25. September 2019 | Magazin:

Brunnenbau für die Wissenschaft Logbuch TransTiP – Teil 7: Messungen in den Feuchtgebieten rund um den Nam Co

Was passiert im Untergrund rund um den Nam Co im tibetischen Hochland? Welche Veränderungen hängen mit dem Klimawandel zusammen? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des internationalen DFG-Graduiertenkollegs TransTiP nehmen dazu Messungen in den Feuchtgebieten am See vor. Dr. Nicole Börner, Kim J. Krahn und Alexandra Müller vom Institut für Geosysteme und Bioindikation berichten über Brunnenbau und Barbecue.

Doktorandin Tuong Vi Tran installiert einen Datenlogger in einem ihrer in 2018 installierten Brunnen im Einzugsgebiet des Nam Co, um die Änderungen des Grundwasserspiegels im Jahresverlauf aufzuzeichnen. Bildnachweis: Kim J. Krahn/TU Braunschweig

„Vom See selbst bewegen wir uns nun wieder in dessen Einzugsgebiete. So ein großes Gewässer wie der Nam Co braucht natürlich eine regelmäßige Zufuhr an großen Mengen Wasser, um bestehen zu bleiben. Dieses gelangt hauptsächlich durch Monsun-Niederschläge und Westwinde in unser Arbeitsgebiet. Teilweise sieht man den Zustrom über die Flüsse an der Oberfläche, aber sehr viel passiert von unseren Augen ungesehen im Untergrund. Genau hiermit beschäftigt sich unsere Doktorandin Tuong Vi Tran. Sie schaut sich das Grundwasser an, das den Nam Co speist und möchte das Wasserbudget modellieren. Doch bevor es an den Computer geht, sind erst einmal einige Messungen im Feld erforderlich, die später mit in die Modelle einfließen. Als Gebiet wurde hierfür ein Bereich gewählt, in dem es keine Gletscher gibt und das damit vorrangig vom Niederschlag beeinflusst ist. Hier lässt sich besonders gut feststellen, wenn es Veränderungen in den Niederschlagsmengen gibt, die auch auf den Klimawandel zurückzuführen sein können. Da das Plateau ein riesiger Wasserspeicher ist, der Millionen Menschen versorgt, können dauerhaft reduzierte Niederschläge möglicherweise dramatische Folgen haben.

Steinstürme zum Brunnenschutz

Mithilfe kleiner Brunnen, die überall verteilt gebohrt wurden, und darin angebrachter Sensoren, können Langzeitaufzeichnungen gemacht, wichtige Bodeneigenschaften bestimmt und Grundwasserproben entnommen werden. Aber auch hier birgt das Arbeiten auf dem Plateau seine Tücken, denn einige Einwohnerinnen und Einwohner graben die Brunnen gerne mal auf und nehmen die Sensoren mit. Zum Glück sind unsere Doktorandinnen und Doktoranden an Widrigkeiten gewöhnt und entwickeln kreative Ideen. Indem Tuong Vi kleine Steintürme über ihre Brunnen baut, kann sie sie schützen. Die Steintürme gelten als Glücksbringer und werden deshalb nicht angefasst.

Doktorandin Mina Azizi-Rad bei der Installation ihrer Messkammern, mit deren Hilfe die Konzentration des vom Boden abgegebenen CO2 bestimmt wird. Unterstützung bekam sie dabei von unserem tibetischen Fahrer. Bildnachweis: Kim J. Krahn/TU Braunschweig

Feuchtgebiete im Wandel

Im Moment wird angenommen, dass die Feuchtgebiete rund um den Nam Co eine Senke für Kohlenstoff darstellen. Aber bleibt das auch so, wenn sich Temperatur und Niederschlag in Zukunft dauerhaft ändern? Welchen Einfluss hat die Form der Landnutzung? Könnte aus der Senke gar eine Quelle werden und damit den Klimawandel noch schneller vorantreiben? Diese Fragen bilden den Arbeitsschwerpunkt von Doktorandin Mina Azizi Rad, die die Kohlenstoff-Flüsse messen und genauer quantifizieren möchte. Hierfür werden kleine Kammern auf den Böden angebracht, die den Kohlenstoff-Austausch zwischen Boden und Atmosphäre messen. Die Pflanzendecke spielt dafür eine sehr wichtige Rolle. Deshalb heißt es: Aufgepasst beim Anbringen der Kammern. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen die Pflänzchen durch zu grobes Vorgehen nicht unnötig „stressen“ und damit die Werte verändern. Auch in diesem Teilprojekt werden die Messdaten, die mühselig im Feld erhoben werden, wieder genutzt, um Computermodelle zu speisen und verschiedene Zukunftsszenarien zu simulieren.

Typisches chinesisches Barbecue auf dem Holzkohlegrill. Auch hier gilt wieder: Scharf oder nicht scharf, das ist hier die Frage. Soll ich zugreifen? Bildnachweis: Kim J. Krahn/TU Braunschweig

Belohnung nach der harten Arbeit

Hin und wieder haben wir uns auch bei der ganzen Arbeit eine kleine Freude verdient, um die Motivation aufrecht zu erhalten. Unsere Kooperationspartner haben an einem Abend für die gesamte Mannschaft ein typisch chinesisches Barbecue vorbereitet: kiloweise Würstchen und Fleisch von Rind und Lamm auf Spießen drapiert und speziell mariniert in verschiedenen Schärfegraden. Einfach und lecker! Und immer den Nachbarn im Auge behalten, ob er anfängt zu schwitzen. Dann wartet man lieber auf die nächste „weniger“ scharfe Runde.

Im nächsten Beitrag erfahrt ihr, wie es sich auf über 5600 Metern am Zhadang-Gletscher arbeitet.“

Text: Dr. Nicole Börner, Kim J. Krahn, Alexandra Müller