Zum Abschied von Professorin Petra Mischnick Eine Würdigung aus zwei Perspektiven
Zum 31. März hat sich Professorin Petra Mischnick aus dem aktiven Dienst an der TU Braunschweig verabschiedet. Sie ist zugleich Lebensmittelchemikerin und Wissenschaftskommunikatorin. Ihr Verdienste würdigen Professor Peter Winterhalter und Dr. Elisabeth Hoffmann.
Laudatio von Professor Peter Winterhalter
Petra Mischnick hat an der TU Braunschweig Lebensmittelchemie studiert und im Anschluss an der Universität Hamburg promoviert und habilitiert. 1998 folgte sie einem Ruf auf eine C3-Professur zurück an die TU Braunschweig (Nachfolge R. Galensa). Hier hat sie sehr engagiert in ihrem Forschungsgebiet Kohlenhydratchemie (insbesondere Polysaccharidderivate) gewirkt und gleichzeitig viel Arbeit in die Lehre und besonders in die Nachwuchsförderung investiert. 2002 gründete sie das Agnes-Pockels SchülerInnen-Labor, das sehr gut frequentiert ist und das sie bis heute leitet. Auch in der universitären Selbstverwaltung hatte sie zahlreiche Ämter inne, ebenso außerhalb der Universität, u.a. als Vizepräsidentin der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und Vorsitzende des Arbeitskreises Chancengleichheit der GDCh. Von 2008 bis 2012 war sie zudem regelmäßig Gastprofessorin der KTH Royal Institute of Technology, Stockholm.
Zeitgleich mit ihrem offiziellen Abschied wurden neue Laboratorien für ihre Arbeitsgruppe fertiggestellt, die Petra Mischnick hoffentlich bald an den Nachfolger/die Nachfolgerin übergeben kann. Wir wünschen ihr für die neue Lebensphase alles Gute.
Laudatio von Elisabeth Hoffmann
Wissenschaftskommunikation soll „ein selbstverständlicher Teil wissenschaftlichen Arbeitens“ werden, so will es das aktuelle Grundsatzpapier des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Auf die Welt von Petra Mischnick, die sich jetzt aus dem aktiven Dienst als Professorin der TU Braunschweig verabschiedet hat, traf das nicht zu. Dabei ist sie eine der beharrlichsten und brillantesten Wissenschaftskommunikatorinnen, die wir an der Universität haben.
Doch zu der Zeit, als sie begann, das Agnes-Pockels-Labor aufzubauen, galt die Vermittlung von Wissenschaft an nichtakademische Zielgruppen bei weitem nicht als Teil des wissenschaftlichen Arbeitens. Sie stand separat als ein Zusatz-Job, ein Ehrenamt. Deshalb gibt jetzt konsequenter Weise auch eine zusätzliche Laudatio auf Petra Mischnick.
Als das SchülerInnenlabor 2002 entstand, gehörten die Wissenschaftskommunikation, der Einsatz für den Nachwuchs und das Engagement für junge Frauen jenseits des Recruitings noch lang nicht zum guten Ton im Forschungsbetrieb. Was hat eine Universität davon, sich mit Kindern und jungen Schülerinnen und Schülern zu befassen? Diese Frage wurde oft gestellt und blieb sicher noch öfter unausgesprochen. Inzwischen sind unzählige junge Menschen im Agnes Pockels-Labor gewesen, um dort Experimente zu machen, die ihnen die Welt ein Stück weit aufgeschlossen haben. Viele weitere haben mit den Experimentierbaukästen aus dem Labor in der eigenen Schule oder Kita arbeiten dürfen. Einige Begegnungen waren einmalig, etwa im Rahmen von schulischen Exkursionen oder Geburtstagsfeiern. Viele andere junge Menschen kamen und kommen regelmäßig, oft über Jahre. Viele wurden zu Tutorinnen und Tutoren für die jüngeren, und viele von ihnen sind inzwischen erwachsen.
Kein Zweifel, dass begabte Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unter ihnen sind. Mindestens so wichtig sind die vielen weiteren, die ein tieferes Verständnis von den Methoden und Erkenntnissen der Wissenschaft in ihre „ganz normalen“, gern auch nichtakademischen Familien und Arbeitsumgebungen einbringen und dies später ihren eigenen Kinder weitergeben. So etwas schafft man nicht allein mit Marketing und auch nicht mit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, sondern nur mit viel Geduld und hohem persönlichem Einsatz, in diesem Fall von Petra Mischnick selbst und ihrem herausragend engagiertem und erfolgreichem Team.
Das Agnes-Pockels-Labor hat buchstäblich Schule gemacht wie auch im übertragenen Sinne. Es stand Pate für viele der Schule-Uni-Aktivitäten, die wir heute stolz im Check-In-Programm unserer Universität vereinen. Auch die internationale Resonanz von Petra Mischnicks Arbeit in der Wissenschaftsvermittlung kann sich sehen lassen: In Großbritannien, Ungarn und der Schweiz ist sie Vorbild, und das Labor steht Pate für ähnliche Initiativen. Als Vorsitzende der Arbeitsgruppe Schule-Uni hat Petra Mischnick die Governance unserer Transferaktivitäten in Schulen und Gesellschaft geprägt. So ist ein Organisationsmodell entstanden, dass wiederum vielen anderen Hochschulen als Benchmark dient.
Petra Mischnick ist ein Role-Model für alle, die sich an der Carolo-Wilhelmina und weit darüber hinaus für die Wissenschaftskommunikation engagieren. Sie ist eine inspirierende Mentorin für viele junge Frauen und Männer, und auch für die erfahrenen unter uns ein großes Vorbild. Ich hoffe, es malt noch jemand ein Portrait von ihr, das wir direkt neben dem von Agnes Pockels aufhängen würden.