18. Juli 2018 | Magazin:

Mühsames Arbeiten in dünner Luft Logbuch über internationale Messkampagne zum Klimawandel in Asien - Teil 3

Ein Team des internationalen DFG-Graduiertenkollegs „Geo-ecosystems in Transition on the Tibetan Plateau (TransTip)“ ist zur Zeit auf einer Messkampagne im Hochland von Tibet. Professor Andreas Hördt vom Institut für Geophysik und Extraterrestrische Physik berichtet in einer kleinen Reihe als Logbucheintrag von der Arbeit auf der Forschungsstation auf dem Dach der Welt.

„Am frühen Morgen hört man bereits die Pferde wiehern. Insgesamt neun Pferde sind bestellt, um unsere Ausrüstung, Zelte, Schlafsäcke und Essen für vier Tage noch eine Etage höher, von 5. 000 Meter auf 5.300 Meter zu transportieren. Die Pferde sind klein und leicht, und können nur jeweils etwa 30 Kilo tragen. Die tibetischen Führer sind sehr routiniert im Beladen, am Ende passt alles. Es geht zunächst am Fluss entlang, nicht zu steil, aber durch unwegsames Geröll. Dann soll es rechts hoch gehen, entlang eines steilen Bachbettes. Aber es hat zu viel geregnet, der Bach führt zu viel Wasser. Das Basiscamp muss unten aufgebaut werden, etwa 100 Höhenmeter tiefer als geplant.

Die Pferde werden mit der Ausrüstung beladen. Bildnachweis: Andreas Hördt/TU Braunschweig

Johannes Buckel erklärt den Helfern, wie Geoelektrik funktioniert. v.l.: Bai Ma Jie Ceng, Duo Jie, Johannes Buckel, Zheng Liang Yu, Zha Ping. Bildnachweis: Andreas Hördt/TU Braunschweig

Anbringen einer Elektrode unter erschwerten Bedingungen. Johannes Buckel, beobachtet von Ji Mei Ci Ren und Sang Jie Jie Sun. Bildnachweis: Andreas Hördt/TU Braunschweig

Das zweite Basislager, direkt am Wasserfall. Bildnachweis: Andreas Hördt/TU Braunschweig

Frühstück bei Schneefall im improvisierten Unterstand. Bildnachweis: Andreas Hördt/TU Braunschweig

Höchste jemals durchgeführte Messung eines Geoelektrik-Profils?

Am nächsten Tag gehen die Messungen los. Die Ausrüstung muss mit Hilfe der tibetischen Träger weiter nach oben transportiert werden. Es ist mühsam, trotz der schrittweisen Akklimatisierung spürt man die dünne Luft in dieser Höhe. Nachts lassen wir die Geräte oben und nehmen nur das Nötigste mit zurück ins Camp. Am zweiten Tag sind wir fast ganz oben, dort, wo die Satellitendaten die auffälligen Bewegungen zeigen. Hängt das mit Permafrost, also ganzjährig gefrorenem Boden, bzw. dessen Verschwinden, zusammen? Wir messen ein Geoelektrik-Profil in 5.500 Meter Höhe. Es wird keine offizielle Statistik darüber geführt, aber das könnte Weltrekord sein. Unsere Rohdaten zeigen Werte, die für Permafrost typisch sein könnten, aber die raue Topografie erschwert die Auswertung. Allzu viel können wir hier oben nicht machen, zumal wir die Akkus der Laptops schonen müssen.

Unerwarteter Wintereinbruch

Das leise Rieseln auf meinem Zelt ist tatsächlich Schnee im Juli. Ein schönes „Geburtstagsgeschenk“ für Björn, dessen Freude sich aber in Grenzen hält. Zum Glück nimmt der Schneefall bald ab, und Messungen waren heute ohnehin nicht geplant. Stattdessen gehen wir zurück ins erste Basiscamp, um uns mit neuem Essen zu versorgen. Björn, Philip und ich fahren weiter, zurück zur Forschungsstation. Johannes und Eike bleiben, zusammen mit einigen Helfern, noch oben, um dort ein paar Tage weiter zu arbeiten.“
Text: Professor Andreas Hördt vom Institut für Geophysik und Extraterrestrische Physik