8. August 2019 | Magazin:

Von Südafrika nach Braunschweig Studentinnen der Universität Stellenbosch zu Besuch am Institut für Softwaretechnik und Fahrzeuginformatik

Für drei Wochen waren die beiden Studentinnen Khahliso Ledingwane und Clarice de Bruyn von der Universität Stellenbosch zu Gast am Institut für Softwaretechnik und Fahrzeuginformatik der Technischen Universität Braunschweig. Ihr Forschungspraktikum soll den Austausch zwischen den beiden Universitäten stärken. Geplant ist außerdem ein Antrag für ein gemeinsames internationales Graduiertekolleg der Universität Stellenbosch und der TU Braunschweig.

Von Stellenbosch an die TU Braunschweig: Professorin Ina Schaefer (mitte) lud die Studentinnen Clarice de Bruyn und Khahliso Ledingwane (v.l.n.r.) an ihr Institut ein. Bildnachweis: Marisol Glasserman/TU Braunschweig

Rund 10.000 Kilometer trennen die TU Braunschweig von der Universität Stellenbosch in Südafrika. An der Universität in der Nähe von Kapstadt studieren Khahliso Ledingwane und Clarice de Bruyn am Department of Information Science. Die beiden befinden sich gerade in ihrem sogenannten „Honours Year“, um einen Honours-Bachelor zu erhalten. Dort haben sie im März 2019 Professorin Ina Schaefer vom Institut für Softwaretechnik und Fahrzeuginformatik der TU Braunschweig kennen gelernt.

„Es begann alles in der Teeküche“, erzählt Clarice. „Wir haben uns mit Professorin Schaefer über das Studium in Südafrika und die Unterschiede im Vergleich zu Deutschland unterhalten. Studieren in Südafrika ist sehr teuer. Außerdem beinhaltet ein Masterstudium in Stellenbosch überwiegend Projektarbeit. Ein deutscher Master dagegen enthält mehr theoretische Veranstaltungen und ist für uns deshalb eine interessante Option.“ Obwohl die beiden ein Studium in Deutschland interessant fänden, gab es auch Bedenken, wie Khahliso berichtet: „Wir haben uns natürlich auch gefragt, wie die Kultur und die Menschen in Deutschland sind und ob uns das Studierendenleben an einer deutschen Universität gefallen würde.“

„Erfolgreicher Versuchsballon“

Wenn bei uns der Sommer beginnt, ist in Südafrika gerade Winter: Hier ist das „Ou Hoofdgebou“, das Alte Hauptgebäude der Universität Stellenbosch, das jetzt die juristische Fakultät beinhaltet, zu sehen. Bildnachweis: Ina Schaefer/TU Braunschweig

Um ihnen einen Einblick in das deutsche Universitätsleben zu ermöglichen, lud Professorin Schaefer Khahliso und Clarice für ein Forschungspraktikum nach Braunschweig an ihr Institut ein. Schaefer hat in Stellenbosch bereits von September 2016 bis März 2017 ihr Forschungsfreisemester am Department Informatik verbracht und gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen überlegt, wie  Studierende von den guten Beziehungen der TU Braunschweig und der Universität Stellenbosch profitieren könnten. 2018 haben die Informatikinstitute der beiden Universitäten ein „Memorandum of Understanding“ unterschrieben, mit der Idee, auch Studierendenaustausche anzubieten. „Es ist mir wichtig, jungen Leuten Chancen zu verschaffen. Das Forschungspraktikum von Khahliso und Clarice war jetzt im Wesentlichen ein Versuchsballon, der sehr erfolgreich war. Die beiden sind offen, integrieren sich gut und können Botschafterinnen für die TU Braunschweig in Stellenbosch sein“, sagt Schaefer.

Zwei der insgesamt drei Wochen waren Khahliso und Clarice an der TU Braunschweig: Sie übernahmen am Institut für Softwaretechnik und Fahrzeuginformatik verschiedene Programmieraufgaben und unterstützten so die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts bei deren Projekten. Anschließend hospitierten sie eine Woche lang in einem Unternehmen in der Region. „Der Aufenthalt in Deutschland hat viele meiner Befürchtungen beseitigt“, erzählt Clarice. „Ich hatte am Anfang große Angst, nichts zu verstehen, weil ich kein Deutsch spreche. Aber ich habe gemerkt, dass man sich hier auch mit Englisch sehr gut verständigen kann.“ Auch Khahliso zieht ein positives Fazit: „Es war sehr hilfreich, Studierende und wissenschaftliche Mitarbeitende kennenzulernen und mit ihnen über ihre Erfahrungen zu sprechen. So habe ich zum Beispiel verschiedene Möglichkeiten kennengelernt, das Masterstudium zu finanzieren.“ Khahliso plant, für ihr Masterstudium zurück an die TU Braunschweig zu kommen. Professorin Schaefer sieht in einem solchen Forschungspraktikum Vorteile für beide Seiten: „Ich denke, dass wir Studierende in Bewegung setzen sollten. Von diesem Austausch profitieren die Studierenden, die Erfahrungen sammeln können, aber auch die Universitäten, die durch die internationalen Studierenden neuen Input erhalten. Unser Ziel ist es, ein regelmäßiges Austauschprogramm zu entwickeln.“

Antrag für ein internationales Graduiertenkolleg

Auch auf anderer Ebene wollen die Universität Stellenbosch und die TU Braunschweig in Zukunft zusammenarbeiten: Gemeinsam werden sie sich auf eine Ausschreibung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ein internationales Graduiertenkolleg bewerben.

Gemeinsamer Workshop für ein internationales Graduiertenkolleg: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen aus Braunschweig, Stellenbosch, Eindhoven und Delft. Bildnachweis: TU Braunschweig

Im März dieses Jahres reiste Professorin Schaefer zusammen mit Professor Tilo Balke, Professor Christian Leßmann, Professor Markus Magnor, Professor Sebastian Stiller und Professor Markus Gerke sowie der Präsidentin der TU Braunschweig, Professorin Anke Kaysser-Pyzalla, nach Stellenbosch, um mit den dortigen Kolleginnen und Kollegen an dem gemeinsamen Antrag zu arbeiten. Die Idee dahinter ist, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Bereichen Informatik, Geoinformatik, Mathematik und Wirtschaftwissenschaften zu etablieren.