12. Mai 2022 | Magazin:

Post aus … Santa Barbara Doktorand Fabian Kleischmann berichtet von seinem Forschungsaufenthalt aus den USA

Fabian Kleischmann ist Doktorand am Leichtweiß-Institut für Wasserbau (LWI) der TU Braunschweig. Über ein Stipendium der Deutsch-Amerikanischen Fulbright-Kommission erhielt er die Möglichkeit, sein Forschungsvorhaben an der University of California in Santa Barbara voranzutreiben. Welche Chancen und Herausforderungen ein solcher Aufenthalt mit sich bringt, berichtet er in unserer Reihe „Post aus …“.

Hier lebe ich momentan:

Derzeit lebe ich im kalifornischen Santa Barbara, USA, in einer Wohngemeinschaft. Unser Haus liegt ca. 15 Minuten mit dem Rad vom Strand und dem Campus der UCSB (University of California, Santa Barbara) entfernt.

Das mache ich in Santa Barbara

An der UCSB führe ich derzeit im Rahmen eines Fulbright Stipendiums meine Forschungsarbeit zu der Thematik des Flockungsverhaltens von kleinen Partikeln in oszillierender, also in einer eindimensional schwingenden Strömung fort. Dabei schauen wir uns mit hochaufgelösten numerischen Simulationen die Interaktion von feinsten Sedimenten und dem umgebenden, oszillierenden Fluid an. Ziel ist es dabei, Parameter zu benennen, die dafür ausschlaggebend sind, dass Partikel zusammenkommen und Flocken bilden oder sich voneinander entfernen und eventuell sogar Flockenstrukturen trennen. Von Bedeutung ist dies unter anderem für das Verständnis der Sedimentation von Partikeln in Küstenbereichen, das maßgeblich durch die Oszillation der Wellen beeinflusst wird. Bisher lag der Hauptfokus auf numerischen Berechnungen. Demnächst stehen jedoch auch experimentelle Arbeiten an.

Das Henley Gate ist das Eingangstor zum Campus der UCSB. Jeden Morgen fahre ich hier mit dem Fahrrad vorbei und beginne somit mit dem Sonnenaufgang im Rücken meinen Arbeitstag. Bildnachweis: Fabian Kleischmann/TU Braunschweig

Zusammen mit meinen betreuenden Professoren Eckart Meiburg (l.) und Paolo Luzzatto-Fegiz vor einer der unzähligen Palmen auf dem Campus der UCSB. Bildnachweis: Fabian Kleischmann/TU Braunschweig

Der Campus der UCSB liegt direkt am Meer und hat sogar einen eigenen Strand sowie eine eigene Lagune. Während der Mittagspause lässt es sich daher mit solch einem Ausblick, blauen Himmel und Sonnenschein ganz gut aushalten. Bildnachweis: Fabian Kleischmann/TU Braunschweig

Mitte April waren wir mit unserer gesamten Forschungsgruppe auf dem „Southern California Flow Physics Symposium" (So Cal Fluids) an der University of California, Los Angeles (UCLA). Nach meinem eigenen Vortrag hatten ein paar Arbeitskollegen und ich noch Zeit, den Campus zu erkundigen. Bildnachweis: Fabian Kleischmann/TU Braunschweig

Nach der Arbeit mache ich immer Halt an dem nahegelegenen Strand (Goleta Beach), um am Strand oder auf dem Pier spazieren zu gehen und abzuschalten. Bildnachweis: Fabian Kleischmann/TU Braunschweig

Wenn der Arbeitstag mal etwas länger wird, wird man immerhin mit solch einem schönen Sonnenuntergang über den Gebäuden des Campus belohnt. Bildnachweis: Fabian Kleischmann/TU Braunschweig

Am Wochenende gehe ich häufig mit Freund*innen oder Arbeitskolleg*innen in den nahegelegenen Bergen wandern. Von hier aus hat man (in der Regel) einen tollen Blick über Santa Barbara und das Meer. Bildnachweis: Fabian Kleischmann/TU Braunschweig

... Ausnahmen bestätigen die Regel. Hier bin ich mit ein paar Arbeitskollegen wandern und leider hatten wir an diesem Tag kein Glück mit dem Wetter. Auf der Bergspitze angekommen, standen wir inmitten eines Wolkenschleiers und konnten somit nur ein paar Meter weit schauen. Bildnachweis: Fabian Kleischmann/TU Braunschweig

Neben wunderschönen Sonnenuntergängen wird man als Frühaufsteher auch regelmäßig mit traumhaften Sonnenaufgängen verwöhnt. Bildnachweis: Fabian Kleischmann/TU Braunschweig

Mein Aufenthalt dauert insgesamt:

Mein Aufenthalt dauert insgesamt sieben Monate und wird durch das Fulbright Doktorandenprogramm unterstützt.

Meine Arbeit an der UCSB wird sechs Monate, von Anfang Februar bis Anfang August 2022, umfassen. Im Anschluss werde ich noch die 30-tägige Aufenthaltsgenehmigung meines Visums nutzen, um zusammen mit meiner Freundin mit einem Campervan durch Kalifornien zu reisen.

Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:

Mein Betreuer am Leichtweiß-Institut für Wasserbau, Dr. Bernhard Vowinckel, hat  mich auf die Ausschreibung des Doktorandenprogramms der Deutsch-Amerikanischen Fulbright-Kommission aufmerksam gemacht. Dieses Programm unterstützt die Forschungsaufenthalte von Doktorand*innen an Universitäten in den USA. Meine Untersuchungen bauen auf einem vorherigen Projekt auf, das Dr. Vowinckel im Rahmen seines Postdocs an der UCSB durchgeführt hat. Dadurch bestand bereits eine enge Kooperation mit den Professoren Dr. Eckart Meiburg und Dr. Paolo Luzzatto-Fegiz. Mit dem Erhalt des Stipendiums ergab sich somit die Möglichkeit, meine Forschung an der UCSB fortzuführen und die Zusammenarbeit zu intensivieren. Zudem kann ich mit international angesehenen Wissenschaftler*innen zusammenarbeiten und mich weiter vernetzen.

Für mich persönlich ist der Auslandsaufenthalt außerdem eine Gelegenheit, meinen Horizont zu erweitern. Dazu gehören unter anderem die Verbesserung meiner Englischkenntnisse und das Kennenlernen spannender Menschen und des US-amerikanischen Lebens.

Leben vor Ort

So wohne ich in Santa Barbara:

Hier in Santa Barbara wohne ich mit meiner amerikanischen Vermieterin sowie einer chinesischen Doktorandin und einem chinesischen Doktoranden in einer Wohngemeinschaft. Während der Woche bin ich tagsüber die meiste Zeit am Campus und sehe meine Mitbewohner*innen nur kurz am Abend. Am Wochenende sitzen wir gelegentlich zusammen, essen gemeinsam oder machen es uns bei einem Feuer in der Feuerschale im Garten gemütlich. Mein Zimmer ist ca. 12 Quadratmeter groß und möbliert. Aufgrund der hohen Mietpreise zahle ich dennoch eineinhalb Mal so viel wie für eine geräumige 3-Zimmer-Wohnung in der Innenstadt von Braunschweig.

Was unterscheidet das Forschen in den USA von dem in Deutschland?

Da ich mich im Moment auf numerische Simulationen am Computer fokussiere, unterscheidet sich meine Arbeit noch nicht so sehr von der in Deutschland. Es ist jedoch geplant, dass ich demnächst experimentelle Versuche mit Kleinstpartikeln in vibrierenden Strömungen durchführe. Dies stellt für mich ein neues Arbeitsfeld dar, auf das ich mich sehr freue.

Ein grundsätzlicher Unterschied zu der deutschen Promotion ist jedoch, dass man in den USA bereits nach dem Bachelorabschluss mit der Promotion beginnt. Dafür muss man jedoch gerade zu Beginn einige Kurse belegen und Abschluss- sowie Projektarbeiten einreichen.

Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:

Sonniges und warmes Wetter. Santa Barbara liegt an der „Central Coast“ Kaliforniens und hier scheint fast das ganze Jahr die Sonne, mit Durchschnittstemperaturen zwischen ca. 10 und 25 Grad. Der Strand vor der Haustür und die Vielzahl der Palmen erleichtern das Entspannen in der Freizeit sehr.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

Ein „Hi, how are you?“ ist eher eine Begrüßungsfloskel anstelle einer ernst gemeinten Frage nach dem Wohlbefinden. Dies wurde mir insbesondere dadurch bewusst, dass mich viele irritiert angeschaut haben, nachdem ich zu Beginn jedes Mal mit meiner deutschen Höflichkeit darauf geantwortet habe.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:

Eine lange Eingewöhnungszeit benötigte ich zum Glück nicht. Meine Gastprofessoren und meine neuen Arbeitskolleg*innen haben mich mit offenen Armen empfangen und mich zu Beginn meines Aufenthalts sehr unterstützt. Die größte Herausforderung ist es jedoch, mich an die hohen Preise hier in Kalifornien zu gewöhnen. Neben den Mieten sind vor allem gesunde Lebensmittel deutlich teurer als in Deutschland.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Ich werde mir auf jeden Fall einen Kapuzenpullover (Hoodie) der UCSB mitnehmen, den fast alle Studierenden auf dem Campus tragen. Somit werde ich mich immer an die schöne Zeit in Santa Barbara und an der UCSB erinnern. Außerdem werde ich eine ganze Menge an wunderbaren Erinnerungsfotos sowie viele neue Freundschaften und Bekanntschaften mit nach Hause nehmen.

Gut zu wissen

Diesen Tipp gebe ich anderen Forschenden und Studierenden, die ins Ausland gehen möchten:

Neben den Vorbereitungen bezüglich der geplanten Arbeiten und Zielsetzungen vor Ort sollte man insbesondere für einen Aufenthalt in Kalifornien frühzeitig mit der Wohnungssuche beginnen. Die Wohnungssituation hat sich nach der „Wiedereröffnung“ der Universitäten nach den Corona-Lockdowns extrem verschärft. So sind nicht nur die Mieten drastisch angestiegen, sondern auch die Verfügbarkeit von freien Wohnungen und Zimmern extrem zurückgegangen. Viele Studierende standen zum Start der Präsenzvorlesungen ohne Unterkunft da, sodass sie entweder in Motels und Hotels unterkommen mussten oder zum Teil sogar auf Campingplätzen „wohnen“.

Das möchte ich noch loswerden:

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ausdrücklich bei meinem Betreuer, Dr. Bernhard Vowinckel, bedanken. Dieser hat mich insbesondere bei der Bewerbung für das Fulbright Stipendium unterstützt und mir vor meiner Abreise viele wertvolle Tipps über das Leben in Santa Barbara gegeben. Darüber hinaus betreut er mich weiterhin durch regelmäßige Videokonferenzen, die aufgrund der neun Stunden Zeitverschiebung häufig in seinen frühen Abendstunden stattfinden.

Ein besonderer Dank gilt auch meinen Professoren vor Ort, Dr. Eckart Meiburg und Dr. Paolo Luzzatto-Fegiz. Zusammen mit ihren Teams haben sie mich mit offenen Armen empfangen und mir zu Beginn meines Aufenthalts auch außerhalb der Arbeit viel geholfen.

Unterstützt wurde ich außerdem bei allen bürokratischen Anliegen vom Team der Deutsch-Amerikanischen Fulbright-Kommission, durch die mein Aufenthalt in Santa Barbara erst ermöglicht wurde.