27. September 2019 | Magazin:

Was bedeutet Tenure Track für Sie? Fünf Fragen an einen ehemaligen Juniorprofessor

Von der Juniorprofessur zum Professor  für Nanomaterialien: Als junger Wissenschaftler kam Georg Garnweitner 2007 vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam, an das Institut für Partikeltechnik der Technischen Universität Braunschweig. Wie sein Weg zur Professur für Nanomaterialien aussah, welche Herausforderungen es für ihn gab und welche Unterstützung ihm wichtig war, beantwortet er in fünf Fragen zu seinem Karriereweg.

Prof. Dr. Georg Garnweitner, Institut für Partikeltechnik

Wie sah Ihr Einstieg in die TU Braunschweig aus?

Ich wurde im Jahr 2007 als Juniorprofessor an die TU Braunschweig berufen, was damals für mich eine große Umstellung war. Ich hatte erst zwei Jahre zuvor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung promoviert und war mit den Prozessen an einer deutschen Universität wenig vertraut – zumal im Ingenieurbereich, mit dem ich zuvor als studierter Chemiker kaum Berührungspunkte hatte. Insofern war das damals ein Sprung ins kalte Wasser, den ich dank der hervorragenden Zusammenarbeit am Institut und mit den Kolleginnen und Kollegen rückblickend aber gut meistern konnte.

Welche Unterstützung auf Ihrem Karriereweg haben Sie erfahren?

Der Beginn an der TU Braunschweig war für mich relativ hart – vom Max-Planck-Institut kommend, hatte ich keinerlei Drittmittelerfahrung und musste zunächst ein arbeitsfähiges Labor mit ganz anderen Anforderungen als bisher am Institut vorhanden realisieren. Hierbei war ganz besonders die Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Institut wichtig, insbesondere auch durch unser Sekretariat sowie von Seiten der technischen Mitarbeiter, deren große Erfahrung für mich von großem Wert war. Zudem hatte ich immer ältere Kollegen als Mentoren an meiner Seite, die mich förderten und an die ich mich bei allen Fragen wenden konnte. Aber auch durch Programme der TU Braunschweig wie QL Next – ein Didaktik-Schulungsprogramm, das heute in anderer Form existiert – habe ich sehr profitiert. Das Begrüßungsprogramm für Professorinnen und Professoren, begrüße ich sehr, es wurde erst einige Jahre später aus der Taufe gehoben wurde.

Welche Rolle spielte für Sie das Tenure Track-Programm?

Die von mir angetretene Juniorprofessur war zunächst ohne Tenure Track-Option. Da ich mit 28 Jahren noch recht jung war und zu Braunschweig vorher keinen Bezug gehabt hatte, spielte dies damals für mich keine große Rolle. Als ich in den folgenden Jahren merkte, dass sich meine Forschung mit den in Braunschweig gegebenen Rahmenbedingungen an der Schnittstelle zwischen Verfahrenstechnik und Chemie sehr gut entwickeln kann, war es umso schöner, dass die Tenure Track-Option einige Jahre später realisiert werden konnte. Auch für die Lebensplanung ist es irgendwann natürlich wichtig, eine Bleibeperspektive zu haben – obwohl eine Bereitschaft zum Ortswechsel für eine Karriere in der Wissenschaft natürlich immer eine gewisse Rolle spielt.

Welche Perspektiven haben sich daraus ergeben?

Das Fehlen einer Tenure Track-Option führt natürlich zu einer gewissen Unsicherheit auf Seiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die oftmals örtlich gebunden sind und um ihre Betreuung vor Ort fürchten, genauso wie hinsichtlich der Integration in die Forschungsplanung, insbesondere bei längerfristigen Vorhaben wie Sonderforschungsbereichen oder Forschungszentren. Als sich die Bleibeperspektive eröffnete, lief gerade die heiße Phase der Planungen der Forschungszentren an, und die Integration meiner Arbeitsgruppe beispielsweise hinsichtlich der Nutzung von Räumlichkeiten konnte wesentlich einfacher dargestellt werden – wobei ich sagen muss, dass die Kolleginnen und Kollegen hier von Beginn an sehr offen für die Zusammenarbeit waren.

Was waren Ihre entscheidenden Stationen an der TU Braunschweig?

In der ersten Phase waren dies sicherlich die ersten genehmigten Forschungsprojekte, was es mir erlaubte meine Arbeitsgruppe aufzubauen, und insbesondere die Mitwirkung an Kooperationsprojekten wie dem existierenden Sonderforschungsbereich „Vom Gen zum Produkt“. In der Lehre wurde mir im Zuge der Bachelor/Master-Umstellung die Grundlagenvorlesung Chemie im Maschinenbau und Bioingenieurwesen übertragen, was angesichts der Teilnahmerzahlen von bis zu 400 Personen eine große, aber spannende Herausforderung war. Später intensivierten sich die Kooperationen vor allem im Bereich Nanotechnologie sowie in Batterie- und Pharmaanwendungen, was letztlich zu meiner Mitgliedschaft in LENA, BLB und PVZ führte. Erst vor einigen Monaten konnte ich mit einigen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Räume im Forschungszentrum LENA mit vielen neuen Großgeräten beziehen, was uns natürlich für die weitere Arbeit stark motiviert.