschiedener Beschaffungsvarianten sowohl im Immobilien- als auch im Infrastrukturbereich beurteilen zu können, ist die langfristige Betrachtung der Lebenszykluskosten der geplanten Baumaßnahme in Abhängigkeit von der vorgesehenen Nutzungsdauer erforderlich. In die Betrachtung einzubeziehen sind demnach die Kosten der Phasen Planung, Bau und Betrieb. Hinzu kommen die Finanzierungskosten sowie modellspezifische Kosten, wie zum Beispiel Transaktionskosten und Risikoansätze. Um jedoch die Beschaffungsmodelle vergleichbar zu machen, sind zunächst sämtliche Aufgaben und Leistungen, die im vorgesehenen Projekt über die gesamte Betrachtungszeit anfallen, aufzuzeigen und je nach Beschaffungsmodell den jeweiligen Träger zuzuordnen. So können beispielsweise bei ÖPP-Modellen zahlreiche Aufgaben und der Verantwortungsbereich in der Betriebsphase auf den privaten Partner übertragen werden – und damit einhergehend auch Risiken – die im Falle des Eigenbaus in der Verantwortungssphäre der öffentlichen Hand verbleiben. Der Aufgaben- und Leistungsverteilung schließt sich eine Risikobetrachtung an. Hierbei sind sowohl projekt- und modellspezifische als auch übergeordnete Risiken zu identifizieren und zu belegen. Auf Basis dieser Ergebnisse hat der öffentliche Vorhabenträger das geplante Projekt bereits umfänglich strukturiert, durchdacht und für die verschiedenen Beschaffungsmodelle eine Zieldefinition formuliert. Erst diese Vorarbeiten ermöglichen den nächsten Schritt der monetären Bewertung der Aufgaben und Leistungen über den gesamten Betrachtungszeitraum. Die weiteren Herausforderungen, die bei der Ermittlung der Lebenszykluskosten und der Risikoansätze bei Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen bestehen, sollen Gegenstand der Antrittsvorlesung sein. Welche Kostentiefe ist möglich? Zu welchem Zeitpunkt ist eine Entscheidung auf belastbaren Daten möglich? Und welche Berechnungsmethodik wird für die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung angewendet? Diese und weitere Fragen sollen beantwortet oder zur Diskussion gestellt werden.

Zur Person

Tanja Kessel studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Berlin und an der Loyola Marymount University, Los Angeles. Von 1998 bis 2001 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Baubetrieb und Bauwirtschaft, TU Berlin, und promovierte dort im Jahr 2001 über »Gestaltung des Beschaffungsprozesses im Fernstraßenbau unter Einbeziehung privatwirtschaftlicher Modelle«. Anschließend war Tanja Kessel bei der Public Sector Project Consult (PSPC, ein technisch-wirtschaftliches Beratungsunternehmen für Infrastrukturobjekte mit Büros in Berlin und Meerbusch) GmbH tätig, 2002-2013 als Geschäftsführende Gesellschafterin und ist seit 2013 Gesellschafterin und Mitglied der Geschäftsleitung. Von 2011 bis 2013 war sie Mitglied der Geschäftsleitung KESSCO GmbH – Immobilienverwaltung. Seit September 2013 ist sie Professorin für Infrastruktur- und Immobilienmanagement am Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft der TU Braunschweig. Die Professur umfasst die Themenbereiche Projektentwicklung und -management, Real Estate Management, Wertermittlung für Immobilien, Facility-Management, Erhaltung von Infrastrukturanlagen – den gesamten Lebenszyklus von Immobilien und Infrastrukturanlagen.