Von Nobelpreisträgern lernen Durch Wissenschaft die Welt verändern: Doktorand Hilger Jagau nahm an Nobelpreisträgertagung in Lindau teil
Jedes Jahr werden an Alfred Nobels Todestag, am 10. Dezember, in Stockholm und Oslo die nach ihm benannten und von ihm gestifteten Nobelpreise verliehen: Der Friedensnobelpreis und die Nobelpreise für Physik, Chemie, Literatur, Physiologie oder Medizin sowie der nachträglich eingeführte Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. In diesen Disziplinen gelten sie als die höchsten Auszeichnungen. Die meisten Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger auf einem Flecken Erde trifft man im Sommer im beschaulichen Lindau am Bodensee zu den jährlichen Nobelpreisträgertagungen. Ende Juni kamen dort 39 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger und 600 Nachwuchsforschende aus aller Welt zusammen. Hilger Jagau vom Institut für Mikrobiologie der TU Braunschweig war dabei.
Wer nimmt an der Nobelpreisträgertagung teil?
Die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, die dabei sein dürfen, müssen von ihren Universitäten vorgeschlagen werden: teilnehmen können Studierende, Doktoranden und Postdoktoranden unter 35 Jahren. „Meine „Chefin“, PD Dr. Simone Bergmann vom Institut für Mikrobiologie und Professor Reinhard Köster vom Zoologischen Institut haben mich mit Empfehlungsschreiben für den Hochschulrat der TU Braunschweig unterstützt“, freut sich Hilger Jagau, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mikrobiologie arbeitet und dort seit 2015 promoviert. Unter den zahlreichen internen Bewerbungen talentierter Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler machte Jagau das Rennen. Mit der Nominierung war es aber noch nicht getan. Es folgte die offizielle Bewerbung bei der Tagung.
In seiner Doktorarbeit, die er bald fertigstellen wird, beschäftigt sich der junge Mikrobiologe mit der Frage, wie Bakterien Proteine aus unserem Blutstrom nutzen und so eine bakterielle Blutvergiftung entsteht, die zur einer Lungen-, Hirnhaut oder Herzklappenentzündung führen kann. Die Forschungsarbeit ist weitestgehend abgeschlossen, so Hilger Jagau. „Ab August bin ich nur noch am Schreiben.“
„Eine bewusstseinserweiternde Wirkung“
Jagau war einer von insgesamt 600 Teilnehmenden in diesem Jahr – jeweils zur Hälfte Frauen und Männer. Besonders gefallen habe ihm die Hilfsbereitschaft untereinander. Eine „bewusstseinserweiternde Wirkung“ habe die Tagung auf ihn gehabt und er habe viele neue Freunde aus aller Welt gefunden, zum Beispiel aus Malaysia, den USA und Brasilien. Besonderes Highlight war für Hilger Jagau die Begegnung mit Yoshinori Ohsumi aus Japan, der 2016 den Nobelpreis für Medizin erhielt. Der renommierte Wissenschaftler hat einen grundlegenden Prozess in Hefezellen aufgedeckt und sucht gerade nach Postdoktoranden für seine neue Arbeitsgruppe, was Hilger Jagaus Interesse weckte. „Wir haben ein interessantes Gespräch geführt und Prof. Ohsumi bat mich nach seinem Vortrag um ein Feedback“, erzählt Jagau stolz. Als Dank gab Ohsumi auf Jagaus Tagungstasche ein Autogramm.
Durch Wissenschaft die Welt verändern
„Gerade jetzt zum Ende meiner Doktorarbeit war es eine tolle Möglichkeit, Kontakte zu Laboren zu knüpfen. Es war hervorragend und inspirierend,“ so das Fazit von Hilger Jagau. Er habe sich nichts Schöneres vorstellen können, auch wenn es manchmal etwas anstrengend war. „Es macht Mut, den eigenen Weg zu gehen und weiterzumachen.“ Auch nach der Tagung bleiben die Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger mit den Teilnehmenden über ein Alumni-Netzwerk auf der Plattform LinkedIn verbunden. „Über Nationalitäten hinweg internationale Teams bilden, um durch Wissenschaft die Welt zu verändern“ ist der Gedanke, so Hilger Jagau, der alle, die dabei waren, vereint.