1. Februar 2023 | Magazin:

Post aus … Seoul Florian Köbbe studiert Informatik im fünften Mastersemester und berichtet über seinen Auslandsaufenthalt in Südkorea.

Allgemeine Informationen

Hier lebe ich momentan:

In Südkorea / Seoul.

Das mache ich in Seoul:

Ich studiere hier an der Soongsil University Computer Science im Master. Viele Module werden leider nur auf Koreanisch angeboten. Umso froher bin ich, dass ich die Vorlesung „Deep Learning“ bei einem Professor aus Zimbabwe hören kann, der nur Englisch mit seinen Studierenden spricht. Wenn ich nach Deutschland zurückkehre, fehlt nur noch die Masterarbeit. Ich habe das Auslandssemester also erst recht spät in meinen Studienverlauf eingebaut.

Mein Aufenthalt dauert insgesamt:

Mein Aufenthalt dauert insgesamt sechs Monate, bis Februar bin ich hier vor Ort. Die Soongsil University ist eine Partnerhochschule der TU Braunschweig. Das reguläre Semester endet mit der Prüfungsphase noch vor Weihnachten, danach sind dann noch einige Wochen Ferien, die ich hier verbringe.

Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:

Ich wollte einen starken Kontrast zu dem haben, was ich schon kenne. Deshalb kamen europäische Länder oder die USA für mich nicht in Frage. Dazu kam die weit fortgeschrittene Digitalisierung der Infrastruktur hier in Südkorea, die mich als Informatiker sehr begeistert.

Leben vor Ort

So wohne ich in Seoul:

Die meisten meiner Kommiliton*innen wohnen im Wohnheim. Ich wusste jedoch bereits vor dem Aufenthalt, dass man dort sehr strengen Regeln wie z.B. nächtlichen Ausgangssperren unterliegt. Ich hatte das große Glück, eine kleine Wohnung in Campusnähe zu finden.

Diese kleinen, stark spezialisierten Läden sieht man hier viel öfter, als große Baumärkte, wie man sie aus Deutschland kennt. Foto: Florian Köbbe/TU Braunschweig

Bei Nacht zeigt Seoul sich vielerorts in Neonfarben, besonders gut kann man das im Stadtteil Gangnam beobachten. Foto: Florian Köbbe/TU Braunschweig

Das bin ich vor einem Wasserfall auf Jeju Island. Die Insel ist ein guter Zufluchtsort, wenn man eine Pause vom hektischen Stadtleben braucht. Foto: Florian Köbbe/TU Braunschweig

Ebenfalls auf Jeju Island ist der "Hallasan", der höchste Berg des Landes. Südkorea ist wirklich ein Infrastrukturparadies und alle Wanderwege daher gut befestigt. Foto: Florian Köbbe/TU Braunschweig

Diese Kombination aus Strandkulisse und Wolkenkratzern sieht man in Busan, einer Küstenstadt im Südosten des Landes. Foto: Florian Köbbe/TU Braunschweig

Für diese Aussicht muss man auf den "N Seoul Tower", der einen Rundumblick über die Stadt bietet. Sowohl bei Tag als auch bei Nacht sehr zu empfehlen. Foto: Florian Köbbe/TU Braunschweig

So wunderschöne Tempel wie diesen hier findet man sehr oft und teilweise auch an Orten, an denen man sie nicht erwartet. Foto: Florian Köbbe/TU Braunschweig

Diese Straße in Seoul ist sehr nah an meiner Uni und hat viele günstige Restaurants, man sieht hier gut, wie bergig Seoul ist. Foto: Florian Köbbe/TU Braunschweig

Was unterscheidet das Studieren in Südkorea von dem in Deutschland?

Midterms, also Zwischenprüfungen, sind hier sehr üblich. Das Semester ist hier sechs Monate lang, aber alle Klausuren werden direkt zum Ende der Vorlesungszeit geschrieben. Außerdem wird viel Wert auf Anwesenheitspflicht in Vorlesungen gelegt.

Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:

Das Essen ist sehr gut in Südkorea. Ins Restaurant zu gehen, ist hier günstiger als in Deutschland, während Supermärkte etwas teurer sind. Außerdem ist es üblich, große Portionen zu bestellen und mit mehreren Leuten zu teilen. Beilagen, wie z.B. Kimchi, sowie Wasser sind grundsätzlich kostenlos und es nicht üblich, Trinkgeld zu geben.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

Da es überall Überwachungskameras gibt und die Menschen viel Vertrauen zueinander haben, gehen sie anders mit ihren Wertsachen um. Den Laptop, das Handy oder das Portemonnaie offen in einem Café liegen zu lassen, während man kurz den Platz verlässt, ist hier üblich. Ich sehe auch regelmäßig leere Autos mit laufendem Motor, weil jemand nur kurz in den Convenience Store gegangen ist. Man gewöhnt sich sehr schnell daran und verhält sich genauso. Den Sinn für Vorsicht muss ich mir definitiv wieder antrainieren, sobald ich zurück in Deutschland bin.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes war …

Die Sprache. Ich habe zwar schon vorher ein wenig Koreanisch gelernt, aber ich bin doch sehr oft auf Übersetzungs-Apps wie Papago angewiesen. Gerade ältere Koreaner*innen sprechen teilweise gar kein Englisch.

Außerdem funktioniert Google Maps hier nicht wie gewohnt. In Korea benutzt man üblicherweise Naver Maps. Generell gibt es zu vielen Apps ein Korea-Äquivalent, wie z. B. KakaoTalk statt WhatsApp. Die Ausnahme ist Instagram, was auch hier sehr beliebt ist.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Ich bin nicht unbedingt der Typ für Souvenirs, auf Jeju Island habe ich mir aber eine Kaffeetasse gekauft. Einige Einrichtungsgegenstände aus meiner Wohnung wie meine Essstäbchen kommen auch mit nach Deutschland. Vor allem aber viele schöne Erinnerungen und Fotos. Ich habe das Gefühl, dass dieses Semester für meine persönliche Entwicklung sehr förderlich war.

Gut zu wissen

Diese landestypische Speise sollte man unbedingt probieren:

Tteokbokki! Das ist ein einfaches Reis-Chili-Gericht, was es als Street Food an jeder Ecke gibt. Es ist günstig, macht satt und ist nicht zu scharf. Man kann es auch sehr leicht selbst kochen, das habe ich auch schon ausprobiert.

Welches Fettnäpfchen sollte man in Südkorea vermeiden?

In Bus und Bahn ist es sehr leise, laute Gespräche oder Telefonate sollte man vermeiden. Allgemein sind die Menschen hier im Alltag eher zurückhaltend und mischen sich nicht in die Angelegenheiten Anderer ein.

Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden, die ins Ausland gehen möchten:

Kümmert Euch früh genug um alles. Der organisatorische Aufwand zur Vorbereitung eines Auslandssemesters ist relativ hoch, es lohnt sich am Ende jedoch zu 100 Prozent!

So beeinflusst das Corona-Virus meinen Aufenthalt:

Die Maskenpflicht in Innenräumen besteht noch immer, erst seit kurzem wird darüber diskutiert, sie abzuschaffen. Bis zum Frühling 2022 galt die Maskenpflicht sogar an der frischen Luft. Außerdem bestellen seit Beginn der Pandemie viel mehr Leute ihr Essen nach Hause. Vor allem während der Stoßzeiten, mittags oder abends, muss man aufpassen, nicht von Lieferfahrer*innen auf ihren Motorrollern erwischt zu werden. Die fahren gerne mal über rote Ampeln oder auf dem Gehweg.