Spotlight: Quo vadis „Stadt der Zukunft“? Themen und Termine der Präsidentin
Wo kann man besser über die Stadt der Zukunft sprechen als in einem Hochhaus mit Blick über Braunschweig? Deshalb ging es am 10. Dezember für mich hoch hinaus, in das 12. Stockwerk des Architowers an der Mühlenpfordtstraße. Hier befindet sich das ISU Space Lab des Institutes for Sustainable Urbanism (ISU), das künftig ein Kompetenzzentrum für multidisziplinäre Stadtforschung werden soll und damit der richtige Ort, um Forschung und Visionen des Forschungsschwerpunkts genauer zu betrachten.
„Stadt der Zukunft“ ist ein sehr vielfältiger und stark interdisziplinär arbeitender Forschungsschwerpunkt, wie gleich zu Beginn unseres Austauschs in den Räumen mit dem knallgelben Fußboden – ein Lichtblick in der trüben Jahreszeit – deutlich wurde: von Forschung zu Tsunamis und Klimawandelanpassungen im Küstenraum über datengetriebene Ansätze eines nachhaltigen Städtebaus, urbane Produktion, Partizipation, Stadtentwicklung und Klimanotstand bis hin zu dystopischen Städten in der Literatur, um nur einige zu nennen. Eine beeindruckende Zahl von rund 40 Instituten engagieren sich hier. Entstanden 2015 aus einer „Graswurzel“-Bewegung der Fakultät 3, hat sich der Forschungsschwerpunkt fest an der TU Braunschweig etabliert, wie Sprecherin Professorin Vanessa Carlow berichtete. Die Vision: eine lebenswerte Stadt für alle! Eine Vision der digitalen, nachhaltigen, sicheren, gesunden und mobilen Stadt, die ich sehr gern und mit Nachdruck unterstütze.
Sehr spannend finde ich auch den Ansatz, Forschungsinitiativen zum Thema „Stadt“ mit Seed-Money zu fördern. Hier sehe ich großes Potenzial für interdisziplinäre Forschung und speziell für die Einbindung der Geistes- und Sozialwissenschaften in Verbundforschungsvorhaben. Bereits bei meinem Besuch der Fakultät 6 habe ich von den beiden beeindruckenden Projekten „Rest und Ressource – Chrono-Topographien des Abfalls“ und „Soziale Ungleichheit und Stadt“ erfahren, in denen Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen mit Wissenschaftler*innen der Fakultät 3 zusammenarbeiten.
Fokus vs. Vielfalt
Die große Herausforderung besteht darin, sich in dieser Bandbreite der Themen des Forschungsschwerpunkts zu fokussieren, wie es Professor Nils Goseberg formulierte. Das ist wichtig, um nach außen die Sichtbarkeit weiter zu stärken, auch als Ansprechpartner*in für den gesamten Themenkomplex „Stadt der Zukunft“, und ebenso um Förderungen für große Verbundprojekte zu akquirieren. „Vereinte Vielfalt“ ist hier das Stichwort, wofür der Forschungsschwerpunkt künftig stehen könnte.
Wen brauchen wir dafür? Wer sollen unsere Partner*innen sein? Auch darüber haben wir bei unserem Treffen diskutiert. Da sind zum einen natürlich Städte und Gemeinden, mit denen bereits kooperiert wird, Industrieunternehmen, Politik, Wissenschaftler*innen weiterer Forschungsschwerpunkte und anderer Universitäten, Bildungsakteur*innen, Museen, wie das Herzog Anton Ulrich-Museum oder das Museum für Photographie. Und hier könnten als Netzwerk die TU9 und auch der DAAD mit seinen Förderprogrammen eingebunden werden. Sehr gut könnte ich mir auch eine gemeinsame Ausschreibung mit unseren strategischen Partnern, beispielsweise der Universität Tampere oder University of Rhode Island, vorstellen. Meine Vision für den Forschungsschwerpunkt, wenn auch vielleicht noch nicht in 2025: die Förderung eines Sonderforschungsbereichs mit internationalen Partner*innen.
Arbeiten und Forschen im Reallabor
Zum Abschluss lernte ich das künftige Reallabor des Instituts für Bauklimatik und Energie der Architektur (IBEA) kennen. Im zehnten Stockwerk des Hochhauses an der Mühlenpfordtstraße lässt Professorin Elisabeth Endres die Institutsräume mit Naturmaterialien sowie recyclingfähigen und CO2-neutralen Baustoffen umbauen. Dass die neuen Räume mit verschiedenen Lehm-Klimasystemen und Gewächshäusern als Arbeitszimmern gleichzeitig auch Forschungs- und Anschauungsfläche für Mitarbeitende und Studierende werden sollen, hat mich sehr begeistert.
Vielen Dank an die Sprecher*innen, Professorin Vanessa Carlow und Professor Eckart Voigts, Geschäftsführerin Anna Lux sowie alle weiteren Beteiligten für den herzlichen Empfang und die intensive Diskussion. Bei allen Mitgliedern des Forschungsschwerpunkts spüre ich unglaublich viel Engagement und Energie. Ich freue mich auf den weiteren Austausch und bin sicher, dass wir gemeinsam eine noch bessere Sichtbarkeit des Forschungsschwerpunktes und damit auch unserer Universität erreichen können.
Hinweis: Das Treffen fand im Dezember 2021 unter 2G-Plus-Bedingungen statt.