Zum Abschied von Professor Karl-Heinz Glaßmeier Laudatio von Dr. Daniel Heyner
Am 1. April 2020 wird Professor Karl-Heinz Glaßmeier in den Ruhestand gehen. Er ist seit 1991 am Institut für Geophysik und extraterrestrische Physik (IGeP) an der Technischen Universität tätig. Sein Kollege Dr. Daniel Heyner erinnert in einer Laudatio auf Glaßmeier an Magnetfelder, Messungen und Missionen.
Jeder, der Karl-Heinz Glaßmeier kennt, wird wissen, dass die Pensionierung nur ein Meilenstein auf seiner Reise sein wird. Befreit von den Hemmschuhen der Administration und des Publikationsdrucks wird er sich auf die Suche nach Neuem begeben, in der Plasmaphysik weiterforschen, diskutieren und andere mit seiner Expertise unterstützen. Unzählige Studierende und Doktoranden haben bereits von seinem Rat profitiert. Nicht nur Studierende aus Deutschland, sondern von überall auf der Welt – nicht zuletzt in der Doktorandenschmiede IMPRS, die zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen gegründet wurde. Die wissenschaftliche Ausbildung der Studierenden und die stets frischen Impulse haben für Karl-Heinz vielleicht den größten Ankerpunkt an der TU Braunschweig gesetzt und ihn Abwerbungsversuche widerstehen lassen.
Die Plasmaphysik und insbesondere planetare Magnetfelder sind seine wissenschaftlichen Leidenschaften. Bedauerlich ist, dass Magnetfelder nicht sichtbar sind. Aber seit der äußerst erfolgreichen ROSETTA-Raumfahrtmission kann man sie zumindest hören, denn Karl-Heinz ließ die Magnetfeldmessungen am Zielkometen vertonen. Diese alienhaft anmutende Vertonung wurde schon über sechs Millionen Mal im Internet angehört.
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Die Raumfahrtmissionen ließen Karl-Heinz auch sehr viel reisen. Für neue Doktorandinnen und Doktoranden in seiner Arbeitsgruppe war es etwas gewöhnungsbedürftig, dass für den Chef nur eine Aufenthaltswahrscheinlichkeit im heimischen Büro definiert werden kann. Karl-Heinz hat aber die Neulinge sofort auf Reisen und auch bei Publikationen eingebunden. Auf diesen Reisen begreift man, wie stark international das Raumfahrtgeschäft ist, und wie Karl-Heinz das Unterwegssein genießt. Das hat zu einer enormen wissenschaftlichen Vernetzung in den USA und Japan geführt. Während einer Konferenz konnte man auf dem Weg zum Restaurant in 100 Metern Entfernung fast verhungern, weil so viele Leute Karl-Heinz ansprachen. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Steven Spielberg tat ihr übriges: „Steven, is that you?“
Der Start einer Raketenmission ist immer noch pionierhaft, obwohl sich das Weltraumgeschäft stark verändert hat. Die Jahre der Vorbereitungen und Anstrengungen, können sich buchstäblich in Rauch und Asche auflösen. Jetzt kann Karl-Heinz die zukünftigen Starts wahrscheinlich mit größerer Gelassenheit beiwohnen als zum Beispiel die Cluster-1 Mission im Jahr 1996. Diese Mission ist durch einen Computerfehler nicht über den Start hinausgekommen; die Magnetometer mit Braunschweiger Beteiligung schlummern noch immer in den Sümpfen Französisch-Guyanas. Bei diesem Desaster zeigten sich aber der unumstößliche Optimismus, die diplomatischen Fertigkeiten und das organisatorische Geschick von Karl-Heinz, der mit dazu beigetragen hat, dass ein zweiter Anlauf für diese Mission unternommen wurde: Die Cluster-2-Satelliten fliegen bis heute erfolgreich.
Durch die erfolgreiche Arbeit von Karl-Heinz ist das IGeP an sehr vielen Raumfahrtprojekten beteiligt. Fast pünktlich zur Pensionierung von Karl-Heinz besucht uns die europäisch-japanische BepiColombo-Mission am 10. April 2020 nochmal bei der Erde, um neuen Schwung für die Reise zum Merkur zu holen. Die nächste größere Mission JUICE mit Braunschweiger Magnetometern steht bald in den Startlöchern. Wenn JUICE in den 2030er-Jahren bei den Gallileischen Monden Magnetfeldmessungen durchführt, werden wir auch auf Dich, Karl-Heinz, das Glas erheben. Bleib gesund und wie Du bist!